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Sport: Die kleinen Riesen

Im ersten Play-off-Spiel trifft Albas Demirel auf Frankfurts Roller

Frankfurt . Er würde sich wünschen, „dass man diese beiden Spieler niemals miteinander vergleicht“, sagt Henrik Dettmann. Eine Aussage, wie sie typischer nicht kommen kann vom Bundestrainer der Basketball-Nationalmannschaft. Der Finne ist kein Freund von Konfrontationen, der Menschenfreund plädiert für das Miteinander statt Gegeneinander. Aber es sind Play-offs in der Bundesliga, und da müssen die Teams gegeneinander antreten. Alba Berlin empfängt am Sonntag (15 Uhr, Schmeling-Halle) die Opel Skyliners Frankfurt zur ersten Viertelfinalpartie. Und da treffen Mithat Demirel und Pascal Roller aufeinander. Beide sind 1,80 Meter groß, beide sind Nationalspieler, beide sind Spielmacher. Der eine in Berlin, der andere in Frankfurt. Ihre Statistiken sind ähnlich.

In der Nationalmannschaft bekommen sie trotzdem nicht die gleichen Spielanteile. Demirel ist bei Dettmann gesetzt seit der Europameisterschaft vor zwei Jahren. Damals wurde Deutschland Vierter. Vergangenen Sommer bei der Weltmeisterschaft in Indianapolis reichte es sogar für die Bronzemedaille. Der Schritt in die Weltspitze war vollbracht. Demirel und der erstmals eingesetzte Aufbauspieler Misan Nikagbatse bekamen für ihre Auftritte viel Lob, der ältere Roller schaute von der Ersatzbank aus zu. „Pascal und Mithat sind beides sehr gute Spieler“, sagt Dettmann. Aber ihre individuellen Qualitäten seien nicht vergleichbar. „Mithat ist ein traditioneller Point Guard und Pascal ein traditioneller Scoring Guard“, sagt Dettmann. Damit meint der Bundestrainer, dass Demirel zuerst daran denkt, das Spiel für die Teamkollegen zu organisieren, während Roller dagegen eher den Blick für den eigenen Wurf hat.

Das ist auch der Grund, warum Roller in der Nationalmannschaft hinten ansteht. Dettmann hat neben Dirk Nowitzki von den Dallas Mavericks noch zwei, drei andere Akteure, die gut punkten können. Also braucht er jemanden, der diesen Spielern dann in ihrer Lieblingsposition den Ball gibt, wenn sie ihn brauchen. Und das kann Demirel einfach besser. „Ich kann die Entscheidung des Trainers verstehen“, sagt Roller. „Schließlich macht Mithat einen sehr guten Job, und die Mannschaft hat ja Erfolg. Warum soll er dann etwas verändern?“

Ärger gibt es also keinen wegen der Konkurrenzsituation. Aber nach der Weltmeisterschaft nahm Roller sich eine Pause von der Nationalmannschaft. Und zwar weil Dettmann ihm gesagt habe, so Roller, dass er in den anstehenden Qualifikationsspielen nicht viel eingesetzt werden würde. Er spielte sogar so wenig, dass der ARD–Reporter hartnäckig von Patrick Roller sprach, als er dann doch einmal auf das Parkett gehen durfte.

Als im November neben Demirel noch andere Spieler ausfielen, half Roller trotzdem in der Nationalmannschaft aus. „Wenn ich helfen kann, bin ich gerne zur Stelle“, sagt er. „Denn mein Ziel ist es nach wie vor, in der Nationalmannschaft zu spielen.“ Die WM in Indianapolis sei trotz der wenigen Einsatzzeit sein größtes Erlebnis gewesen. Aber die Entscheidung liege nun mal nicht bei ihm. „Ich kann nichts tun, als die ganze Saison so gut wie möglich spielen.“

Dass er in den Play-offs gegen Demirel spielt, ist für Roller „nichts Besonderes. Diese Individual-Duelle, die manche Leute in die Serie tragen wollen, haben da gar nichts zu suchen.“ Er beschäftige sich nur mit dem Ziel der Mannschaft, und das sei „einzig und allein, Berlin zu schlagen“. Morgen bekommt er in der Max-Schmeling-Halle die erste Gelegenheit dazu.

Sven Simon

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