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Sport: Die Regenkaputtmacher

Zerstört ein Dach das Flair von Wimbledon?

Auch im Sport ist es manchmal vom Undenkbaren zur Realität nur ein kleiner Schritt. Vor kurzem wäre jeder ausgelacht worden, der nach einem Biathlon-Wettbewerb in einer Halle verlangt hätte. Nun ballerten und hetzten die Langläufer mit ihren Gewehren bereits schon zweimal durch die Arena Auf Schalke. Ebenso wie mit der unmöglich erscheinenden Sache im Biathlon verhält es sich mit der Nachricht, die aus London herüberdringt: Der Centre Court von Wimbledon bekommt bis 2009 ein Dach.

Das ist eine sportliche Kulturrevolution. So lange es das altehrwürdige Rasen-Tennisturnier in Wimbledon gibt, ist über die Frage eines Daches gestritten worden. Gegner einer Überdachung führten gerne die hohe Qualität des Rasens an, der darunter leiden könnte, wenn er keine Luft und Sonne bekommt. Lange haben die Verantwortlichen in London gezögert. Die Regenunterbrechungen gehören zu Wimbledon wie die campierenden Zuschauer in der Church Road. Regenschirm und Regencapes zählen zur Grundausstattung eines Tennis-Zuschauers in London. Wer diese Utensilien vergessen hat, kann sie auch auf dem Gelände des Tennisklubs kaufen.

Das neue Dach wird nun nicht verhindern, dass nie mehr jene Planen zum Einsatz kommen, mit denen die Balljungen in Sekundenschnelle die Plätze vor dem einsetzenden Regen schützen. Denn das Wimbledonturnier wird auf 18 Plätzen ausgetragen. Aber das Dach über dem Centre Court garantiert, dass die wichtigsten Spiele immer an dem angesetzten Termin stattfinden können. Ebenso bringt das neue Dach eine bessere Planbarkeit gegen Ende des zweiwöchigen Turniers.

Dass sich Wimbledon ein Dach zulegt, zeigt, wie wichtig im Fernsehzeitalter die Planbarkeit einer Sportveranstaltung geworden ist. Die Sender, die viel Geld für eine Veranstaltung bezahlen, wünschen sich eine garantierte Gegenleistung dafür. So versuchen mehr Freiluftsportarten, die Unwägbarkeiten durch das Wetter zu minimieren. Inzwischen sind auch Fußballstadien – wie die Arena Auf Schalke – komplett überdacht.

Wintersportarten sind traditionell sehr wetteranfällig. Zu Beginn des Jahres fielen im Skispringen drei Wettbewerbe aufgrund des schlechten Wetters aus oder mussten abgebrochen werden. Höhere Gewalt, glaubt der Skispringer Sven Hannawald: „Wir können ja nicht über jede Schanze ein Zelt bauen.“ Er dürfte für den Moment Recht behalten. Aber es ist ein interessanter Gedanke.

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