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Keulung für die Massen. David Freese war in der Finalserie der entscheidende Mann für die Cardinals. Foto: Reuters

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Sport: Die nächste Auferstehung St. Louis gewinnt die World Series im Baseball

Berlin - Die Champions-Kappen lagen schon bereit. Die Texas Rangers mussten in der Endspielserie der Major League Baseball nur noch einen gegnerischen Spieler ins Aus befördern, um den ersten Titel ihrer 51-jährigen Klubgeschichte zu gewinnen.

Berlin - Die Champions-Kappen lagen schon bereit. Die Texas Rangers mussten in der Endspielserie der Major League Baseball nur noch einen gegnerischen Spieler ins Aus befördern, um den ersten Titel ihrer 51-jährigen Klubgeschichte zu gewinnen. Die Mannschaft von Manager Ron Washington lag in der Best-of-seven-Serie gegen die St. Louis Cardinals mit 3:2-Siegen und 7:5 im neunten Inning von Spiel sechs in Führung. Doch dieser allerletzte kleine Schritt – er gelang nicht. Nicht im neunten Inning und auch nicht in der ersten Verlängerung, als Texas 9:7 führte und der Gegner erneut ausgleichen konnte. Im zweiten Extrainning war es dann endgültig vorbei: David Freese schlug einen Home Run für St. Louis zum 10:9-Endstand, die Cardinals hatten in der 107. World Series zum 3:3 ausgeglichen. Einen Tag später krönten die Cardinals ihre sensationelle Aufholjagd mit einem 6:2-Erfolg in Spiel sieben und gewannen damit in der Nacht zu Sonnabend zum elften Mal die US-Baseballmeisterschaft. „Nur ein guter Wurf und ein Aus – und alles wäre anders gekommen“, philosophierte ein nachdenklicher Ron Washington nach der Niederlage seiner Rangers.

Schon im Vorjahr war Texas im Finale gescheitert, damals deutlich mit 1:4 an den San Francisco Giants. Es war eine Niederlage, die den Klub aus Arlington noch stärker machte. Doch gereicht hat es wieder nicht, weil auf der anderen Seite ein Gegner stand, der in dieser Saison gelernt hat, scheinbar aussichtslose Situationen zu meistern. Die zwischenzeitlich von allen Experten abgeschriebenen St. Louis Cardinals qualifizierten sich erst am letzten Tag der regulären Saison für die Play-offs, schalteten dann die höher eingeschätzten Teams aus Philadelphia und Milwaukee aus und rangen mit ihrem unbändigen Siegeswillen auch die Texas Rangers nieder. „Ein Traum wird wahr. Es ist fast nicht zu glauben, dass das alles hier wirklich passiert ist“, freute sich Cardinals Manager Tony La Russa nach dem für ihn dritten World-Series-Triumph in seiner 33-jährigen Trainerkarriere.

Auch Bud Selig konnte sich während der Siegerehrung ein Lächeln nicht verkneifen. Der Chef der Major League Baseball durfte sich nicht nur über die dramatischste World Series seit 2002 freuen, sondern mit dem 28-jährigen David Freese auch noch einen Spieler zum wertvollsten Akteur (MVP) küren, dessen Werdegang so klischeehaft amerikanisch ist, wie ihn sich Hollywood besser nicht hätte ausdenken können. Der in einem Vorort von St. Louis aufgewachsene Freese hatte seine Baseballlaufbahn schon aufgegeben, weil er sich nach einer erfolgreichen Karriere als High-School-Spieler ausgebrannt fühlte. „Es gab viele Tage in meinem Leben, an denen ich dachte, ich würde es niemals in die Major League schaffen“, sagte David Freese sichtlich ergriffen nach der Auszeichnung. Nach einem Jahr Baseballauszeit begann er auf dem College wieder zu spielen und landete über dem Umweg San Diego 2008 schließlich bei seinem Heimatklub in St. Louis. Dort fiel er zunächst nur der Polizei auf, weil er alkoholisiert Auto fuhr. Es folgten zahlreiche Verletzungen und nun der märchenhafte Durchbruch in den diesjährigen Play-offs. Nie aufgeben und immer weiterkämpfen, auch wenn die Dinge noch so schlecht stehen: Dafür steht nicht nur David Freese, dafür stehen in dieser Saison auch die St. Louis Cardinals. Und in Texas hoffen sie, dass das eines nicht allzu fernen Tages auch für die Rangers gilt. Damit die Champions-Kappen irgendwann tatsächlich auch einmal getragen werden können.

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