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Sport: Die Hilfe der Jedi-Ritter

Von Sven Simon Köln. Als die meisten Gäste den VIP-Bereich des Energy Domes verlassen hatten, saß Kölns Basketballtrainer Svetislav Pesic immer noch gedankenverloren da und schaute auf den Fernseher.

Von Sven Simon

Köln. Als die meisten Gäste den VIP-Bereich des Energy Domes verlassen hatten, saß Kölns Basketballtrainer Svetislav Pesic immer noch gedankenverloren da und schaute auf den Fernseher. Dort war zu sehen, wie sein Team Rhein Energy Cologne im ersten Finalspiel vom Meister Alba Berlin demontiert wurde. Der Kommentator sprach von „überragenden Berlinern auf dem Weg zum sechsten Titel“ und zeigte in Zeitlupe, wie Albas Centerspieler Dejan Koturovic mehrmals den Ball kraftvoll durch den Kölner Korb prügelte. Der Klub, mit dem Svetislav Pesic vier Mal die deutsche Meisterschaft sowie den Korac-Cup gewann, hatte seinen Kölner Korbjägern die Grenzen aufgezeigt.

„Wir haben nicht gut angefangen und konnten auch nach der Halbzeit nicht ins Spiel zurückfinden“, sagte Pesic und drehte sich vom Fernseher weg. Allerdings, warf er ein, gäbe es bei seinem Team noch Reserven. „Wenn unsere Defense aggressiver wird und wir im Angriff besser treffen, sieht es gut aus. Wir haben nicht viel Zeit, um uns vorzubereiten, wir werden diese aber intensiv nutzen und es besser machen."

Den Pfingstsonntag nutzte Pesic für ein leichtes Training und eine ausführliche Mannschaftsbesprechung. Abends schaute sich das Team zur Zerstreuung das neueste „Star-Wars“-Spektakel an. Im Höhepunkt des Kinofilms besiegt eine kleine Schar von Jedi-Rittern eine Übermacht von bösen Kreaturen in deren Kolosseum. Der Film ist zwar dem Sciene-Fiction-Genre zuzuordnen, aber vielleicht haben die Kölner Korbjäger doch etwas Mut daraus gezogen. Denn heute (20.15 Uhr, live im DSF) treffen sie in der Max-Schmeling-Halle vor voraussichtlich 10 000 Zuschauern zum zweiten Mal auf Alba Berlin. Rhein Energy ist bereits gestern in die Hauptstadt geflogen und hat in der Schmeling-Halle trainiert.

Für die Kölner ist es bereits ein Erfolg, im ersten Jahr der Zugehörigkeit zur Basketball-Bundesliga (BBL) das Finale erreicht zu haben. Gegen den zeitweiligen Widerstand der Zweitligaklubs hatten die Kölner in der Sommerpause eine Wild Card für die BBL erhalten. Wie sich jetzt in den Play-offs herausstellte, zählt der Aufsteiger bereits zu den zwei besten Teams in Deutschland. Nach der Hauptrunde hatten die Kölner Rang drei belegt, in den Play-offs warfen sie erst Avitos Gießen (3:0) aus dem Rennen um die Meisterschaft, dann den Ortsrivalen Telekom Baskets Bonn (3:1). Der Einzug ins Finale bedeutete für die ehrgeizigen Kölner die Qualifikation für den Europacup in der kommenden Saison.

Als gewichtiges Argument für die Wild Card hatten die Kölner stets auf die Kölnarena verwiesen, die Platz für 18 000 Zuschauer bietet. Da die riesige Halle jedoch zum Zeitpunkt der Lizenzerteilung an zahlreichen Terminen vermietet war, konnten die Kölner lediglich fünf Spiele darin austragen. Die übrigen Heimspiele fanden im GEW Energy Dome statt. Die Ausweichhalle im Gewerbegebiet erinnert eher an ein Zirkuszelt als an eine Basketballarena. Das dritte Finalspiel am kommenden Samstag (14.10 Uhr, live im DSF) sowie ein mögliches fünftes Finale müssen die Kölner ebenfalls in der nur 3000 Zuschauer fassenden Arena austragen. „Die Kölnarena ist durch Jahreshauptversammlungen belegt“, sagt der Kölner Pressesprecher, „einmal ausgerechnet durch die Telekom, das ist wohl deren späte Rache.“ Die Telekom sponsert den Rivalen aus Bonn, den die Kölner im Halbfinale besiegt hatten. Im Eingangsbereich des GEW Energy Domes werden Fan-Devotionalien verkauft mit der Aufschrift: „Die Nummer eins am Rhein sind wir.“ Ob Köln auch die Nummer eins im Land ist, muss sich in der Finalserie noch zeigen.

Von Resignation ist jedenfalls keine Spur. Kölns Eigengewächs Gregor Linke hofft auf ein „fast perfektes Spiel, um die Serie auszugleichen oder vielleicht sogar zu drehen“. Für Teamkollege Vladimir Bogojevic, der mit Berlin drei Mal Meister wurde, ist der Unterschied gar nicht so groß: „Wir dürfen nur nicht wieder so schlecht anfangen.“ Stephen Arigbabu will die Partie lange eng halten, um dann am Schluss „die richtigen Entscheidungen zu treffen“. Natürlich gehöre dazu auch Glück, räumt der Nationalspieler ein. Außerdem müssen die Kölner Centerspieler vor allem Dejan Koturovic, der beim Auftakt mit 19 Punkten bester Werfer war, besser kontrollieren. „Ich habe ihm gesagt, dass ich für das nächste Spiel noch ein paar Überraschungen für ihn am Start habe“, sagte Arigbabu grinsend. Johannes Strasser, der für den verletzten Weltmeister Sasa Obradovic in den Kader gerutscht ist, hat „so ein Gefühl, dass wir in Berlin gewinnen werden“. Rhein Energy müsse nur wacher sein und „von Beginn an dagegen halten“, sagt der 19-Jährige.

„Wir wissen, wo unsere Fehler lagen und werden wieder angreifen“, bekräftigt Kölns Manager Stephan Baeck. Sollte Alba an beiden Enden des Parketts im Zusammenspiel aber den gleichen Eindruck von Perfektion vermitteln, wie das im ersten Spiel am vergangenen Samstag der Fall war, kann Gregor Linke das Wörtchen „fast“ streichen. Dann braucht Rhein Energy für einen Sieg ein perfektes Spiel, bei dem auch die wildesten Würfe reinfallen.

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