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Sport: Die Spitze im Blick

Schumacher und Ferrari gehen gestärkt in den Großen Preis von Frankreich

Die Zuversicht ist zu Michael Schumacher zurückgekehrt. Vor ein paar Wochen noch schien das Jahr 2005 für den siebenmaligen Formel-1-Weltmeister unweigerlich mit dem Zusatz Debakel verbunden zu sein. In einem problembehafteten Ferrari schien Schumacher kaum noch eine Chance zu besitzen, seinen Titel erfolgreich zu verteidigen. Doch durch seine 18 Punkte auf der Überseetour durch Montreal und Indianapolis ist der Deutsche wieder deutlich näher an die Spitze der Formel 1 herangerückt. Kimi Räikkönen, der derzeitige Zweite, liegt nur noch drei Punkte vor dem Weltmeister, und sogar der 25-Punkte-Rückstand auf Spitzenreiter Fernando Alonso erscheint wieder aufholbar. „Allerdings braucht es dafür schon noch ein bisschen mehr als noch einen Sieg hier“, meinte Schumacher vor dem Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours am Sonntag.

Dennoch ist der 36-Jährige optimistisch, in Zukunft nicht nur dann aufs Podest oder um Siege fahren zu können, wenn wie in Kanada Konkurrenten ausfallen oder wie in den USA gar nicht erst am Start sind. „Wir haben die letzten Monate sehr hart gearbeitet und haben offensichtlich Fortschritte gemacht“, sagt Schumacher. „Ich hoffe, dass die Neuerungen, die wir hierher mitbringen, uns wieder in den Spitzenkampf bringen.“

In Magny-Cours tritt er mit einem aerodynamisch weiterentwickelten Ferrari an. Für dieses Unterfangen wurde eigens Rory Byrne reaktiviert – der Designer der Erfolgsautos vergangener Jahre hatte sich eigentlich schon mehr oder weniger in den Ruhestand verabschiedet. Die drittbeste Zeit im Freien Training am Freitag stimmte Schumacher zuversichtlich: „Ich bin ziemlich zufrieden. Wir sollten eine realistische Chance haben, um den Sieg mitzukämpfen.“

Beim britischen Grand Prix in einer Woche wird es eine weitere Entwicklung geben: ein Motor, der 15 PS mehr leisten soll. „Und man darf nicht vergessen, dass wir in Indianapolis auch unter normalen Umständen schon ganz gut mit dabei gewesen wären", beteuert Schumacher, „auch wenn wir das natürlich nicht beweisen konnten und manche jetzt vielleicht sagen, erzählen könne man viel. Aber wir wissen ziemlich genau, wo wir stehen.“

Eine Geheimwaffe hat Ferrari auch ausgepackt. Völlig neuartige Reifenwärmer sollen das bisherige Hauptproblem lösen: die Schwäche in der Qualifikation. Dabei handelt es sich nicht um die üblichen und vom Reglement eindeutig erlaubten Heizdecken, sondern eine etwas kompliziertere Apparatur, die den Reifen nicht nur von außen, sondern auch von innen vorwärmt und auf Betriebstemperatur bringt. Einige Konkurrenzteams wurden deshalb schon beim Automobil-Weltverband vorstellig – der aber genehmigte die Erfindung als regelgerecht.

Während sich Schumacher sportlich wieder an die WM-Spitze heranschleicht, scheint er sich aber auf einem anderen Gebiet derzeit von seinen Kollegen wieder zu entfernen. Als Einziger unterschrieb er nicht die Erklärung der Formel-1-Piloten, in der sie sich mit der Entscheidung der Michelin-Teams solidarisieren, beim Rennen in Indianapolis nicht an den Start zu gehen. Der Vorschlag, in der gefährlichen Steilkurve einfach langsamer zu fahren oder in jeder Runde durch die Boxengasse zu fahren, sei aus Sicherheitsgründen völlig unpraktikabel gewesen, hieß es darin. Schumacher begründete seine fehlende Zustimmung neben einer unterschiedlichen Meinung damit, dass er nichts von der Erklärung gewusst habe. Das sei eine private Aktion gewesen und habe mit der offiziellen Fahrergewerkschaft (GPDA) nichts zu tun gehabt. Jarno Trulli, wie Schumacher einer der GPDA-Sprecher, widersprach ihm öffentlich. „Das Ganze ist von der GPDA offiziell per E-Mail an alle Fahrer verschickt worden“, sagte Trulli. „Du kannst also nicht sagen, du hättest nichts davon gewusst, du kannst höchstens sagen, dass du nicht zustimmst. Ich verstehe das Ganze nicht, und ich sehe darin eine Schwächung unserer Vereinigung für die Zukunft.“

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