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Sport: Die Nummer eins

Zuspieler Shoji kam als Lehrling zu den Volleys – jetzt hat er den erfahrenen Jaroslav Skach verdrängt.

Berlin - Der Ball flog ziemlich dicht ans Netz, zu dicht für Kawika Shoji, um ihn problemlos weiterzuleiten. Auf der anderen Seite sprangen schon zwei Hachinger Spieler hoch, sie wollten blocken. Aber Shoji leitete den Ball mit einer Hand über Kopf weiter zu Paul Carroll, dem Diagonalangreifer. Keiner hatte damit gerechnet, keiner hatte gegen Carroll einen Block gestellt. Der Australier knallte den Ball ungehindert ins Feld. „Ein Highlight“, sagt Kaweh Niroomand, der Manager des Volleyball-Bundesligisten BR Volleys. „Kawika hat super gespielt“, sagt Mark Lebedew, der Volleys-Trainer über seinen Zuspieler.

Lebedew denkt teamorientiert, er kann nicht Einen herausheben, wenn die Mannschaft überzeugend gespielt hatte. „Kawika war ein Teil des Erfolgs“, sagt Lebedew also. Stimmt natürlich, dieses 3:0 der Berliner gegen Haching, gegen den bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer, war das Produkt eines fast fehlerfreien Teams. Aber zum „wertvollsten Spieler“ des Gegners wählte Hachings Coach Mihai Paduretu nach dem Spiel Kawika Shoji aus den USA.

Ein bisschen wie ein symbolischer Ritterschlag war das. Shoji hatte sich gegen eines der Top-Teams der Liga bewährt, er hatte den Druck ausgehalten. Er hatte seine Rolle nicht nur besetzt, er hatte sie ausgefüllt. „Er ist jetzt unser Stamm-Zuspieler“, sagt Lebedew, „kurzfristig werde ich daran nichts ändern.“ Kurzfristig bleibt also der Kapitän weiter auf der Bank. Jaroslav Skach, 26 Jahre alt, seit 2003 in Berlin, Deutscher Pokalsieger, Deutscher Meister, ist die Nummer zwei. Verdrängt von einem, der im Sommer 2011 gekommen ist, der damals „noch sehr hektisch“ war (Lebedew). Und den Niroomand eigentlich geholt hatte, um langfristig zu sehen, „ob er die Nummer eins werden kann“. Langfristig. Jetzt ist er sie schneller als gedacht.

Aber nun muss er zeigen, dass er diese Rolle konstant ausfüllen kann. Shoji hat schon gegen Monza überzeugt, aber davor hatte er bei schwächen Liga-Gegnern Regie geführt. Die große Herausforderung fehlte. „Er hat sich taktisch und technisch verbessert“, sagt Lebedew. „Aber er muss noch mehr Ruhe ausstrahlen.“ Shoji muss sich also, wie erwartet, weiterentwickeln. Unerwartet kam nur, wie schnell er sein jetziges Level erreicht hat.

Lebedew kann seinen Zuspieler nun fast entspannt beobachten. Er hat ja noch Skach, den zuverlässigen Skach, der in wichtigen Spielen Ruhe bewahrt und den Lebedew sorgsam weiter als Führungsfigur behandelt. „Er ist mein wichtigster Ansprechpartner“, sagt der Coach. Niroomand rechnet ohnehin damit, dass der Tscheche bald wieder am Netz stehen wird. Den Volleys stehen diverse Play-off-Spiele bevor, die wird ein Zuspieler kaum allein bewältigen können.

Obwohl, bei Shoji kann man sich da offenbar nicht so sicher sein. „Der brennt richtig“, sagt Niroomand, „wenn man dem sagt, er soll vier mal am Tag trainieren, dann macht er das.“

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