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Sport: Die Sechste geht

Die nächste Nationalspielerin verlässt Turbine – diesmal ist es Navina Omilade

Als sich die Wut gelegt hat („Sie haben ja keine Ahnung“) und auch der erste Trotz („Wir wollten die Spielerin doch gar nicht halten“), wird Bernd Schröder nachdenklich. Da sagt der Trainer des Frauenfußball-Bundesligisten Turbine Potsdam: „Ich habe das Gefühl, dass ich hier die Lust verlieren soll – und in gewisser Weise ist das längst passiert.“

Passiert ist am Tag zuvor Folgendes: Da hat der VfL Wolfsburg bekannt gegeben, dass er die deutsche Nationalspielerin Navina Omilade, 25, unter Vertrag genommen hat. Es ist bereits die sechste deutsche Nationalspielerin von Turbine, die in den vergangenen Monaten ihren Wechsel verkündet und sich nach einem anderen Arbeitgeber umgeschaut hat.

Angefangen hat alles in der Sommerpause, als Petra Wimbersky und Karolin Thomas in Frankfurt unterschrieben. Im Winter ging Britta Carlson nach Wolfsburg, vor einer Woche verkündete Ariane Hingst ihren Wechsel nach Schweden, es folgte Conny Pohlers vor vier Tagen (Frankfurt) – und jetzt Navina Omilade.

Nun kann man sich darüber wundern, dass Omilade ihren Klub nicht vorher wenigstens intern informierte, weshalb auch Geschäftsführer Bernd Kühn schimpft: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Es ist stillos, dass sie nicht das Kreuz dafür hat.“ Omilade selbst sagt, dass der Wechsel „ganz schön blöd gelaufen“ sei. Andererseits darf man sich auch darüber wundern, warum eigentlich so viele Nationalspielerinnen – immerhin ging auch die Brasilianerin Cristiane zu Saisonbeginn – Potsdam verlassen.

Das Geld könne nicht der Grund sein, sagt Trainer Schröder, der wegen seiner schroffen Art in den vergangenen Wochen oft in die Kritik geraten war, diese Vorwürfe aber „alte Legenden“ nennt. Nein, sie gehe „überhaupt nicht“ im Streit mit dem Trainer, beteuert Omilade, die sich seit gestern in Portugal mit dem DFB auf den Algarve-Cup vorbereitet. Und auch das Geld sei nicht entscheidend gewesen. Es sei vielmehr so: „Ich darf in Wolfsburg eine Führungsspielerin sein. Dort trage ich mehr Verantwortung – in Potsdam war ich eine von vielen.“ Der Verein wolle um sie herum eine Spitzenmannschaft aufbauen, zudem stehe der Weltkonzern VW dahinter. Dass Turbine sie gar nicht mehr haben wollte, sieht die Spielerin gelassen. „Eigentlich hatte ich vor einiger Zeit gesagt, dass ich mich nach einem neuen Verein umschauen will“, sagt sie nur. Omilade hat beim VfL einen Einjahresvertrag unterzeichnet.

In Potsdam lässt sich Schröder noch immer nicht aus der Ruhe bringen. Er werde „die Brocken nicht hinschmeißen“ und nun auf die Jugend setzen. Statt von Krise spricht Schröder lieber von einer Chance: „Wir sparen Spitzengehälter und können das Geld in unseren Nachwuchs investieren.“ Bis zur WM 2011 will Schröder daher eine neue Mannschaft aufbauen; mit Torhüterin Nadine Angerer hat der Klub den Vertrag am Donnerstag verlängert. Heute soll Jennifer Zietz folgen, zumindest für ein weiteres Jahr. Es wäre mal wieder eine schöne Nachricht aus Potsdam.

André Görke[Potsdam]

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