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Sport: Die Last des Meisters

Wolfsburg sucht noch nach der Leichtigkeit

Von Christian Otto

Wolfsburg - Die Interviews, die es kurz vor dem Abflug noch zu bewältigen galt, entwickelten sich zu einer Umfrage mit durchaus kritischem Unterton. Es galt zu klären, ob der VfL Wolfsburg im Duell mit einem Großklub wie Manchester United überhaupt etwas zu melden hat. „Wir fahren nicht nur zum Trikottauschen dahin“, sagt Christian Gentner. „Es wäre vermessen, zu hoffen, dass wir in unserer Gruppe vor ManU landen“, findet Sascha Riether. „Wir sind in Manchester nicht chancenlos“, behauptet Edin Dzeko. Wie auch immer die Fußballer des VfL ihrem Auftritt in der Champions League (morgen, 20.45 Uhr) entgegenfiebern – sie können ihre Aufregung nicht verbergen.

Im vielleicht größten Spiel der Vereinsgeschichte geht es für den VfL auch darum, den deutschen Fußball ehrenhaft zu vertreten. Dass dem Meister mit dem 3:1 gegen ZSKA Moskau ein optimaler Start in die Champions League gelungen ist, kann an den zuletzt eher durchwachsenen Leistungen in der Bundesliga wenig ändern. Auch beim 4:2-Erfolg gegen Hannover 96 schleppten die Wolfsburger zuletzt wieder die Last mit sich herum, als Meister von allen gejagt und kritisch beäugt zu werden. „Tore sind gut für das Selbstvertrauen“, sagt Torjäger Dzeko, der im Gegensatz zu seinem Sturmpartner Grafite wieder regelmäßig trifft. Die 14 Gegentore in sieben Bundesligaspielen aber sind eher schlecht.

Die Innenverteidigung ist derzeit ein wenig hüftsteif. Alexander Madlung etwa mag kopfballstark sein, wenn aber schnelle und pfiffige Fußballer auf ihn losstürmen, wird die Sache ein wenig bedenklich. „Es ist möglich, auch in Manchester zu null zu spielen“, glaubt Wolfsburgs Trainer Armin Veh, der aber nur mit den Schultern zuckt, wenn es um die Frage geht, welche Alternativen er zu seiner wackeligen Abwehrformation hat.

Hinten gut stehen und vorne Akzente setzen, so lautet die Devise von Veh, der ein wenig angespannt wirkt. Es ist nicht zu unterschätzen, dass ein Tross vermeintlich wichtiger Menschen die Reise nach Manchester antritt. Volkswagen möchte mit Hilfe seiner sportiven Tochter international glänzen. Wenn VfL-Geschäftsführer Jürgen Marbach stolz von einem großen Kreis an Entscheidern, Partnern und Kunden berichtet, die einen erfolgreichen Champions-League-Ausflug genießen wollen, macht das die Sache für Veh nicht gerade leichter. Christian Otto

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