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Sport: „Die härtesten Runden meines Lebens“

Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher blickt auf die schönsten Siege seiner Karriere zurück

Siegen bedeutet für ihn einfach alles. Kein Wunder also, dass Michael Schumacher in Spa nach seinem zweiten Platz hinter Kimi Räikkönen und dem Gewinn seines siebten Formel-1-WM-Titels zugab: „Natürlich wäre es schöner gewesen, wenn ich den Triumph in der Weltmeisterschaft auch noch gleichzeitig mit einem Sieg hätte krönen können.“ Der hätte dann vielleicht auch noch Eingang in die Hitliste der zehn schönsten Siege seiner Karriere gefunden, die er kürzlich einmal aufstellte. Die besonderen Glücksmomente von Michael Schumacher – aus seiner eigenen Sicht:

1. Großer Preis von Japan in Suzuka 2000. Der erste WM-Titel mit Ferrari nach einem packenden Duell mit McLaren-Pilot Mika Häkkinen, der noch Titelchancen hatte: „Ich finde noch jetzt kaum Worte dafür, um zu beschreiben, was sich in mir abgespielt hat, nachdem ich über die Ziellinie fuhr. Das war eine solche Befreiung, die ich noch heute als unglaublich empfinde. Außerdem war es auch fahrerisch mit Sicherheit eines meiner besten Rennen, ein fantastischer Kampf mit Mika Häkkinen vom Start bis ins Ziel.“

2. Großer Preis von Belgien in Spa 1995. Nach einem Trainingsunfall ging Schumacher als 16. ins Rennen. Bei ständig wechselnden Wetterbedingungen fuhr er wie entfesselt. „Nach wenigen Runden lag ich schon auf Rang drei. Der Rest war eine Fahrt rein nach Instinkt – und auch ein bisschen Glück mit dem Wetter. Mein Gegner Damon Hill ist auf Regenreifen geblieben, musste aber kurz darauf noch einmal an die Box, um auf Trockenreifen zu wechseln, weil die Strecke abtrocknete. Das war meine Chance.“

3. Großer Preis von Belgien in Spa 1996. Nach zahlreichen Ausfällen in Schumachers erster Saison bei Ferrari war dieser Sieg enorm wichtig für das Selbstvertrauen des ganzen Teams. „Den ganzen Sommer über hatten wir ziemlich gelitten. Vor Spa war der Druck sehr groß, endlich wieder einmal zu gewinnen. Wenn es eine Zeit bei Ferrari gab, die wirklich unangenehm und hart war, dann waren es diese Wochen. Der Sieg in Spa bewies, dass Ferrari doch eine Zukunft hatte.“

4. Großer Preis von Italien in Monza 2000. Es war die große Wende in der Weltmeisterschaft nach drei Monaten ohne Sieg. Nach dem Rennen gab es Tränen. „Es war gleichzeitig fantastisch und furchtbar. Furchtbar, weil ein Streckenposten ums Leben gekommen war. Fantastisch, weil die Belohnung für den Sieg so groß war. Wir mussten unbedingt gewinnen, um unsere WM-Chancen aufrecht zu erhalten. Das zu schaffen, unter dem Jubel der Ferrari-Fans, und dabei auch noch die Anzahl der Siege von Ayrton Senna zu egalisieren, das war zu viel für mich.“

5. Großer Preis von Europa auf dem Nürburgring 1995. Ein Sieg im typischen Eifelwetter mit einem spektakulären Überholmanöver kurz vor Schluss. „Ich musste mich wegen eines zusätzlichen Boxenstopps durchs ganze Feld kämpfen und hatte schließlich immer noch einen ziemlichen Rückstand auf Jean Alesi. Außerdem hat sich das Wetter ständig geändert. Als ich Jean dann doch drei oder vier Runden vor Schluss in der Veedol-Schikane außenherum überholen konnte, war ich überwältigt.“

6. Großer Preis von Monaco 1997. Das Wetter in Monte Carlo war nicht vorauszusehen. „Ich hatte zwei verschieden abgestimmte Autos zur Verfügung, eines für nasse Verhältnisse, eines für trockene. Wir hatten noch 30 Sekunden bis zum Start – da haben unser Technikchef Ross Brawn und ich rein intuitiv entschieden: Option nass. Und es war genau richtig.“

7. Großer Preis von Belgien in Spa 1992. Es war ein Jahr nach seinem Debüt der erste Grand-Prix-Sieg in Schumachers Karriere. „Meinen ersten Sieg verdanke ich eigentlich einem Fehler. Durch einen Ausrutscher bin ich hinter meinen Teamkollegen Martin Brundle zurückgefallen und habe gesehen, dass seine Reifen schon in sehr schlechtem Zustand waren. Ich habe deshalb über Funk zum Team gesagt, dass ich sofort zum Boxenstopp reinkommen wolle – und habe durch den frühen Reifenwechsel so viel Zeit gewonnen, dass es zum Sieg gereicht hat.“

8. Großer Preis von Italien in Monza 2003. Ähnlich wie 2000 hatte Schumacher seit drei Monaten nicht mehr gewonnen. „Wieder ein entscheidendes Rennen in Monza. Alle Welt war der Meinung, Ferrari sei nur noch ein Außenseiter im Titelkampf. Aber wir wussten, wenn alles perfekt läuft, dann können wir es noch schaffen. Als Erster über die Ziellinie zu fahren, war eine unglaubliche Erleichterung.“

9. Großer Preis von Frankreich in Magny-Cours 2002. Schon im Juli, im elften Saisonrennen, sicherte sich Schumacher den Titel. „Ich habe nicht daran geglaubt, die WM schon in Magny-Cours gewinnen zu können. Die letzten Runden, nachdem ich Kimi Räikkönen nach seinem Ausrutscher kurz vor Schluss überholt hatte, waren für mich bis heute die härtesten in meinem Leben. Bis heute bin ich von der Tiefe der Emotionen, die ich danach empfand, überrascht.“

10. Großer Preis der USA in Indianapolis 2003, Großer Preis von Deutschland in Hockenheim 2002, Großer Preis von Belgien in Spa 2002, Großer Preis von Kanada in Montreal 2003. „Nummer zehn ist schwer zu entscheiden. Die schwierigen Bedingungen in Indianapolis oder der erste Sieg mit Ferrari in Hockenheim? Oder die Superfahrt in Spa mit einem Superauto auf dieser Superstrecke? Oder der Sieg in Kanada fast ohne Bremsen, auf einer Strecke, auf der die Bremsen so wichtig sind? Ich kann mich nicht festlegen.“

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