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Sport: Die Russen kommen – vielleicht

Zweitligist Jena hofft immer noch auf die von der DFL abgelehnten Investoren

Der FC Carl Zeiss Jena tritt auf der Stelle, seit Wochen schon. Nach einem sportlichen Trainerwechsel und einem finanzpolitischen Rüffel seitens der Deutschen Fußball-Liga (DFL) liest sich die Bilanz noch immer nicht positiv. Zu Buche stehen ein Abstiegsplatz in der Zweiten Fußball-Bundesliga und bestehende Vorbehalte gegenüber zwei geheimnisvollen Investoren aus Russland. Diese hatten angekündigt, in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 25 Millionen Euro in den Verein einsteigen zu wollen. Bislang scheitert dieses Vorhaben aber an Bedenken der DFL, die tiefe Eingriffe in die Vereinsautonomie befürchtet. Jenas Russen wollen 49 Prozent der inzwischen beschlossenen Kapitalgesellschaft des FC Carl Zeiss erwerben und einen eigenen zweiten Geschäftsführer stellen.

Der FC Carl Zeiss, der mit neun Millionen Euro den größten Saisonetat der Vereinsgeschichte stemmt, hat mittlerweile erkannt, dass er ein Präzedenzfall für den deutschen Fußball darstellt. „Leider denken in Deutschland viele, dass es in Russland keine seriösen Geschäftsmänner gibt“, sagt Jenas Präsident Rainer Zipfel. „Dabei stehen viele Investoren aus dem Ausland in der Warteschleife, die nicht so genügsam wie unsere sind.“

Die Aktivitäten der beiden russischen Geschäftsleute Adlan Schischchanow und Murat Lujanow, deren Firmenkonsortium „Alpha Invest Group Corporation“ auf den Virgin Islands in der Karibik eingetragen ist, sind allerdings schwer zu durchschauen. Die Jungferninseln gelten als Eldorado für Briefkastenfirmen, die illegal erworbenes Geld waschen wollen. Kein Wunder, dass sich die DFL besonders dafür interessiert, womit die beiden russischen Geschäftsleute ihren Reichtum anhäufen.

„Die DFL steht ausländischen Investoren generell skeptisch gegenüber. Das hat man uns bei der Unterredung im September unmissverständlich zu verstehen gegeben“, sagt Vereinschef Zipfel. Die große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit hat den Verein überrascht – und auch die Investoren, wie aus Russland zu hören war. Dennoch ist das Interesse offenbar noch vorhanden.

Sportrechtsanwalt Joachim Rain, der die russischen Investoren vertritt, hält einen Einstieg seiner Mandanten in den deutschen Profifußball weiterhin für möglich. „Ich sehe die Gründe, die eine Zusammenarbeit zwischen Verein und Investoren bislang verhindern, als nicht so gravierend an“, sagt Rain. Bislang gebe es keinen weiteren Kontakt zu den russischen Mandaten, „weil die Ausführungen der DFL sicher noch übersetzt werden“, wie Rain meint.

Transparenz über die Verhandlungen gibt es noch nicht. „Wir werden zu diesem Thema keine Wasserstandsmeldungen mehr abgeben. Wir führen weiter in Ruhe Gespräche mit den Investoren“, sagt Vereinschef Zipfel. „Wenn eine Entscheidung gefallen ist, werden wir eine Mitgliederversammlung einberufen. Bis dahin liegt der Fall auf Eis. Aber Eis kann ja schmelzen.“

Der FC Carl Zeiss Jena jedenfalls braucht Einnahmen, etwa für die dringend benötigte Verpflichtung eines zweitligareifen Torhüters in der Winterpause. Zipfel sagt: „Der finanzielle Spielraum ist ohne den Investor gar nicht da, um groß einzukaufen.“ In diesem Zusammenhang verwundert es allerdings, dass der Vereinschef einen langjährigen Sponsor aus dem Mittelstand derzeit bei jeder Gelegenheit angreift. Dieser hatte vor Monaten gemachte Fotos der Vereinsführung mit den russischen Investoren in Umlauf gebracht.

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