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Schweizer Sandwich. Ryan Gardner (l.) und Severin Blindenbacher (r.) umrahmen den Schweden Gabriel Landeskog. Foto: AFP

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Sport: Die Schweizer Revolution scheitert

Die Klasse bleibt für sich – mit den Schweden gewinnt wieder eine große Eishockeynation die Weltmeisterschaft.

Stockholm - Als sich im letzten Drittel Schwedens Regierungschef Fredrik Reinfeldt und Prinz Daniel auf der Tribüne im Globen von Stockholm wie zwei Jungs auf dem Schulhof abklatschten, war das Schweizer Schicksal besiegelt. Ueli Maurer, der Schweizer Präsident, saß zusammengesunken in seinem roten Polstersitz, wenig später übergab Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), den Weltmeisterschaftspokal an Schweden, das als erster Gastgeber seit 1986 wieder den Titel holte. Zum neunten Mal wurde das Land Eishockeyweltmeister nach einem 5:1 (2:1, 0:0, 3:0) gegen den Außenseiter Schweiz, der in den neun Spielen des Turniers zuvor nicht wie ein Außenseiter gespielt hatte und nach neun WM-Siegen im Finale zum ersten Mal verlor.

Die Revolution im Welteishockey war also gescheitert – wieder einmal ging der Titel an ein Team aus der Gruppe der stärksten sieben Nationen, die seit Jahren den Titel unter sich ausmachen.

Die Enttäuschung über das 1:5 im Finale gegen Weltmeister Schweden am Sonntagabend war in der Schweiz zwar groß, hielt aber nur kurze Zeit an. Am Montag wurde Sean Simpson mit seinem Team auf dem Flughafen Zürich von mehren tausend Fans empfangen. Der Vater des Erfolgs, der ehemalige Münchner und Hamburger Trainer Simpson, stand noch vor einem Jahr vor dem Rauswurf. Nun bezeichnete selbst Regierungschef Ueli Maurer den Trainer im Interview als „Glücksfall für die Mannschaft“. Die für Herbst geplante Einbürgerung des 53-Jährigen sei nur noch Formsache. „Er wird den Pass sicher bekommen“, versprach Maurer.

Simpson würdigte das Team im Schweizer Fernsehen als „Vorbild für den Nachwuchs und jede Mannschaft im Land“. Die Sympathien der Eishockey-Welt waren den unbeugsamen Schweizern dennoch sicher. Mannschaftskapitän Matthias Seger sagte: „Übers Ganze gesehen ist es ein unglaublicher Erfolg, den wir hier erreicht haben. Wir können extrem stolz sein, und es war großartig, wie diese Jungs füreinander gekämpft haben.“ 1935 hatte die Schweiz bereits Silber gewonnen, daheim in Davos. Die bis dato letzte Medaille der Schweiz datiert aus dem Jahr 1953, als ebenfalls daheim Bronze heraussprang.

Nur rund fünf Minuten lang durften die Schweizer im Finale vom großen Coup träumen. NHL-Profi Roman Josi von den Nashville Predators hatte sich nach einem Puckgewinn durch die schwedische Abwehr geschlängelt und den Puck durch die Beine von Goalie Jonas Enroth ins Tor geschoben. Es war bereits das vierte Turniertor des punktbesten WM-Abwehrspielers, der auch zum besten Spieler des Turnier gewählt wurde. „Hopp Schwiiz“, hallte es von den Gäste-Fans durch das Rund des Stockholmer Globens, die Kuhglocken bimmelten. Doch die Stimmung kippte, als noch im ersten Drittel der Ausgleich fiel und knapp drei Minuten später dann noch die Sedin-Zwillinge zuschlugen: Im Powerplay spielten sie vier Schweizer aus, Daniel passte auf Henrik und der schob zum 2:1 ein. Danach wurden die Schweden souveräner, stellten sich besser als noch zu Beginn auf die Schweizer ein. Bei der Vorentscheidung hatten die Schweizer dann aber Pech. Dem Treffer von Hjalmarsson war eine nicht geahndete Abseitsposition von Gabriel Landeskog vorausgegangen. Eriksson mit seinem fünften Turniertor machte endgültig alles klar, NHL-Star Hendrik Sedin traf im Finish ins leere Tor. Tsp/dpa

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