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Sport: Die lange Fahrt zu sich selbst ...

Michael Schumacher will sich seinen Titel zurückholen – ob er danach weitermacht, weiß er noch immer nicht

Bernie Ecclestone hat einen Wunsch. Der kleine Brite hofft, „dass die Formel 1 größer ist als Michael Schumacher“. Die Sorge, die diese Überlegung speist, ist nachvollziehbar. Denn jener Mann, der Ecclestones Rennzirkus mehr als eine Dekade lang und mehr als irgendein Pilot jemals zuvor verkörpert hat, wird am Sonntag (12.30 MEZ/live bei RTL und Premiere) in Manama in seine sechzehnte Formel-1-Saison starten – und es könnte seine letzte werden.

Es wird viel spekuliert, interpretiert und analysiert, aber sicher ist momentan wohl nur eines: Der siebenmalige Weltmeister weiß selbst noch nicht, ob er nach der Saison weitermachen, aufhören oder entgegen aller Erwartungen doch noch einmal das Team wechseln wird.

Der Ehrgeiz des 37-Jährigen ist immerhin ungebrochen, und er selbst hat noch keinen Punkt entdeckt, an dem er mit den Jungen nicht mehr mithalten könnte. Um dies unter Beweis zu stellen, benötigt er jedoch auch geeignetes Material. Schumacher hat auch bereits klargemacht, dass er gewisse Voraussetzungen erfüllt sehen will, um seine unvergleichliche Karriere noch um ein oder zwei Jahre zu verlängern. Die wichtigste: Das Auto muss konkurrenzfähig sein. „Wenn ich nicht einmal eine Chance habe, Rennen zu gewinnen und um den Titel zu kämpfen, glaube ich nicht, dass ich große Lust habe, meine Karriere fortzusetzen“, sagte der 84-malige Grand-Prix-Sieger. „Ich will wissen: Wo geht bei Ferrari die Reise hin?“

Diese Forderung hat sein Team nach dem enttäuschenden vergangenen Jahr mit nur einem Sieg im Skandalrennen von Indianapolis wohl vernommen – und auch die ungewöhnliche Aussage, dass Schumacher lediglich „zu 99 Prozent“ bei Ferrari bleiben wolle.

Inzwischen hat der Deutsche die Wahrscheinlichkeit schon wieder auf 99,9 Prozent nach oben korrigiert. Anlass dafür ist sein neues Auto Ferrari 248 F1, das ihn glauben lässt, in diesem Jahr Titel Nummer acht holen zu können. „Wir sind zwar nicht die absoluten Top-Favoriten, aber ich bin überzeugt, dass wir von Anfang an gut dabei sind“, erklärte er vor dem Saisonauftakt in Bahrain.

Andere Experten sind da weniger optimistisch. Schumachers Bruder Ralf glaubt nicht an einen Titelgewinn für Ferrari, und auch der frühere Weltmeister Niki Lauda ist durchaus skeptisch. Die Hauptstütze für die Argumentation der beiden bilden die Bridgestone-Reifen, die Ferrari benutzt und die pro Runde angeblich immer noch mehr als eine halbe Sekunde langsamer sind als die Produkte der Konkurrenz von Michelin. Die wirkliche Stärke des Ferrari wird sich ohnehin erst beim Rennen in Bahrain zeigen, denn bisher hat das Team einfach zu selten gemeinsam mit den Hauptkonkurrenten (siehe Artikel rechts) getestet.

Ohnehin wird nicht die Konkurrenzfähigkeit des Autos allein Schumachers Entscheidung diktieren. Laut seinem Manager Willi Weber haben „weder Ferrari noch ich“ einen wirklichen Einfluss auf die Entscheidung. Vielmehr müsse Schumacher sich jetzt darüber klar werden, in welche Bahnen er sein künftiges Leben lenken wolle. Dass er dabei seine Frau um Rat fragen wird, daraus macht Schumacher kein Geheimnis. Es dürfte als sicher gelten, dass Corinna Schumacher wie wohl jede Gattin eines Rennfahrers, noch dazu mit zwei Kindern, es gern sehen würde, wenn ihr Mann seinen riskanten Sport eher früher als später aufgeben würde. Genauso sicher ist jedoch, dass sie ihren Mann nicht zum Aufhören drängen würde. Eine leichter Einfluss ist aber nicht abzustreiten. Er könne sich vorstellen, sich nach der Formel 1 einen anderen Sport zu suchen, meinte Michael Schumacher kürzlich. „Westernreiten vielleicht“ – das ist der Lieblingssport seiner Frau.

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