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Fit mit 41. Mikitenko war nicht mal erschöpft.Foto: dpa

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Sport: Die Jüngeren dürfen sich weiter ärgern

Irina Mikitenko wird Dritte bei den Frauen und bricht den Weltrekord in der Altersklasse Ü 40.

Berlin - Im Ziel galt Irina Mikitenkos erste Frage dem Rekord. Allerdings wollte die 41-Jährige nicht in Erfahrung bringen, ob sie ihr eigenes Ziel erreicht und die Weltbestmarke in der Altersklasse Ü 40 unterboten hatte. Vielmehr wollte Mikitenko wissen, was aus Wilson Kipsangs Rennen an der Spitze des Männerfelds geworden sei. „Echt?“, fragte sie erstaunt, als sie von Kipsangs Triumph hörte. Letztlich konnte sich Mikitenko neben der Gratulation an den Kenianer auch über einen eigenen rundum gelungenen Tag freuen. „Es ist teilweise sehr windig gewesen, aber ich bin fast eine Minute unter dem Masters-Weltrekord geblieben, dazu der dritte Platz – was will man mehr?“, sagte Mikitenko, die in 2:24:54 Stunden hinter den beiden Kenianerinnen Florence Kiplagat und Sharon Cherop ins Ziel am Brandenburger Tor gelaufen war.

Kiplagat triumphierte zum zweiten Mal in Berlin, ihre Zeit von 2:21:13 war knapp eineinhalb Minuten langsamer als bei ihrem Sieg in Berlin vor zwei Jahren. Es war der fünfte afrikanische Sieg in Folge in der Frauenkonkurrenz des Berlin-Marathons, im vergangenen Jahr hatte die Äthiopierin Abedu Kebede triumphiert. Die letzte Nichtafrikanerin auf der höchsten Stufe des Siegerpodests hieß 2008 Irina Mikitenko.

Während die 26-jährige Kiplagat, wie Mikitenko zweifache Mutter, am ersten Versorgungspunkt ihr Getränk fallenließ und später mit einer Blase am rechten Fuß kämpfen musste, lief bei der deutschen Rekordhalterin alles nach Plan. Von mehreren Tempomachern abgeschirmt und mitgezogen lief Mikitenko von Beginn an der angestrebten Zeit von 2:25:43 entgegen. In der zweiten Hälfte des Rennens wurde die Siegerin von 2008 sogar noch schneller, sodass sie den sogenannten Masters-Weltrekord mehr als deutlich unterbot. „Ich bin schon 41 – aber das sagt nichts“, sagte Mikitenko im Ziel. „Ich fühle mich wie 20, mit 20 Jahren Erfahrung. Aufhören kommt für mich noch nicht infrage.“

Im Gegensatz zu Florence Kiplagat, die sich im Ziel erbrechen musste und danach kaum mehr die Kraft hatte, das Siegerpodest zu erklimmen, wirkte Mikitenko immer noch frisch und entspannt. „Körperlich bin ich nicht erschöpft. Ich wusste, dass ich diese Zeit drauf habe. Ich kann die Jüngeren immer noch ärgern“, fasste sie das Rennen zusammen. „Ich habe mich immer supergut gefühlt und mir gesagt: Du kannst in der zweiten Hälfte noch was drauflegen.“

Das tat Mikitenko mit einem Zwischenspurt bei Kilometer 36, als sie ihre Verfolgerin Helah Kiprop abschüttelte und der Kenianerin bis zur Ziellinie sogar noch drei Minuten abnahm. Dabei sei ihr gar nicht klar gewesen, wie viele Läuferinnen zu diesem Zeitpunkt vor ihr lagen und dass sie sich mit Kiprop gerade um den dritten Platz stritt. „Ich bin nun mal eine Kämpferin, Marathon ist Kampf“, sagte Mikitenko. „Wenn jemand neben dir läuft, dann willst du den besiegen.“ Zuschauer an der Strecke hätten sie erst darauf aufmerksam machen müssen, dass sie tatsächlich einem Podiumsplatz entgegenlief.

Nach dem Rennen sprach sie davon, bei ihrem vierten Start in Berlin von einem „Heimvorteil“ profitiert zu haben: „Die Leute an der Strecke rufen alle: Irina! Irina! Irina! Ich wusste gar nicht, wo ich hätte langsamer laufen sollen.“ Die Aussicht auf den Berlin-Marathon habe ihr auch immer dann geholfen, wenn ihr das Training schwergefallen sei: „Ich habe mir dann gesagt: Du darfst nicht langsam laufen – du willst doch Berlin laufen!“ Lars Spannagel

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