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Sport: Die letzte Runde

Autofirmen und Banken streiten um die Zukunft der Formel 1

London. Die Formel 1 steht vor der Zerreißprobe: Die Autohersteller und ein Bankenkonsortium unter Führung der Bayerischen Landesbank wollen an diesem Donnerstag einen letzten Versuch starten, um eine Lösung für eine künftige Zusammenarbeit zu finden. Die Banken besitzen einen Anteil von 75 Prozent am Formel-1-Rennveranstalter Slec und sind somit momentan Haupteigentümer der Rennserie.

Ferrari, Mercedes, BMW, die Ford-Tochter Jaguar und Renault streben seit langem eine stärkere finanzielle Beteiligung an der Formel 1 an. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo hat mehr Mitsprache gefordert. „Ich möchte wissen, wie sich die Formel 1 entwickelt, dazu brauche ich Sitz und Stimme“, wetterte der Chef des Rennstalls von Weltmeister Michael Schumacher. Die Autofirmen drohen mit einer eigenen Rennserie. Kommt es bis Jahresende nicht zur Lösung, wollen sie sich von der Formel 1 lösen. „Diese Frist wird auf keinen Fall verlängert“, heißt es. Die Vorbereitungen für die eigene Serie (Code: „Formel Gold“) laufen bereits. Sie könnte aber erst 2008 starten, weil die Verträge mit der Formel 1 bis 2007 gelten.

Hauptstreitpunkt zwischen Banken und Autofirmen ist die Aufteilung der Slec-Schulden. Londoner Banker schätzen diese auf 2,5 bis drei Milliarden Dollar. Die Kirch-Gruppe hatte 75 Prozent an der Ecclestone-Firma Slec vom insolventen Medienunternehmen EM.TV übernommen. Nachdem auch Kirch in die Knie ging, bekamen die drei Banken die Anteile. Die anderen 25 Prozent besitzt Ecclestone.

Außerdem umstritten ist die Rolle, die die Banken bei der Formel 1 in der Zukunft spielen wollen. Der Ferrari-Chef Montezemolo sagt: „Banken haben keine Fähigkeit, eine Sportart zu führen.“ Die Automarken fordern 60 Prozent an den Einnahmen. Doch die Banken wollen die Milliarden der Zukunft nicht aus der Hand geben. Die Gefahr für die Banken: Ihre Slec-Anteile wären praktisch wertlos, wenn die Autofirmen eine eigene Formel 1 aufbauen. Kommt es nicht zur Einigung, könnte die Formel 1 im Chaos versinken. Montezemolo hat mit dem Rückzug von Ferrari gedroht, wenn es bis Ende des Jahres keine Lösung gibt. „Eine Formel 1 ohne die Roten“, meint ein Banker in London, „das wäre der Anfang vom Ende.“ Allerdings: Es ist nicht Ferraris erste Drohung dieser Art.

Andreas Hoffbauer (hb)

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