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Sport: Die neue Fiesta

Wie Fernando Alonso Formel 1 in Spanien zum Fest macht

Barcelona. Formel 1? Nein, das hat die Spanier bisher nie sonderlich interessiert. Fernando Alonso weiß auch warum: „Die Leute hier gucken nur auf Dinge, bei denen Spanier vorn sind.“ Alonso sorgt nun selbst dafür, dass es diesmal vor dem Grand Prix (GP) in Spanien anders ist. Der Mann ist die Neuentdeckung der Saison 2003, eine Poleposition in Malaysia, dritte Plätze dort und in Brasilien. „Ein Spanier auf der Poleposition, das gab es noch nie, einen auf dem Siegerpodium auch schon ewig nicht mehr“, weiß Alonso. Der Einzige war 1956 beim britischen Grand Prix Marquis Alfonso de Portago als Zweiter, als er sich mit Peter Collins einen Ferrari teilte.

Wenn der Spanier aber einmal eine erfolgreiche Sportart für sich entdeckt hat, dann wird auch gebührend gefeiert. „Und die Spanier nützen eben jede Gelegenheit, wenn es dazu Gelegenheit gibt. Der Wirbel zu Hause im Moment ist schon gewaltig“, sagt Alonso in einem Ton, als ob es ihm sogar ein bisschen unangenehm ist. Alonso hofft, dass sich das auch an den Zuschauerzahlen in Barcelona bemerkbar machen wird: „Ich könnte mir schon gut vorstellen, dass es diesmal um einiges voller wird als in den letzten Jahren.“

Zur absolut höchsten Popularität in Spanien waren die Formel-1-Piloten über Jahre einfach mit zwei Rädern zu viel unterwegs – der Motorrad-Rennsport schlug hier die Formel 1 in allen Bereichen um Längen. Auch beim Zuschauer-Interesse: Der Motorrad-GP in Jerez kann, trotz ungünstigerer Lage und schlechterer Infrastruktur der Strecke, regelmäßig mit weit über 120 000 Zuschauern rechnen.

In Barcelona „haben wir jetzt zwar die nach Malaysia wahrscheinlich zweitbeste und schönste Strecke der Welt“, glaubte Pedro de la Rosa, heute McLaren-Testpilot, schon 2002. Damals wurde unter anderem die Haupttribüne vergrößert und mit einer spektakulären Dachkonstruktion versehen. Aber an den eher schwachen Zahlen und der grundsätzlichen Zuschauerstruktur änderte sich nicht viel – die 100 000 wurden nicht erreicht –, und der GP zog weiterhin fast mehr ausländische Touristen als Einheimische an.

Wenn Fernando Alonso jetzt darüber spricht, was er sich für 2003 erhofft, kommen dann doch die Emotionen durch – obwohl der 21-Jährige sonst eher anders als ein typischer, nach außen sehr temperamentvoller Spanier ist. Ruhig, eher zurückhaltend, sehr analytisch, auch nicht extrem überschwänglich, so präsentierte er sich, als er sich in Malaysia die erste Poleposition seiner Karriere sicherte. Er stand als jüngster Formel-1-Fahrer aller Zeiten auf dem ersten Startplatz. „Dass ich da der Jüngste bin, bedeutet mir eigentlich nicht so viel. Ich habe so zeitig mit dem Kartfahren angefangen, war mit 17 in der Formel Nissan, mit 18 in der Formel 3000“, wo ihn der Ex-Chefmechaniker von Niki Lauda bei Ferrari, Ermano Cuoghi, ein bisschen unter seine Fittiche nahm. Danach war Alonso „mit 19 in der Formel 1 bei Minardi“ und sagt gelassen: „Ich war überall der Jüngste.“ Das Ziel, jüngster GP-Sieger aller Zeiten zu werden, würde ihn reizen. Das ist noch drin – Troy Ruttman war in Indianapolis 1952, das damals zur WM zählte, 22 Jahre und 80 Tage alt. Bruce McLaren, der jüngste „echte“ Formel-1-Sieger eines Grand Prix, war 22 Jahre und 104 Tage, als er 1959 in den USA gewann.

Bis dahin möchte Alonso jetzt wenigstens mal einen Platz auf dem Podium richtig feiern – denn das klappte bisher nicht, weder in Malaysia, wo er mit seiner Grippe bei der enormen Hitze am Ende völlig erschöpft war, noch in Brasilien, wo er ja nach seinem Horrorcrash in den Trümmern des Webber-Autos erst einmal zum Check ins Krankenhaus gebracht werden musste. Und dann ist da natürlich noch etwas, wo ihn die Statistik reizen würde: jüngster Weltmeister der Geschichte zu werden. Aber hier hat auch der Finne Kimi Räikkönen noch gute Chancen – der ist ja auch erst 23. Den Rekord hält übrigens Emerson Fittipaldi, der 25 war, als er 1972 seinen ersten Titel holte.

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