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Sport: Die Pfützen bezwungen

Mönchengladbach siegt im rheinischen Regenchaos-Derby 4:0 und gibt den letzten Platz an Köln ab

Die Mitspieler hatten ihre Jubeltour vor den eigenen Fans bereits mit viel Verve absolviert, als Tobias Levels zum Solo in der nordöstlichen Ecke der Kölner WM-Arena schritt. Die Welle brandete zwischen Borussia Mönchengladbachs Abwehrmann und den entrückten Gladbacher Fans hin und her. Und ehe er ging, sprang das Feierbiest Levels noch einmal mit geballter Faust in die Höhe, als hätte er beim rheinischen Derby gerade das entscheidende Tor erzielt.

Das allerdings hatte eine Dreiviertelstunde zuvor ein Kollege übernommen, der in Gladbach schon viel kritisiert wurde: Raúl Bobadilla hatte mit einem platzierten Freistoß an den Innenpfosten des Kölner Tores die 1:0-Führung für Gladbach erzielt. Der bullige Argentinier hatte nach 50 Minuten getroffen – und in der Folge wurde Köln überrannt. Michael Bradley, Igor de Camargo und erneut Bobadilla erzielten die weiteren Tore beim 4:0 (0:0). So stellte der Kölner Trainer Frank Schaefer trotz der schmerzhaft hohen Niederlage fest: „Entscheidend war das Tor zum 0:1.“

Für die Moral seines Teams war diese Analyse eine schwere Schelte. „Wir haben es zum wiederholten Male nicht geschafft, zurückzukommen“, sagte Schaefer. In der ersten Halbzeit hatte sein Team auf dem vom Regen getränkten Rasen in Köln-Müngersdorf nämlich passabel gespielt. Die Zukunft des 47-Jährigen Interimstrainers ist nun unsicherer denn je.

Die Aktionen der Kölner waren zu kompliziert und häufig wirkten sie unkoordiniert. Weil sich Gladbach in der zweiten Halbzeit steigerte und offenbar auf das Kölner Spiel eingestellt hatte, ging die Heimmannschaft dann komplett unter. Außerdem durfte Gladbach in der zweiten Halbzeit auf jener Spielhälfte angreifen, die von der Kölner Sintflut weniger mitgenommen war.

Bereits als die allerersten Pässe in einer der riesigen Pfützen hängen blieben, fragte die Kölner Musik-Größe Wolfgang Niedecken auf der Haupttribüne empört: „Wie kann man dieses Spiel überhaupt anpfeifen?“ 105 Minuten später wurde die Partie dann sogar ordnungsgemäß wieder abgepfiffen. Gladbachs Coach Michael Frontzeck berichtete, dass er seine Mannschaft in der Halbzeit auf die etwas besseren Verhältnisse in der Kölner Spielhälfte hingewiesen hatte: „Für Köln war es schwierig, in der zweiten Halbzeit Angriffe zu starten. Und wir haben in der Hälfte gespielt, wo die Tore fielen.“

Dass es gleich vier waren, macht die Arbeit für seinen Frontzecks Kölner Amtskollegen nicht einfacher. Für Mittwoch ist die Jahreshauptversammlung des FC datiert. Deshalb sagte Frank Schaefer: „Aus so einer Situation kommt man nur durch Geschlossenheit heraus.“ Dies zu beherzigen sei „wichtig für den Verein“.

Die Gladbacher übten sich darin, den Held des Nachmittags nicht zu sehr zu loben. Zwei Tore plus eine Torvorlage lautete die stolze Bilanz von Stürmer Bobadilla, Borussias Sportdirektor Max Eberl aber meinte kühl: „Klar, das war sein Super-Clasico. Aber ich bin weit davon entfernt, ihn zu sehr zu preisen. Denn gute Ansätze hat er schon häufiger gezeigt.“ Viel entscheidender war allerdings für Tobias Levels das Ergebnis des Spiels. Dafür machte der 23-Jährige eine mathematisch nicht ganz korrekte Rechnung auf. „Ein 4:0 im Derby, das sind drei Punkte auf dem Papier – und neun für den Kopf“, sagte er.

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