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Nationalspieler im Anflug. Markus Richwien überzeugte mit sechs Toren gegen Kiel den Bundestrainer. Foto: dapd

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Sport: Die Klasse wächst

Die Handballer der Füchse Berlin liefern dem Titelfavoriten Kiel einen großen Kampf – und unterliegen 32:33. Markus Richwien erspielt sich eine Nominierung fürs Nationalteam

Berlin – Für einen Handballprofi der Füchse Berlin nahm der Nachmittag noch eine etwas positivere Wendung. Als Markus Richwien in der Kabine der Max-Schmeling-Halle gerade zum Duschen gehen wollte, wurde er noch einmal herausgerufen. Vor der Türe stand der neue Handball-Bundestrainer Martin Heuberger und überraschte ihn mit einer freudigen Nachricht: Er habe Richwien für den in Berlin beginnenden Supercup nachnominiert, sagte er. Für den Berliner, der 2008 sein erstes von bisher nur einer Handvoll Länderspielen bestritten hat, dürfte es ein kleiner Trost gewesen sein.

Zuvor hatte Richwien beim 32:33 (17:17) gegen den THW Kiel zu den besten Berliner Spielern gezählt. Mit sechs Treffern erzielte der 26-Jährige vor 9000 Zuschauern in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle die zweitmeisten Tore seines Teams. Nur Iker Romero traf mit acht Toren besser, darunter fünf Siebenmeter. Für das Team von Trainer Dagur Sigurdsson schmerzte zwar die Niederlage, aber die Art und Weise des Auftritts sprach für die gewachsene Klasse der Füchse. „In Berlin kann man ohne eine Topleistung nicht gewinnen“, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. Füchse-Manager Bob Hanning wertete das als „ ganz besonderes Lob“, denn die Kieler dominieren in dieser Saison die Bundesliga mit nun zehn Siegen in zehn Spielen.

Schon in der ersten Halbzeit bewiesen die Füchse Moral, nachdem ihnen der Start in die hochklassige Partie etwas missglückt war. 1:5 lagen sie nach sechs Minuten zurück, da legte Sigurdsson bereits die Grüne Karte für eine Auszeit auf den Kampfrichtertisch. Vor allem Kiels Regisseur Daniel Narcisse, mit neun Toren erfolgreichster Werfer des Spiels, bekamen die Berliner nicht in den Griff. „Das war ein mitentscheidender Faktor für die Niederlage“, sagte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson. Während Kiel zu vielen einfachen Toren kam, mussten die Füchse in der Offensive einen enormen Aufwand betreiben. Das Problem Narcisse konnte sie zwar auch später nicht lösen, aber dafür bekamen sie die anderen Kieler immer besser unter Kontrolle. Beim 8:8 (13.) hatten sie erstmals den Gleichstand erreicht, ehe sie noch einmal in einen Vier-Tore-Rückstand (10:14/19.) gerieten. Erneut kämpften sich die Füchse aus diesem Loch heraus. Weil Silvio Heinevetter herausragend hielt, Markus Richwien erneut eine starke Leistung bot und Ivan Nincevic sowie Torsten Laen ihre Chancen nutzten.

Es hatte sich in der ersten Halbzeit ein Spitzenspiel entwickelt, dem allerdings Spitzenschiedsrichter fehlten. Das Duo Ralf Damian und Frank Wenz entschied mit seinen Pfiffen zwar nicht das Spiel, aber in zu vielen Situationen fehlte das nötige Fingerspitzengefühl. So musste Bob Hanning seinen Füchse-Trainer in der 37. Minute sogar beruhigen, damit er nicht mehr als nur die Gelbe Karte kassierte. Drei Minuten vorher waren die Füchse mit 20:19 in Führung gegangen, hielten dann das Spiel bis zum 23:25 (43.) aussichtsreich offen. „Dann kamen jene Minuten, die uns den möglichen Punktgewinn kosteten“, sagte Sigurdsson über die Phase bis zum 25:30 (50.). Dennoch kämpften die Berliner gegen die drohende Niederlage an, längst hatte Iker Romero das Kommando übernommen. Dem 31 Jahre alten Spanier gelang es, das Spiel an sich zu reißen, er führte wie in seinen besten Zeiten Regie. Vielleicht hätte ihn Sigurdsson noch früher einsetzen sollen. Der THW Kiel bekam das große Zittern – doch es reichte letztlich knapp für die Gäste.

Die Chance zu einer Revanche haben die Füchse nun am 14. Dezember im Pokal-Achtelfinale, das wie schon im Vorjahr im Viertelfinale erneut beide Klubs zusammenführt. Bob Hanning schlug vor, zukünftig gar nicht mehr zu losen, sondern das Spiel zwischen den Füchsen und dem THW Kiel sofort anzusetzen. „Dieses Los wollte ich bestimmt nicht“, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. Er stand offenbar noch unter dem Eindruck der schwierigen 60 Spielminuten zuvor.

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