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Junge, komm mal wieder. Andreas Beck, in Stuttgart ausgebildet, hat seinen Vertrag in Hoffenheim bis 2014 verlängert. Der VfB hätte ihn sonst auch genommen. Foto: dapd

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Sport: Die lieben Nachbarn Stuttgart und Hoffenheim verbindet eine Rivalität

Ein Angebot, das gar keines war, hat vor dem Spiel der TSG Hoffenheim beim VfB Stuttgart Wirbel ausgelöst. Auch wenn es letztlich eine Lappalie war – der Fall zeigt, wie angespannt das Verhältnis der Klubs drei Jahre nach dem Aufstieg des Emporkömmlings aus dem Kraichgau immer noch ist.

Ein Angebot, das gar keines war, hat vor dem Spiel der TSG Hoffenheim beim VfB Stuttgart Wirbel ausgelöst. Auch wenn es letztlich eine Lappalie war – der Fall zeigt, wie angespannt das Verhältnis der Klubs drei Jahre nach dem Aufstieg des Emporkömmlings aus dem Kraichgau immer noch ist. Es ging um den früheren Stuttgarter Andreas Beck, der in Hoffenheim vor der Vertragsverlängerung bis 2014 stand (und diese gestern auch vollzogen hat); obwohl bei den Stuttgartern kein echtes Interesse an einer Rückholaktion bestand, hat VfB-Manager Fredi Bobic auf eine entsprechende Frage geantwortet, dass die Tür immer offen sei. Die TSG wertete dies als unmoralisches Angebot mitten in die Vertragsverhandlungen hinein. Manager Ernst Tanner tadelte die „unbedarfte Aussage“ des Kollegen Bobic.

Obwohl es keiner offen anspricht, Stuttgart und Hoffenheim leisten sich ein angespanntes Verhältnis. Das liegt nicht nur daran, dass mit Beck, Matthias Jaissle, Boris Vukcevic, Tobias Weis, Sebastian Rudy und Sven Schipplock sechs frühere Stuttgarter bei der TSG unter Vertrag stehen. Der VfB beschwert sich vor allem über die rigide Abwerbepraxis der Hoffenheimer. Aus Augsburg, Mainz und Nürnberg sind ähnliche Vorwürfe zu hören. Hertha BSC hat einem Scout der TSG sogar Hausverbot erteilt, und in Freiburg beschwerte sich Manager Dirk Dufner über Gordon Stipic, der in Hoffenheim einen Beratervertrag besitzt, aber auch als Spieleragent fungiert und nebenbei gegen Honorar Talente und Spieler für die TSG akquiriert.

Die Beziehung zur TSG, so sieht man den Fall in Stuttgart, habe sich verschärft, weil Tanner einseitig die Vereinbarung aufgekündigt habe, sich gegenseitig keine Nachwuchsspieler abzujagen. Die Kündigung sei genau in dem Moment mündlich erfolgt, nachdem der ehemalige Stuttgarter Trainer Ralf Rangnick Hoffenheim im Januar 2011 verlassen hatte. Von einem Ehrenkodex aber wollen Tanner und andere Mandatsträger nichts wissen. „Bisher wurden wir belächelt. Jetzt machen wir das, was alle machen“, kontert der Manager der TSG.

Neu entzündet hat sich der Zwist am Fall von Jeremy Toljan. Der 17-Jährige, der vom VfB nach Hoffenheim wechseln wollte, erschien bei den Stuttgartern einfach nicht mehr zum Training. Außerdem wurde der Klub für schulische Probleme des Nachwuchskickers verantwortlich gemacht. Das Hoffenheimer Vorgehen empfindet Bobic als extrem. Man lässt wenig aus, um sich gegenseitig schlecht zu machen, und vieles wurde nun vor dem Spiel an diesem Samstag nun wieder aufgewärmt.

Mancher hatte auch die drastischen Äußerungen Bobics von vor einigen Wochen allein auf die Hoffenheimer und ihr Geschäftsgebaren bezogen. Der VfB-Manager hatte angekündigt, angesichts immer dreister auftretender Scouts und Berater, die „Spieler auf dem Weg in die Kabine anbaggern“, das Trainingsgelände am Nachmittag zu schließen. Er zog bauliche Veränderungen in Erwägung, um den Zugang einzuschränken, und drohte mit Rauswürfen, wenn ein Gespräch nicht nütze. Obwohl es dabei nicht ausschließlich um Hoffenheim ging, spielte der Klub als Triebfeder bei Bobics Verärgerung durchaus eine Rolle. Tanner nennt die Aufregungen typisches Vorgeplänkel vor einem Derby. Doch selbst in diesem Punkt ist man sich uneinig. „Das ist kein Derby“, sagt Bobic, der sich eine Spitze nicht verkneifen kann. „Ein Derby setzt Tradition voraus.“

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