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Sport: Die interne Lösung

Wie Hertha BSC den Verlust Beinlichs kompensieren kann

Berlin. Es war spät geworden am Samstagabend, als Stefan Beinlich nach Monaten des Schweigens wieder sprach und seinen Wechsel zum Hamburger SV bestätigte. „Der HSV hat mir ein sehr gutes Angebot gemacht, ich habe mich entschieden“, sagte Beinlich. „Hertha wollte erst nach Ostern mit mir sprechen. Das war mir einfach zu spät.“ Herthas Manager Dieter Hoeneß nahm die Nachricht nicht sonderlich überrascht auf. Die Berliner hatten am Samstag 1:0 bei Hansa Rostock gewonnen, und das, obwohl Beinlich fast eine Stunde lang nur auf der Ersatzbank gesessen hatte.

Bei Hertha haben sich an diesem Wochenende die internen Personalien geklärt. Der Klub kann sich jetzt verstärkt auf die kommende Saison konzentrieren. Manager Hoeneß sagt, dass die Vereine auf dem Transfermarkt erst in den kommenden Wochen richtig aktiv werden. Hertha sucht einen Mann für die rechte Außenbahn – und wegen Beinlichs Wechsel nun auch eine Art Spielmacher im defensiven Mittelfeld.

In den vergangenen Wochen wurden bei Hertha einige Kandidaten genannt. Der portugiesische Nationalspieler Petit von Benfica Lissabon etwa. Oder Thomas Galasek von Ajax Amsterdam. Den tschechischen Nationalspieler hatte Hoeneß vor drei Wochen bei einem Länderspiel in Prag beobachtet. Viel Geld steht Hoeneß nicht zur Verfügung. Rund anderthalb Millionen Euro sollen es sein, die der Manager in neue Spieler investieren darf. Die Höhe der Summe hängt davon ab, ob Hertha in der kommenden Saison am Uefa-Cup oder vielleicht sogar an der Champions League teilnimmt. Derzeit liegen die Berliner nur noch vier Punkte hinter dem Tabellenzweiten VfB Stuttgart.

Die Frage ist, ob sich Hertha BSC auf dieser Position wirklich durch einen neuen Spieler verstärken muss oder sich die Angelegenheit auch intern klären lässt. An guten Defensivspielern mangelt es den Berliner nicht. Marko Rehmer und Arne Friedrich sind Nationalspieler, Abwehrchef Dick van Burik hat seinen Vertrag in Berlin gerade bis 2006 verlängert. Selbst Michael Hartmann scheint sich in den vergangenen Monaten taktisch weiterentwickelt zu haben. Und auf der Ersatzbank sitzt schließlich immer noch ein junger Mann wie Denis Lapaczinski.

Angesichts dieser Klasse könnte Trainer Huub Stevens gut auf einen Mann wie Josip Simunic in der Abwehrkette verzichten und ins Mittelfeld aufrücken lassen. Simunic ist ähnlich wie van Burik ein furchtbar unangenehmer Gegenspieler. Er hat ein gutes Kopfballspiel, eine gewisse Aggressivität – und er ist am Ball technisch stark wie kaum ein anderer in Herthas Defensive. Dass ihm in Rostock verhältnismäßig viele Fehler unterlaufen sind, sagt er selbst. „Ich habe mich in einigen Situationen nicht sonderlich gut verhalten.“ Früh hatte Simunic die Gelbe Karte gesehen, und nachdem er zwei-, dreimal mit dem Rostocker Salou in Kontakt kam, drohte er vom Platz zu fliegen. Trainer Stevens wechselte ihn deshalb aus. „Da war mir das Risiko zu hoch“, sagt Stevens.

Die Überlegung, Simunic aufrücken zu lassen, wird Stevens im Kopf behalten. In Rostock hat sich nun auch Alexander Madlung angeboten und gezeigt, dass er in der Innenverteidigung eine Alternative ist. Dabei hat der 20-Jährige nicht einmal einen Profivertrag. Den unterschreibt er erst im Sommer.

André Görke

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