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Alles hört auf sein Kommando. Obwohl Volker Finke ein Comeback als Coach mehrfach kategorisch ausgeschlossen hatte, leitete er am Mittwoch das Training in Köln. Foto: dpa

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Sport: Die Rückkehr des Trainers F.

Sportdirektor Volker Finke coacht den 1. FC Köln bis Saisonende – Frank Schaefer hört sofort auf

„Ich habe für mich diese grundsätzliche Entscheidung getroffen, nicht mehr täglich auf dem Platz zu arbeiten.“ Volker Finke am 19. April

Frank Schaefer stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Erst hatte er sich gestern früh von der Mannschaft verabschiedet, kurz danach teilte er der Öffentlichkeit die Gründe für seinen sofortigen Abschied als Cheftrainer des 1. FC Köln mit. „Ich musste mir eingestehen, dass ich der Mannschaft nicht mehr weiterhelfen kann“, sagte der 47-Jährige. Es klang höflich und Schaefer konzentrierte sich darauf, die Schuld an den jüngsten Misserfolgserlebnissen vor allem bei sich selbst zu suchen. Er ist nun der fünfte Trainer in der Bundesliga, der zunächst noch bis zum Saisonende weiterarbeiten sollte und dieses Ziel nicht erreichte.

Vier der vergangenen fünf Bundesligaspiele hatte seine Mannschaft auf teils desaströse Weise verloren und dabei 18 Gegentore hinnehmen müssen. Sämtliche Erfolgserlebnisse aus den Vorwochen waren plötzlich dahin, die Mannschaft wirkte wieder wie eine Ansammlung von Spielern, die äußerst wenig gemein haben. Diese innere Zerrüttung hatte Schaefer zwischenzeitlich befrieden können. Nach dem 1:4 beim VfL Wolfsburg kam er dann zu der Auffassung, dass „diese Mannschaft noch einmal neu mobilisiert werden muss. Die letzten Wochen haben mich sehr viel Kraft gekostet“, sagte Schaefer, als er seinen Abschied zum Saisonende ankündigte. Kein Wort davon, dass auch äußere Einflüsse seine Arbeit beeinflusst haben könnten. Und während der ehemalige Trainer noch seine Argumente für seinen Rücktritt vortrug, betrat der neue Trainer den Raum.

Sportdirektor Volker Finke hatte sich nach eigenen Angaben von der übrigen Vereinsführung davon überzeugen lassen, für die letzten drei Spiele als Trainer zur Verfügung zu stehen. „Ich hatte alles andere vor, als nochmal auf dem Trainingsplatz zu stehen, auch weil ich mitten in der Trainersuche bin. Aber für die jetzige Situation ist es die beste Lösung“, sagte Finke. Doch gerade der 63-Jährige hatte zuletzt mit seinem Einmischen in die Trainingsarbeit die Autorität Schaefers bei der Mannschaft untergraben. Damit hatte die Demontage Schaefers begonnen, die gestern endete. Ein ausdrückliches Lob für seinen Vorgänger hatte Finke nicht übrig.

Der 1. FC Köln ist durch die jüngsten Ereignisse wieder ins Taumeln geraten und der Abstiegszone erneut bedenklich nahegekommen. Doch viel beunruhigender ist das Bild des Chaosklubs, das die Kölner einmal mehr vermitteln. Schaefer war vor allem daran gescheitert, dass seine Mannschaft zuletzt keine Geschlossenheit mehr gezeigt hatte. „Das hat mich als Trainer sehr getroffen“, räumte Schaefer ein und äußerte damit erstmals einen Hauch von Kritik an seinen ehemaligen Spielern. Und auch Volker Finke machte keinen Hehl daraus, dass die Mannschaft eher eine Ansammlung zufällig vereinter Spieler ist. „Ich habe die Mannschaft genau beobachtet und habe ein klares Bild“, sagte Finke. „Ich habe nicht die Strategie, in einer gespaltenen Mannschaft eine Kindergeburtstags-Harmonie herzustellen.“

Die charakterliche Eignung des Teams ist zwar ein Makel, für den weder Schaefer noch Finke verantwortlich gemacht werden können. Doch vor allem Volker Finke ist es seit seinem Amtsbeginn am 1. Februar nicht gelungen, die zarte Harmonie zu verstärken, die Schaefer zwischenzeitlich hergestellt hatte. Frank Schaefer dürfte sich am Ende ziemlich verlassen vorgekommen sein. Seine Entscheidung, das Engagement noch vorzeitiger als am Saisonende zu beenden, dürfte er als eine große Befreiung empfinden.

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