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Die Eisbären präsentierten sich in der Endphase der Saison als Einheit. Trotzdem ragten vier Spieler aus dem Team heraus.

© dpa

Die Meisterhelden: Vier Riesen für die Eisbären

Trotz Verletzungspech sind die Eisbären Deutscher Meister. Warum Rob Zepp, Jim Sharrow, Laurin Braun und Barry Tallackson in dieser Saison so wichtig für das Team waren.

Obwohl wichtige Führungsspieler fehlten, sind die Eisbären bis ins Finale um die Deutsche Eishockeymeisterschaft gegen die Adler Mannheim vorgedrungen und gewannen am Ende den Titel. Das lag vor allem an diesen Profis

Der Rückhalt

Dass Torhüter Rob Zepp zum großen Rückhalt der Eisbären werden sollte, war zu Saisonbeginn nicht abzusehen: Trainer Don Jackson hatte Rotation verordnet. Seine Nummer eins, mit der er noch wenige Monate zuvor den Meistertitel gewonnen hatte, sollte sich mit dem bisherigen Ersatzmann Kevin Nastiuk von Spiel zu Spiel abwechseln. Nicht gerade ein Vertrauensbeweis für den 30-jährigen Deutsch-Kanadier, der bereits vier Länderspiele für den DEB absolvierte. In einem bemerkenswert fairen Duell konnte sich Zepp durchsetzen, schon nach wenigen Spielen war er wieder die unumstrittene Nummer eins der Eisbären – und spielte danach seine beste Saison, seit er 2007 nach Berlin gewechselt war. „Er ist wohl der am meisten unterschätzte Spieler der Liga“, sagt Kapitän Stefan Ustorf. Das liegt an seiner Außendarstellung – er ist eben kein Charismatiker wie der Mannheimer Fredrick Brathwaite, sein Widerpart im Finale, und kein unberechenbarer Exzentriker wie der Straubinger Barry Brust. Stattdessen zieht er die Kraft aus der inneren Ruhe. Kaum einer kann sich so konzentrieren wie Rob Zepp.

Der Antreiber

Lange zählte Jim Sharrow zu den Unauffälligen im Kader der Eisbären. Der 27-jährige Verteidiger aus Framingham im US-Bundesstaat Massachusetts stand für solide Abwehrarbeit und sonst für nicht viel. Gut verteidigt hat er auch in dieser Saison: Zusammen mit Jens Baxmann bildete er das zuverlässigste Abwehrpaar der Berliner; wenn es darum geht, ein Überzahlspiel des Gegners zu überstehen, sind die beiden erste Wahl. Doch in den Play-offs zeigte Sharrow noch andere Qualitäten: Vor allem, wenn es eng wurde, schwang er sich auch zum Antreiber in der Offensive auf. Fünf Treffer erzielte er, darunter zwei wichtige im grandiosen vierten Finalspiel gegen Mannheim. Sharrow war überall auf dem Eis zu finden und trieb sein von Verletzungen und Sperren dezimiertes Team, dem mit André Rankel, Stefan Ustorf und Denis Pederson drei wichtige Führungsspieler fehlten, nach vorne. Und auch für die Stimmung ist er inzwischen unentbehrlich: Keiner jubelt so explosiv wie er, kaum einer zeigt seine Emotionen so offen – ohne die nötige Disziplin zu verlieren.

Der Aufsteiger

Laurin Braun ist längst nicht mehr nur der kleine Bruder von Verteidiger Constantin, der schon länger zu den Berliner Leistungsträgern zählt. Der 21-jährige Angreifer, der bereits 2008 für die Eisbären in der Liga debütierte, kam schon in der vergangenen Spielzeit auf 52 Einsätze, in dieser Saison machte er sich unentbehrlich. Dass Braun mehr Verantwortung zukam, hing mit den zahlreichen Ausfällen im Team zusammen. Da mussten die jungen Spieler in die Bresche springen – und wie sie das taten, zählte in dieser Saison zu den Stärken der Berliner. Laurin Braun profitierte von den längeren Eiszeiten: Mit Aggressivität, Laufstärke und Kampfkraft spielte er sich in den Kreis der Leistungsträger – auch wenn er je nach Personallage ständig mit anderen Partnern aufs Eis musste. Und auch Tore schießt Braun inzwischen in schöner Regelmäßigkeit: Erstmals kam er in dieser Saison auf eine zweistellige Trefferzahl.

Der Torjäger

Barry Tallackson hatte lange mit Vorbehalten zu kämpfen – vor der Saison hatten ihn die Eisbären im Paket mit seinem kongenialen Sturmpartner Darin Olver von den Augsburger Panthern verpflichtet. Dort hatte er in der vergangenen Saison zwar 29 Tore erzielt, konnte aber nicht verhindern, dass der Klub die Hauptrunde als Tabellenletzter abschloss. In Berlin schoss er einfach weiter Tore, 22 allein in der Hauptrunde. Und als es in die Play-offs ging, zeigte der 29-jährige US-Amerikaner seine große Klasse. Der 1,93-m-Koloss aus Grafton in North Dakota wurde mit seiner physischen Präsenz, läuferischen Stärke und vor allem mit Torinstinkt und feiner Schusstechnik zum überragenden Berliner Angreifer in den entscheidenden Saisonspielen. In den Play-offs erzielte er wichtige sieben Tore für die Berliner und wurde am Dienstag als wertvollster Spieler der Play-offs ausgezeichnet. Spätestens jetzt war klar, dass die Eisbären eben nicht bloß einen „Augsburger“ – wie er und Olver lange etwas despektierlich bezeichnet wurden –, sondern einen ehemaligen NHL-Profi im Zenit seines Könnens hatten.

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