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Sport: Die Schwäche bleibt

Der späte Ausgleich gegen Hannover überdeckt die Probleme von Hertha BSC

Berlin - Noch sei die Stimmung in der Mannschaft gut. „Noch“, wiederholt Ellery Cairo. Der späte Ausgleich gegen Hannover 96 hätte Schlimmeres verhindert. „Jetzt kann man noch nicht motzen“, sagt der Mittelfeldspieler von Hertha BSC. Dick van Buriks Kopfballtor in der Nachspielzeit verhindert vorerst hitzige Diskussionen in der Mannschaft und dem Umfeld des Klubs.

Die Spieler und die Funktionäre des Fußball-Bundesligisten versuchten, dem verkrampftem und ideenlosen Spiel möglichst viel Positives abzugewinnen. Yildiray Bastürk wollte erkannt haben, „dass wir alle gekämpft haben“. Trainer Falko Götz sprach am Sonntag von einem für die Zuschauer attraktiven Spiel, nur das Ergebnis hätte nicht gestimmt. Außerdem sei der Wille der Mannschaft zu erkennen gewesen, „sonst hätten wir den Ausgleich nicht geschafft“.

Die Fans bewerteten die Leistung etwas anders: Kurz vor van Buriks Treffer hatten sie bereits lautstark zu pfeifen begonnen. Denn ihre Mannschaft hatte die Rückrunde mit dem Spiel gegen Hannover 96 genau so begonnen, wie sie die Hinserie beendet hatte: gänzlich ohne Spielwitz, gänzlich ohne Dynamik im Spiel nach vorne, mit Problemen im Spielaufbau, mit Inkonsequenz vor dem gegnerischen Tor. Besonders bei Freistößen und Ecken des Gegners offenbaren die Berliner dauerhafte Schwächen: Gegen Hannover kassierte Hertha in dieser Spielzeit bereits den 14. Gegentreffer nach einer Standardsituation. Genau daran hatten die Berliner in der Winterpause unbedingt arbeiten wollen.

Das Spiel gegen Hannover glich auf erschreckende Weise den letzten Bundesliga-Heimspielen gegen Nürnberg und Mönchengladbach am Ende der Hinserie. Hertha schaffte es nicht, gegen einen Gegner aus dem Mittelfeld der Tabelle Druck aufzubauen. Das Spiel über die Flügel begann häufig mit einem Pass auf die Außenpositionen, endete damit aber auch wieder. Hertha versuchte es gegen die defensiv eingestellten Hannoveraner viel zu häufig durch die Mitte. „Das Spiel nächste Woche in Frankfurt wird uns entgegenkommen, weil wir da selbst ein bisschen hinten drin stehen können“, sagte Abwehrspieler Malik Fathi.

Falko Götz sagte gestern, dass genau das Gegenteil von dem eingetreten sei, was sich die Mannschaft vorgenommen hatte. Der Trainer meinte damit den frühen Gegentreffer durch Christoph Dabrowski, aber auch die Verletzung von Gilberto, der mit einer am Samstagabend diagnostizierten Gehirnerschütterung zu Spielbeginn ausschied und bis heute zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben muss (siehe Kasten). Diese beiden Dinge in Kombination hätten die Mannschaft verunsichert.

Doch schon vor dem frühen Ausscheiden Gilbertos war die Nervosität der Hertha-Spieler auf dem Platz zu sehen. „Die Verunsicherung ist von Anfang an da gewesen“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Symbolisch dafür stand gleich der erste Angriff der Berliner nach dem Anstoß. Marcelinho hatte den Ball ungenau und hoch nach hinten gedroschen, so dass Thomas Brdaric ihn abfangen und eine Flanke schlagen konnte. „Der Urlaub in Brasilien hat mir sehr gut getan, ich kann wieder befreit aufspielen“, hatte Herthas Brasilianer vor dem Spiel gesagt. Doch er blieb genauso blass wie zuletzt in der Hinserie. Nach dem Spiel und am Sonntag wollte er gar nichts mehr sagen.

Durch das späte Ausgleichstor gegen Hannover bleiben viele Schwachstellen in der Mannschaft der Berliner unangesprochen. Der Druck auf Hertha für das nächste Spiel bei Eintracht Frankfurt wird dadurch nicht geringer. Ellery Cairo sagt: „Wenn wir in Frankfurt verlieren, dann kann man anfangen zu motzen.“ Auf einer konstruktiven Basis sollte damit bereits jetzt begonnen werden.

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