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Sport: Die schnelle Polizistin

Mit großem Siegeswillen gewinnt Gabriella Paruzzi aus Italien den Langlauf-Weltcup

Mailand. Nach dem großen Sieg fiel die Bilanz nüchtern aus. „Diesen Sieg habe ich mir hart erarbeitet – seit letztem Oktober“, sagte Gabriella Paruzzi nach ihrem ersten Langlauf-Weltcupsieg. Die 34-Jährige belegte zwar beim 15-Kilometer-Rennen im italienischen Pragelato nur den neunten Platz, aber es reichte zum Gesamterfolg. Denn ihre schärfste Konkurrentin, die Norwegerin Marit Bjoergen, kam nur auf den 23. Platz. „Ich bin hierher gekommen, um zu siegen – für mich, für die Mannschaft und für Italien.“

Aber auch für ihre friaulische Heimat. Ohne die besondere Eigenschaft der Menschen ihrer Region, sich durch die Wirrungen des Lebens zu kämpfen, wäre Paruzzis Erfolg wohl nicht denkbar. In den Interviews betont die Olympiasiegerin immer wieder, dass sie aus Friaul kommt, jener Gegend im Nordosten Italiens, deren Einwohner als die „Deutschen Italiens“ bezeichnet werden. Hinzu kommt bei Gabriella Paruzzi der Siegeswille. Die Finanzpolizistin aus Tarvis, die in Fusine am Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien geboren ist, wartete mit ihrem Triumph bis zum Saisonende. Im Sprint hätte sie am Freitag ihren Gesamtsieg perfekt machen können. Doch sie verschätzte sich. „Ich habe einen Fehler gemacht“, sagte sie „aber der Gesamtweltcup wartet auf mich. Ich muss ihn mir nur noch holen.“

Mit der zehn Jahre jüngeren Norwegerin Bjoergen hat sich Paruzzi in dieser Saison packende Zweikämpfe geliefert. Auf den Kurzstrecken zog Paruzzi allerdings immer den Kürzeren. Nicht so auf den Langstrecken. Sie gewann in Düsseldorf, Nove Mesto, das zermürbende Marathon-Rennen Marcialonga und das gestrige 15-Kilometer-Rennen im piemontischen Pragelato.

Mit der aus dem Piemont stammenden Mannschaftskollegin Stefania Belmondo verbindet Paruzzi eine innige Freundschaft. Sie versuchte zunächst in die Fußstapfen „der kleinen, alten Dame des italienischen Langlaufsports“ zu treten, bei den Olympischen Spielen in Salt Lake City übertraf sie sogar ihr Idol. Sie wurde Olympiasiegerin, ohne zuvor je einen Einzelsieg errungen zu haben. Belmondo wurde hingegen nur Zweite. Alle glaubten damals, ihr Sieg sei eine Ausnahme. Doch Paruzzi verblüffte wieder einmal die gesamte Konkurrenz.

Dabei hatte sie nach den Olympischen Winterspielen in Nagano schon daran gedacht, ihre Karriere zu beenden – um zu heiraten und Kinder zu kriegen. „Aber wie konnte ich aufhören, ohne einen Einzelsieg?“, sagt sie heute. Zuletzt spielte Paruzzi wieder mit dem Gedanken, ihre Karriere zu beenden, aber nach dem Weltcupsieg dürfte ihr diese Entscheidung noch schwerer fallen. Sie wird wohl bis zu den Olympischen Winterspielen in Turin weitermachen. Die Eltern schenkten ihr als kleines Mädchen Langlaufskier statt der gewünschten Puppe,was die zierliche Tochter den Eltern damals arg verübelte. Heute ist sie ihnen dafür dankbar.

Vincenzo Delle Donne

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