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Sport: Die große Euphorie ist erst einmal verflogen

BERLIN .Jan Schindelmeiser konnte seine Verwunderung nur schwerlich verbergen.

Von Karsten Doneck, dpa

BERLIN .Jan Schindelmeiser konnte seine Verwunderung nur schwerlich verbergen.Die Aussage, die sein Nebenmann da soeben via Mikrophon getroffen hatte, schien ihm intern erklärungsbedürftig.Also beugte er sich auf dem Podium zu Stanislav Levy hinüber und tuschelte kurz mit ihm.Schindelmeisers Gesichtszüge entspannten sich wenig später.Levy, der Trainer des Fußball-Zweitligisten Tennis Borussia, hatte auf der Pressekonferenz nach dem 0:2 gegen den FC St.Pauli für Irritationen gesorgt, als er sein offizielles Statement mit dem düster-inhaltsschweren Satz beendete: "Traurig ist nur, wenn ein Mann mit dem Schicksal des Trainers spielt." Der Seitenhieb galt Schiedsrichter Peter Lange, der mit einigen für TeBe sehr schmerzlichen Entscheidungen viel Aufregung hervorgerufen hatte.Aber da tauchte auch eine vage Andeutung auf, daß bei den Borussen in der Trainerfrage etwas im Busche sein könnte.Deshalb auch Schindelmeisers eilige Nachfrage.Der TeBe-Manager tat nach dem kurzen Gedankenaustausch Levys Aussage als "flapsige Bemerkung" ab und stellte fest: "Das hatte keinen tieferen Sinn."

Am Trainerstuhl wird bei Tennis Borussia nicht gesägt.Levy selbst unkt zwar: "Der Erfolg bleibt aus, also kriege ich mächtig eins auf den Deckel.So ist nun mal das Geschäft." Alles halb so schlimm.Den Skeptikern, die schon immer meinten, TeBe habe mit der Beförderung Levys vom Co- zum Cheftrainer aufs falsche Pferd gesetzt, hält Vereinspräsident Kuno Konrad entgegen: "Natürlich sind wir nicht glücklich mit dem, was passiert ist.Aber Levy hat im Trainingslager hervorragende Arbeit geleistet.Niemand von uns hat von ihm verlangt, er müsse aus den beiden Heimspielen gegen Rot-Weiß Oberhausen und St.Pauli sechs Punkte holen." Herausgesprungen ist nur ein Zähler durch das 2:2 gegen RWO (nach 0:2-Rückstand), und der TeBe-Trainer verzeichnet aus den sechs Punktspielen unter seiner Führung ganze zwei Siege.Folge: Die Fahrt Richtung Bundesliga geht für TeBe momentan ziemlich holprig auf platten Reifen weiter.Selbst der sich stets recht otimistisch gebende Konrad muß eingestehen: "Die große Euphorie ist raus.Zu den ganz heißen Aufstiegsanwärtern werden wir mit Sicherheit nicht mehr gezählt."

Bei der Analyse der Misere klammert TeBe den Trainer zwar nicht aus, macht ihn aber glücklicherweise auch nicht zum Alleinverantwortlichen allen Übels.Es existieren in der Tat auch andere Gründe.So erweist sich jetzt der Verkauf von Ilija Aracic an Hertha BSC immer mehr als unüberlegter Schnellschuß.Konrad betont zwar stets, Aracic sei nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache gewesen, aber er hatte halt bei TeBe einen Vertrag bis Saisonende.Viele Bundesligaprofis (wie z.B.Roy Präger oder Nico Kovac, beide zum HSV) haben längst ihre Wechselabsichten kundgetan und geben trotzdem noch alles zum Wohle ihres jetzigen Klubs.Ohne Aracic kommt der TeBe-Sturm als laues Lüftchen daher, zumal Kovacec am Dienstag am rechten Sprunggelenk operiert wird, Micevski 14 Tage wegen eines Meniskusanrisses pausieren muß und auch Namdar wegen Leistenbeschwerden nicht zur Verfügung steht.Dafür kann schwerlich der Trainer die Schuld tragen.Auch nicht dafür, daß der Drei-Millionen-Mann Geir Frigard ein glatter Ausfall war.

Tennis Borussia muß am Sonntag zu Fortuna Köln.Die personellen Voraussetzungen sind erbärmlich.Neben dem Stürmerdilemma ist Dermech nach seiner Roten Karte gesperrt, Melzig pausiert nach fünf Gelben Karten, Akrapovic hat sich gegen St.Pauli eine Hüftprellung zugezogen, Szewczyk eine Gehirnerschütterung, Raickovic liegt mit Fieber flach.Kuno Konrad zumindest spricht sich selbst Mut zu."Wir befinden uns", sagt er, "in einer schwierigen Situation, aber nicht in einer Krise.Alle momentanen Diskussionen sind doch sofort Schnee von gestern, wenn wir jetzt dreimal hintereinander gewinnen."

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