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Sport: Die Leitfigurdebatte

Nach der Niederlage gegen Hamburg suchen die Eisbären einen Anführer

Von Katrin Schulze

Berlin - Die Rolle wirkte dann doch noch ein bisschen zu groß für Denis Pederson. Frustriert trat der Stürmer nach der 2:4-Niederlage seiner Eisbären gegen die Hamburg Freezers am Dienstagabend aus der Berliner Mannschaftskabine. Dabei sollte er nach dem Ausfall von Topscorer Steve Walker doch die Führungs- und Schlüsselfigur in den Play-offs werden. Aber „meine Geschwindigkeit und die Kondition ließen zu wünschen übrig“, bekannte der Kanadier. Verwundern kann das kaum, schließlich kam Pederson nach dreimonatiger Verletzung im Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga erstmals wieder zum Einsatz. Dass sie ihn bei den Berlinern trotzdem in die von Trainer Don Jackson ausgegebene Rolle des „Leaders“ schubsten, wirft die Frage auf, ob den Eisbären ein richtiger Play-off-Spieler fehlt.

Wo war im ersten, traurigen Viertelfinalspiel die Berliner Leitfigur? Der Profi, der trotz eines Rückstands Ruhe bewahrt, der seine Kollegen mitreißt, der den Puck in den entscheidenden Momenten nicht an den Pfosten, sondern ins Tor schießt. So einer wie Steve Walker eben. In der Hauptrunde mussten sich die anderen Spieler an seinen herausragenden Leistungen messen lassen, nun fehlt der Eisbären-Kapitän wegen eines Teilrisses am Kreuzband vorerst. Und das ausgerechnet in den Play-offs.

Walkers Rolle übernahm am Dienstag Stefan Ustorf. Zwar schoss er nach dem 0:3-Rückstand gegen Hamburg das Tor zum 1:3, gänzlich aus dem Schatten seines Vorgängers konnte er jedoch nicht treten. Obwohl sich die Eisbären danach noch auf 2:3 herankämpften, reichte es nicht mehr – selbst in einem doppelten Überzahlspiel gelang es ihnen nicht, Philippe Sauvé im Tor der Freezers zu überwinden. Auch sonst schien es, als würde die Play-off-Situation die Eisbären eher nervös machen, als sie zu motivieren. „Anfangs präsentierten wir uns gar nicht gut, das erste Drittel haben wir regelrecht verschlafen“, sagte Pederson.

„Hamburg hat sehr viele erfahrene Spieler im Team, die solche Situationen kennen“, sagt Jackson. „Unsere jungen Spieler müssen das erst noch lernen.“ Tatsächlich kann man von jungen Profis wie Alexander Weiß oder Constantin Braun aufgrund ihres Alters noch nicht erwarten, dass sie ein kritisches Spiel an sich reißen. Anders sollte das hingegen bei den Älteren aussehen. Spieler wie Ustorf oder Sven Felski haben zwar beträchtlichen Einfluss auf ihre Mitspieler, lassen sich aber zu oft auf Rangeleien mit Gegenspielern und Diskussionen mit dem Schiedsrichter ein. Und Mark Beaufait oder Deron Quint, die in vergangenen Play-off-Serien ihr Können schon zeigten, sind außer Form.

So kam es, dass keiner der Berliner Profis im ersten Spiel der Best-of-seven-Serie gegen die cleveren Hamburger hervorstach. Im Gegenteil: Oft liefen auch sonst zuverlässige Spieler hinterher und ließen dem Gegner viel zu viel Raum. Obwohl die Eisbären – anders als ihr Gegner – vor der Partie zehn Tage pausiert hatten, waren „unsere Beine von Beginn an müde“, sagte Jackson. Außerdem hätten einige Spieler nicht hart genug agiert. Doch gerade diese Aggressivität und den unbedingten Willen brauchen die Eisbären in der Endrunde. Jackson weiß das. Nicht umsonst redet er immer wieder von Charakter und Führungsqualität als Basis für den Erfolg in einer Play-off-Serie.

Am Dienstag gegen Hamburg zeigte einzig der Berliner Stürmer André Rankel wirklichen Willen: Er kämpfte, wurde aber von seinen Kollegen weitgehend allein gelassen. Dennoch glaubt Rankel, dass sich die Qualität der Eisbären am Ende gegen die Freezers durchsetzen wird. Vielleicht weil sich doch noch ein Anführer bei den Berlinern herauskristallisiert – oder einfach, weil die durch die Play-off-Qualifikation arg beanspruchten Hamburger irgendwann müde werden. „Je länger die Serie dauert, desto besser für uns“, sagt Rankel. Die Eisbären können bereits heute dafür sorgen, dass sie länger als vier Spiele anhält. Mit einem Sieg bei ihrer zweiten Viertelfinalbegegnung in Hamburg (Beginn 19.30 Uhr).

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