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Größe zeigen in der Niederlage. Abby Wambach (r.) mit Homare Sawa. Foto: Reuters

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Sport: Die Hoffnung als Gegner

Respektvoll akzeptieren die USA ihre Niederlage

Am Ende kamen die Ehrungen, und das Problem war, dass sich nicht gerne ehren lässt, wer gerade die größtmögliche Ehre verpasst hat. Also ist Hope Solo eher gelangweilt in Richtung Bühne marschiert, als sie den Goldenen Handschuh für die beste Torhüterin der Frauenfußball-Weltmeisterschaft entgegennahm, natürlich mit musikalischer Begleitung, untermalt mit wummernden Bässen und jauchzenden Harfen. Und dass sie ein paar Sekunden später auch zur drittbesten Spielerin des Turniers ernannt wurde, sorgte nicht unbedingt für eine entscheidende Verbesserung ihrer Laune.

Hope Solo wollte Weltmeisterin werden, aber das hat bekanntlich nicht ganz geklappt. Weil ihre Verteidigerinnen den harmlosen Japanerinnen zwei Tore gestatteten, von denen diese heute wahrscheinlich selbst nicht mehr wissen, wie sie überhaupt zustande gekommen sind. Hope Solo war eine übel gelaunte Weltmeisterschaftszweite. Sie wird bald 30, da minimieren sich die Möglichkeiten für künftige Erfolge.

Abby Wambach ist ein Jahr älter, und sie trug die Niederlage im WM-Finale gegen Japan so souverän, wie es wahrscheinlich nur Bürgerinnen aus God’s own country können. „Japan war besser und ist deswegen Weltmeister geworden“, sagte die Frau mit der eingebauten Torgarantie, sie hatte auch im WM-Finale getroffen.

Pardon, Mrs. Wambach, meinen Sie das ernst? War Japan in diesem WM-Finale wirklich die bessere Mannschaft? Kurze Pause. „In diesem Spiel vielleicht nicht.“ Aber: „So funktioniert nun mal dieses wunderbare Spiel namens Fußball. Wer am Ende mehr Tore schießt, verdient den Sieg.“ Das ist eine schöne Sprachhülse, aber Abby Wambach füllte sie mit Leben in exakt dem Augenblick, als es ihr am schwersten fiel. Gleich nach dem tragischen Ende im Elfmeterschießen umarmte sie alle Japanerinnen, die nicht gerade jubelnderweise beschäftigt waren, und das waren einige, denn die höflichen Japanerinnen feierten dezent. Homare Sawa, der grandiosen Spielmacherin, schienen die vielen, viel zu lang gestreckten Auszeichnungen in der Nacht von Frankfurt beinahe peinlich zu sein. Also marschierte Abby Wambach hinüber zu Homare Sawa und legte den Arm um sie für ein Erinnerungsfoto, was ganz lustig aussah, weil die japanische Kapitänin zwar eine der Größten ihrer Delegation ist, aber immer noch einen Kopf kleiner als die hünenhafte Amerikanerin.

Den finalen amerikanischen Misserfolg deutete Abby Wambach denn auch schnell um zu einer amerikanischen Erfolgsgeschichte. Nur dass sie im konkreten Fall andere Hauptdarsteller hatte. Abby Wambach hat in der Frankfurter Nacht viel erzählt von dem unglaublichen Aufbauwerk der Japanerinnen, von dem Comeback nach der Depression in Folge der Tragödie von Fukushima. Ihr schönster Satz ging so: „Japan hatte heute einen Spieler mehr auf dem Platz, er hieß Hoffnung und Sehnsucht, und dagegen konnten wir nichts ausrichten.“

Die Amerikanerinnen hatten alles versucht in diesem Finale, „es war unser bestes Spiel bei dieser WM“, sagte die Mittelfeldspielerin Megan Rapinoe.“ 120 Minuten lang hatten sie und ihre Kolleginnen das gegnerische Tor berannt, Latte und Pfosten getroffen und viel besser gespielt als etwa im Viertelfinale gegen Brasilien, das im Elfmeterschießen ein überraschend glückliches Ende gefunden hatte. Damals, exakt eine Woche zuvor in Dresden, hatte alles gestimmt im Team USA. Im Endspiel ging, unter besseren Voraussetzungen, fast alles schief.

„Irgendwann ist das Glück eben mal aufgebraucht“, urteilte Pia Sundhage mit der Zurückhaltung, wie sie Skandinavierinnen nun mal zu eigen ist. Die schwedische Trainerin der amerikanischen Mannschaft trug die Niederlage mit derselben Gelassenheit wie alle ihre Spielerinnen, Hope Solo einmal ausgenommen. Japan sei halt einen Tick besser gewesen, „und wir waren einfach nicht scharf genug.“ Genau so hat Pia Sundhage das formuliert in der Nacht zu Montag – traurig, enttäuscht, respektvoll. Und genau so akzeptierte ihre Mannschaft den Sieg Japans. Als Niederlage gegen eine Mannschaft, die eine Erfolgsgeschichte hingelegt hatte, wie sie amerikanischer kaum sein kann.

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