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Sport: Die Jungs vom Konzern

Bayer Leverkusen muss sparen – und setzt auf die junge Fußballer-Generation

Berlin - In dieser Woche ist Bayer Leverkusen wieder mal ein Transfercoup geglückt. In der kommenden Saison wird Josip Tadic von NK Osijek für den Fußball-Bundesligisten spielen. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ist davon überzeugt, dass der Kroate ein Spitzenstürmer werden wird. Legt man die allgemeine Erfahrung von der Entwicklung eines Stürmers zugrunde, wird das zwischen 2012 und 2018 der Fall sein. Josip Tadic ist gerade 17 Jahre alt.

Tadic könnte eine der Symbolfiguren für das neue Bayer Leverkusen werden. So wie Emanuel Pogatetz, Tranquillo Barnetta, Sascha Dum, Timo Röttger, Jan- Ingwer Callsen-Bracker oder Gonzalo Castro. Alles Leute zwischen 17 und 22, die gerade einen Profivertrag erhalten haben. Noch vor ein paar Jahren war Leverkusen der reiche Onkel der Fußballfamilie, der überall auf der Welt teure Stars einkaufen konnte. „Wir wollen die Mittel effizienter einsetzen“, sagt Holzhäuser nun. „Wir haben uns verschlankt.“

Zurückhaltender soll der Verein werden. Vermutlich ist es kein Zufall, dass der Beginn der neuen Bescheidenheit mit dem Abschied des barocken Reiner Calmund als Geschäftsführer begonnen hat. „Das Sportliche rückt etwas mehr in den Mittelpunkt“, glaubt Meinolf Sprink, der Sportbeauftragte der Bayer AG. Der Klub hat durch Calmunds Ausscheiden an Glanz eingebüßt. „Das muss ja kein Nachteil sein“, sagt Holzhäuser, der in Fußballkreisen als anerkannter Finanzexperte gilt und für Seriosität bürgt. Neuer Sportlicher Leiter des Klubs ist der frühere Jugendkoordinator Michael Reschke.

Reschke war hauptverantwortlich für die bekannt gute Jugendarbeit bei Bayer. Seit 1985 war der Verein zweimal A-Jugend-, einmal B-Jugend-Meister, stand fünfmal in einem Finale und gewann einmal den Pokal. Aber um Titel geht es bei der Nachwuchsarbeit erst in zweiter Linie. „Ich wünsche mir, dass jemand aus unserem Jugendzentrum Leistungsträger in der ersten Mannschaft wird“, sagt Sprink. In all den Jahren hat das noch keiner aus Bayers eigenem Nachwuchs geschafft.

Doch auch in Zukunft soll Bayer kein besseres Juniorenteam sein. „Wir wollen unsere Spitzenleute halten“, sagt Sprink. Und Spitzenleute können bei Bayer auch weiter Spitzengehälter verdienen. Bernd Schneider, Juan, Carsten Ramelow und Dimitar Berbatow haben ihre Verträge gerade verlängert. Vorbei sind allerdings die Zeiten, da fast alle Spieler bei Bayer Großverdiener waren. „Für die Nummern 13, 14, 15 und aufwärts haben wir zu viel Geld ausgegeben“, gibt Bayers Geschäftsführer zu. Das wird es in Zukunft nicht mehr geben, weil die Positionen mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs besetzt werden sollen. Wenn das Konzept aufgeht, könnte Bayer Leverkusen eine Art SC Freiburg werden – nur erfolgreich.

Der Konsolidierungskurs wurde schon zu Calmunds Zeiten eingeleitet, als Bayer in den Abstiegskampf geriet, die Champions League verpasste und 25 Millionen Euro einsparen musste. Holzhäuser sagt: „Der Kurs zeigt jetzt Erfolge.“ In der übernächsten Saison soll der Personaletat noch die Hälfte von dem der Saison 2001/02 betragen, als Bayer das Champions-League-Finale erreichte. „Der Verein ist kerngesund“, sagt Holzhäuser.

Das liegt auch daran, dass die Bayer AG ihre finanzielle Unterstützung von 15 Millionen Euro im Jahr in schwierigen Zeiten nicht reduziert hat. Der Verein sei „ein wichtiges Instrument zur weltweiten Positionierung des Unternehmens“, sagt Sprink. „Was wir machen, muss ins unternehmenspolitische Umfeld des Konzerns passen“, sagt Holzhäuser. Darum hat der Verein auf die bereits genehmigte Modernisierung der Bayarena verzichtet, obwohl der Klub die Mittel in einer größeren zweistelligen Millionenhöhe selbst aufgebracht hätte. Holzhäuser sagt: „Ein Pförtner bei Bayer, der gerade in den Vorruhestand geschickt wurde, wird kein Verständnis dafür haben, dass für kurzbehoste Millionäre ein Palast entsteht.“

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