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Sport: Die Mannschaft steht nach einer verrückten Saison da wie ein Gewinner, ohne gewonnen zu haben

Jürgen Röber streifte den Regenblouson ab wie eine Saison, in deren Verlauf ihm sehr oft die Tränen hätten kommen können. Erst eine leicht verspätete Kunde aus Stuttgart und damit die Gewissheit, in der kommenden Saison im Uefa-Cup spielen zu dürfen, ließen Erleichterung in seine Glieder fahren, die anschließend nach allem griffen, was sich anbot - taumelnde Spieler, einen Zeugwart mit Flasche, den telefonierenden Manager und und und.

Jürgen Röber streifte den Regenblouson ab wie eine Saison, in deren Verlauf ihm sehr oft die Tränen hätten kommen können. Erst eine leicht verspätete Kunde aus Stuttgart und damit die Gewissheit, in der kommenden Saison im Uefa-Cup spielen zu dürfen, ließen Erleichterung in seine Glieder fahren, die anschließend nach allem griffen, was sich anbot - taumelnde Spieler, einen Zeugwart mit Flasche, den telefonierenden Manager und und und. Hertha BSC ist nach drei Jahren Bundesligazugehörigkeit zum zweiten Mal im internationalen Geschäft. Das zählt, das überwiegt. Also laufen lassen, die Tränen.

Hertha BSC steht nach dem finalen Spieltag wie ein Gewinner da, ohne gewonnen zu haben. Vielleicht waren deswegen auch alle ein bisschen erleichtert, denn mehr, also eine erneute Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League, wäre des Guten zu viel gewesen. Hatten vor dem Spiel gegen Dortmund noch die Herthaner von der Königsklasse geträumt und auf die nötige Schützenhilfe von Kaiserslautern gehofft, so hätte am Ende die 0:3-Niederlage beinahe den UI-Cup bedeutet. Ausgerechnet der Absteiger Arminia Bielefeld (3:3 gegen Stuttgart) sprang im letzten Moment den Berlinern zur Seite, weshalb Röber sagte: "Ja, der Hermann, der Tiger. Den hätten sie von TeBe nie weg gehen lassen sollen."

Schon in der Champions League hatten die Herthaner trotz einer Niederlage zum Abschluss der ersten Runde beim FC Chelsea den Einzug in die Zwischenrunde geschafft und von der Schützenhilfe von Galatasaray Istanbul gegen den AC Mailand profitiert. "Dass wir nach zwei Niederlagen gegen 1860 München und jetzt Dortmund noch feiern können, ist schon komisch." So kann man es auch sagen. Doch Röber wird dieses Gefühl so schnell nicht vergessen. "Das war schon bei Chelsea so, und heute war es noch schlimmer."

"Natürlich", sagte Manager Dieter Hoeneß, "hätte ich mir das Finale etwas anders vorgestellt. Aber am Ende überwiegt die Freude, denn wir dürfen nicht die Verhältnisse verkennen. Wir sind eine Mannschaft, die sich inmitten einer Entwicklung, eines Umbruchs befindet." Er habe vor der Saison gesagt, dass es schwer werden würde. "Platz sechs war unser Ziel. Das haben wir erreicht."

Jürgen Röber stieß ins selbe Horn: "Mensch, wer hätte im Winter gedacht, dass wir uns für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Wir waren ja sechs, sieben Punkte weg von den Uefa-Cup-Plätzen." Von Platz eins nach dem Saisonauftakt im August 1999 bis Platz 14 (12. und 13. Spieltag) belegte Hertha BSC alles. "Wir haben einfach zu wenig Tore geschossen", sagte Röber. Tatsächlich verbreiteten nur noch die beiden Absteiger Ulm (36 Tore) und Duisburg (37) weniger Schrecken als Hertha (39). "Wenn der Lange nicht trifft, macht kein anderer von uns wichtige Tore. Das kann doch nicht angehen." Röber meinte Preetz, der es im Vergleich zur Vorsaison (23 Tore) auf nur zwölf brachte. "Uns fehlte die Torgefahr aus dem Mittelfeld", sagte der Trainer, wo Spieler wie Tretschok und Dardai verletzungsbedingt ausfielen. "Wir konnten uns nicht einmal hinsetzen in einem Spiel und entspannt auf den Abpfiff warten, sondern mussten stets bis zum Schluss zittern. Das hält ja keiner aus." Während er das sagte, kippelte er mit dem Stuhl und schob lächelnd nach: "Aber - wir sind auf Platz sechs, andere wollten da hin."

Hertha BSC wird am Dienstag und Mittwoch zwei Freundschaftsspiele bestreiten und dann eine "verrückte Saison" (Preetz) auf Ibiza ausklingen lassen. Der Kader werde sich nicht groß verändern, meinte Röber, "denn die Spieler, die wir suchen, suchen viele." Auch der Manager kann sich "nicht vorstellen, dass wir noch einen großen Transfer machen. Alle Leistungsträger bleiben an Bord, und mit Stefan Beinlich, der jetzt zu uns kommen wird, gewinnen wir Potenzial hinzu."

Bevor sich Röber für einen bunten Abend in Schale schmiss, ließ er einen Satz im Raum zurück: "Okay, wir werden versuchen, in der nächsten Saison besseren Fußball zu spielen."

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