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Erst mal außen vor. Leroy Sané soll zum zweiten Spiel am Sonntag wieder fit sein.

© Foto: AFP

Die Nationalmannschaft trifft auf Japan: Der WM-Auftakt im Zeichen der Binde

Nach der Aufregung um die Kapitänsbinde will die deutsche Nationalmannschaft sich auf das Spiel gegen Japan fokussieren. Auf Leroy Sané muss sie verzichten, Thomas Müller steht bereit.

Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Katar auf dem Trainingsplatz ihrer täglichen Arbeit nachgeht, dann tut sie das hinter dicken roten Mauern. Auch sonst ist das Team in seinem Quartier im hohen Norden des Landes ausreichend abgeschottet – wenngleich es in Zeiten digitaler Medien natürlich nicht komplett aus der Welt ist.

Was die Öffentlichkeit in der fernen Heimat bewegt, das bekommen auch die Nationalspieler in Al-Ruwais, mitten in der Wüste, mit. Es sei denn, sie wollen es nicht. So wie Hansi Flick.

Der Bundestrainer hat in Vorbereitung auf sein erstes Turnier als Bundestrainer ein paar Ratschläge von seinem Vorgänger Joachim Löw eingeholt. Bei einem gemeinsamen Mittagessen hat ihm Löw empfohlen, während des Turniers medial weitgehend abstinent zu leben.

Am Dienstagnachmittag ist Flick auf die fette Schlagzeile der „Bild“-Zeitung angesprochen wurde. Das Boulevardblatt hatte dem Deutschen Fußball-Bund auf seiner Titelseite „Schämt euch!“ entgegengerufen.

Ich möchte mich schon auf eine WM freuen können, auch wenn sie hier stattfindet.

Nationalspieler Joshua Kimmich

Was das mit ihm und der Mannschaft mache, wurde der Bundestrainer gefragt. „Ich hab’s nicht gelesen“, antwortete Flick.

Der Bundestrainer saß in Doha vor der internationalen Presse, um letzte Informationen vor dem Vorrundenspiel gegen Japan (14 Uhr, live in der ARD) preiszugeben. Doch natürlich ging es erst einmal um die Kapitänsbinde, mit der Manuel Neuer auf Geheiß der Fifa im Khalifa International Stadium in Al-Rayyan nicht auflaufen darf.

Die Mannschaft sei geschockt gewesen, berichtete Flick. „Ich finde es schade, dass man für Menschenrechte nicht mehr geradestehen darf.“

Viel lieber als über das Thema, das seit Montag die Schlagzeilen bestimmt, die er nicht liest, hätte der Bundestrainer ohnehin über das geredet, „wofür ich da bin: Das ist der Fußball.“ Erst recht, weil dem Auftaktspiel gegen Japan nach zwei eher enttäuschenden Turnieren eine besondere Bedeutung zukommt.

Zuletzt startete das DFB-Team zweimal mit einer Niederlage

Sowohl bei der WM 2018 als auch bei der EM 2021 startete die DFB-Elf mit einer Niederlage ins Turnier, von der sie sich im weiteren Verlauf nicht mehr richtig erholen sollte. Beide Male scheiterten die Deutschen früh, 2018 in der Vorrunde, 2021 im Achtelfinale.

„Wir wissen alle, dass das nix war von uns“, sagte Mittelfeldspieler Joshua Kimmich im Rückblick auf die verpatzte WM vor viereinhalb Jahren. Entsprechend riesig sei daher jetzt die Motivation – ungeachtet aller gesellschafts- und sportpolitischen Nebengeräusche bei diesem Turnier.

„Es wird einem ein bisschen eingeredet, dass man sich nicht auf die WM freuen darf“, sagte Kimmich. „Ich möchte mich schon auf eine WM freuen können, auch wenn sie hier stattfindet.“

Wie groß die Freude letztlich bei ihm und seinen Kollegen ausfallen wird, hängt vermutlich auch vom Abschneiden der Mannschaft in Katar und damit einem guten Start ab. Thomas Müller, der in der Bundesliga einige Wochen hatte pausieren müssen, ist laut Flick eine Option für die Startelf. Der Münchner habe seine Sache im Training sehr gut gemacht, berichtete er.

Der Bundestrainer, der sich als Fan des japanischen Fußballs outete, sieht auf sein Team am Mittwoch „eine sehr große Aufgabe“ zukommen, weil die Japaner es „wirklich super gut“ machten. Joshua Kimmich ist trotzdem „überzeugt, dass wir morgen gewinnen werden“.

Daran ändert auch der Ausfall von Leroy Sané nichts. Der Offensivspieler steht wegen einer Knieverletzung gegen Japan nicht zur Verfügung. Im zweiten Gruppenspiel gegen Spanien am Sonntag soll er wieder fit sein.

„Das ist extrem bitter, weil er in einer richtig guten Form war“, sagte Kimmich über den Ausfall seines Kollegen vom FC Bayern München. „Mit seinem Speed und seiner Torgefahr ist Leroy jemand, der jeder Mannschaft gut tut und jedem Gegner weh tun kann.“

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