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Sport: Die lange Nacht der Vorwürfe

Radsport-Vize Fritz Ramseier greift Präsidentin Sylvia Schenk offen an

Berlin Bei der heutigen Krisensitzung des Bundes Deutscher Radfahrer muss Präsidentin Sylvia Schenk um ihre Macht fürchten. Vizepräsident Fritz Ramseier erhebt vor dem Treffen der Verbandsspitze mit den Landesverbänden in Frankfurt am Main schwere Vorwürfe. „Frau Schenk hat sich zu weit aus dem Fenster gelehnt, und das werde ich deutlich machen“, sagte Ramseier dem Tagesspiegel. Wie berichtet, hatte Schenk dem Sportdirektor Burkhard Bremer das Misstrauen ausgesprochen, dafür aber keine Mehrheit im Präsidium gefunden.

Bremer habe Schenk nicht darüber informiert, dass der Berliner Bahnradfahrer Christian Lademann im Juni erhöhte Blutwerte hatte, heißt es bei Funktionären. Erhöhte Blutwerte können ein Hinweis auf Doping mit roten Blutkörperchen oder dem Hormon Epo sein. Nachdem die Mehrheit des Vorstands Bremer das Vertrauen ausgesprochen hatte, bot Sylvia Schenk ihren Rückzug an. Die Verantwortung für den Leistungssportbereich gab sie an Vizepräsident Ramseier ab. Der hält Bremer für einen „guten Sportdirektor“ und sagt: „Uns liegt kein Fall von Doping vor.“

Schenk sieht ihre Position durch „den Fall Tyler Hamilton bestätigt“. Dem US- Radprofi waren in zwei A-Proben erhöhte Werte von offenbar transferierten roten Blutkörperchen nachgewiesen worden. Sein Team suspendierte ihn am Mittwoch (siehe Kasten), Hamilton droht die Aberkennung von Olympiagold. „Der Name Hamilton wurde erst bekannt gegeben, als ein positiver Test vorlag“, sagt Ramseier. „Das war bei dem deutschen Fahrer nicht der Fall.“ Schenk habe den Namen Lademann zu früh öffentlich gemacht. „Wenn der klagt, kommt auf den Radverband ein großer Schaden zu.“

Am Donnerstag steht eine Entscheidung im Machtkampf an. Sportdirektor Bremer will nicht zurücktreten, Schenk dagegen steht vor einer langen Nacht der Vorwürfe. „Notfalls wird nach dem Treffen mit den Landesverbänden das Präsidium tagen“, kündigt Ramseier an. „Wenn der Dreck zu hoch liegt, werde ich ihn nicht unter die Decke kehren.“

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