zum Hauptinhalt

Sport: Die Leere danach

Pierre Pagé ist immerhin schon 53 Jahre alt und hat als Trainer in der nordamerikanischen Profiliga NHL schon einiges gesehen. So etwas wie am Dienstag in Mannheim aber noch nicht.

Pierre Pagé ist immerhin schon 53 Jahre alt und hat als Trainer in der nordamerikanischen Profiliga NHL schon einiges gesehen. So etwas wie am Dienstag in Mannheim aber noch nicht. "Diese Leere im Kopf, die habe ich noch nie nach einem Spiel gespürt", sagte der Coach des EHC Eisbären. Pagé rang um Fassung. Eishockey kann grausam sein. Besonders dann, wenn ein einziger Schuss über Sieg und Niederlage entscheidet: Da hatten die Berliner dem Meister der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) achtzig Spielminuten Paroli geboten und sich dann, als es nach einem 3:3 und torloser Verlängerung ins Penaltyschießen ging, um den Lohn ihrer Arbeit gebracht. Die Mannheimer Adler sind nun im Viertelfinale der Play-offs in einer äußerst komfortablen Position. Seit Dienstag führen die Mannheimer in der nach dem Modus "Best-of-five" gespielten Serie gegen die Berliner mit 2:1. Einen Sieg brauchen die Adler noch und sie stehen im Halbfinale.

Zwei von vier Berliner Schützen hatten das einsame Duell gegen Mike Rosati gewonnen, bevor Steve Larouche im fünften Durchgang mit einem kläglichen Schüsschen am Mannheimer Torhüter scheiterte. Devin Edgerton machte es wenige Sekunden später besser und versetzte 8000 Zuschauer im Mannheimer Friedrichspark mit seinem Tor in einen Freudentaumel. Die Besiegten aber fielen in eine tiefe Depression. Ein Stimmungszustand, der wenige Minuten nach dem Horrorerlebnis bei vielen Spielern der Eisbären großer Wut wich. "Die Mannheimer hatten Angst vor uns", sagte Verteidiger Dan Laperriere. "So etwas darf einfach nicht passieren."

Ähnlich wie sein kanadischer Landsmann sah es Marc Fortier. "Wir hätten noch mehr machen müssen und auch machen können. Das Penaltyschießen ist Bestandteil der Regeln, wir hätten eben einfach vorher ein Tor mehr schießen müssen." Zwei Tore in Unterzahl hatte der Kapitän der Eisbären am Dienstag erzielt. Treffer, die hinterher nicht einmal den Schützen über die Niederlage hinwegtrösten konnten. Aber Fortier wollte nicht lamentieren. Das Penaltyschießen ist im Eishockey nun mal die letzte Lösung, wenn zwei Mannschaften partout keinen Sieger ermitteln können. So kann es gelegentlich so kommen wie für die Eisbären am Dienstag in Mannheim. Schon ganz andere Spiele sind auf diese Weise entschieden worden. 1994 bezwang Kanada im Finale der Weltmeisterschaft in Italien die Auswahl Finnlands im Penaltyschießen und holte sich so den Titel.

Für die Eisbären ist das Spiel vom Dienstag schon heute wieder Geschichte, schließlich werden die Mannheimer zum vierten Teil der Viertelfinalserie im Sportforum Hohenschönhausen erwartet (Spielbeginn 19.30 Uhr). Mit der Ruhe, die Trainer Pagé noch vor dem dritten Spiel von seinen Eishockeyspielern gefordert hatte, ist es beim EHC vorbei. "Die Niederlage in Mannheim hat viel Energie im Körper und im Kopf gekostet", sagt Fortier. "Aber das Positive ist, dass wir nicht lange darüber nachdenken können."

Und sein Mannschaftskollege Jeff Tomlinson, der neben Fortier am Dienstag als einziger beim EHC seinen Penalty verwandelte, gibt sich trotzig: "Wenn wir noch mal gegen Mannheim ins Penaltyschießen müssen, dann schaffen wir das." Dies wäre den Eisbären - falls es heute wieder zu der von Tomlinson zitierten Art der Entscheidungsfindung kommen sollte - auch zu raten: Eine dritte Niederlage gegen Mannheim würde nämlich das jähe Saisonende für die Berliner bedeuten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false