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Sport: Die positive Proben des Leichtathleten haben angeblich nichts mit Zahnpasta zu tun

Die Anschlagstheorie im Fall Dieter Baumann wird nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" durch ein wissenschaftliches Gutachten in Zweifel gestellt. Nach Forschungen von Prof.

Die Anschlagstheorie im Fall Dieter Baumann wird nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" durch ein wissenschaftliches Gutachten in Zweifel gestellt. Nach Forschungen von Prof. Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP) in Nürnberg soll die manipulierte Zahncreme nicht Quelle der positiven Dopingproben des Olympiasiegers gewesen sein. Baumanns Anwalt Michael Lehner dementierte den Zeitungsbericht. Gegenüber dem Tagesspiegel erklärte er: "Dieser Bericht ist falsch." Allerdings musste er einräumen, dass er Sörgels Gutachten noch nicht gelesen hat. "Ich habe von der Staatsanwaltschaft noch keine Akteneinsicht erhalten."

Akteneinsicht blieb bisher auch dem Rechtsausschuss des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) verwehrt, der über eine Sperre Baumanns entscheiden muss. Die Staatsanwaltschaft wollte zu den neuen Erkenntnissen nichts sagen. Sie will die Ermittlungsergebnisse voraussichtlich "übernächste Woche" bekanntgeben.

Im Gegensatz zu Prof. Wilhelm Schänzer vom Kölner Dopingkontrolllabor, der ebenfalls ein Gutachten erstellt hat, kamen Sörgel und seine Mitarbeiter nach FAZ-Angaben zu dem Schluss, dass die beiden positiven Urinproben Baumanns vom 19. Oktober und 12. November 1999 nicht aus der mit dem anabolen Steroid Norandrostendion versetzten Zahnpasta stammen. Sörgel geht davon aus, dass mit dem Verkünden der Ermittlungsergebnisse "sämtliche Spekulationen ausgeräumt werden".

Sörgel und Schänzer sollten mit ihren Gutachten herausfinden, ob Baumann die nachgewiesene verbotene Substanz über die Mundschleimhaut oder oral, etwa durch Tabletten, eingenommen hat. Schänzer vertritt offensichtlich weiterhin die These mit der Zahnpasta, die seine Mitarbeiter im Hause Baumann in Tübingen gefunden hatten. Sollte sich diese Theorie nicht halten lassen, wären die Chancen des Langstreckenläufers auf einen Freispruch gleich null. Dann nämlich müsste davon ausgegangen werden, dass der 35-Jährige bewusst gedopt hat.

Sörgel widersprach auch der bisherigen Annahme, dass eine Anabolika-Aufnahme über die Mundschleimhaut keine Leistungssteigerung bewirke. "Dazu stehe ich hundertprozentig", betonte der Wissenschaftler. "Wenn ich jemanden beraten müsste, wie er sich effektiv mit anabolen Steroiden dopen kann, dann würde ich ihm empfehlen, es über die Mundschleimhaut zu tun", wird er in der FAZ zitiert.

Unklar ist, ob eine freiwillig abgebene Blutkontrolle Baumann wirklich entlasten kann. Im Rahmen einer Epo-Studie hatte der deutsche Rekordhalter dies am 5. September getan. In dieser Probe waren, nachdem die Tübinger Ermittler nachgehakt hatten, ebenfalls Nandrolon-Abbauprodukte gefunden worden. Das würde dafür sprechen, dass Baumann seine Zahnpasta nicht nach Bekanntwerden des Dopingverdachts nachträglich selbst manipuliert hat, um von den positiven Proben abzulenken.

Auf der anderen Seite barg die freiwillige Kontrolle für ihn von vorn herein kein Risiko und hat deshalb nach Ansicht von Clemens Prokop eine relativ geringe Bedeutung. "Das Blut wurde nur auf Epo untersucht und nicht als Kontrolle gewertet. Teilnehmern dieser Studie wurde auch zugesichert, dass eine positive Probe keinerlei Sanktionen nach sich zieht", erklärte der Vizepräsident Recht des DLV.

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