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Sport: Die Torwütigen

Erstmals überzeugt Deutschland bei der Eishockey-WM und schlägt Slowenien im Abstiegsspiel 9:1

Im Jahr 1976 feierte die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft in der Olympiahalle von Innsbruck einen großen Triumph. Das Team um Lorenz Funk gewann bei den Olympischen Winterspielen die Bronzemedaille. 29 Jahre später freute sich gestern ein deutsches Nationalteam an gleicher Stätte über einen Erfolg. Natürlich war er von seiner Dimension her bei weitem nicht mit dem von 1976 zu vergleichen, auch nicht vom Ambiente her. Nur rund 2000 Zuschauer verloren sich um die Mittagszeit in der renovierten Arena. Doch trotz der Tristesse auf den Rängen beim Mittagsprogramm der Eishockey-Weltmeisterschaft: Bedeutsam war der deutsche Sieg gegen Slowenien im zweiten Spiel der Relegationsrunde bei der WM in Österreich in jedem Fall. Es war ein Sieg für das Überleben in der A-Gruppe und einer, der mit 9:1 (3:0, 5:0, 1:1) überraschend deutlich ausfiel. Nun reicht der Mannschaft von Bundestrainer Greg Poss in ihrem letzten Turnierspiel heute gegen Dänemark (12.15 Uhr, live im DSF) ein Unentschieden, um den Abstieg zu vermeiden.

Endlich einmal hatte Greg Poss etwas zu lachen bei dieser WM. „Hätten wir nicht ein paar von den Toren von heute schon im Spiel gegen Kasachstan schießen können?“, sagte der Bundestrainer. Die Partie gegen die Kasachen hatten die Deutschen zum WM-Auftakt 1:2 verloren. Es war die erste von drei Niederlagen auf dem Weg in die Abstiegsrunde. Die Hoffnung, dass wenigstens die heute mit dem Spiel gegen die Dänen ein versöhnliches Ende für das deutsche Team nimmt, sind nach dem gestrigen Spiel nicht unberechtigt. Slowenien war zwar kein Gegner, der spielerischen Glanz verbreitete. Aber das lag auch daran, dass die Deutschen überzeugender und selbstbewusster agierten als zuvor im Turnier. Der höchste Sieg bei dieser WM war schließlich der Lohn dafür.

Marcel Goc hatte den Erfolg eingeleitet mit einem „Schlüsseltor“, wie Poss fand. In Unterzahl erzielte der Stürmer von den Cleveland Barons aus der American Hockey-League (AHL) nach herrlichem Sololauf bereits in der vierten Spielminute das 1:0 für die Deutschen, die im Folgenden bewiesen, dass sich das intensive Üben des Powerplays im Training gelohnt hatte. Das 2:0 des Düsseldorfers Daniel Kreutzer sollte der erste von vier Überzahltreffern sein. Erstaunlich – hatten die Deutschen doch zuvor im Turnier aus 23 Situationen in numerischer Überlegenheit gar nichts gemacht.

Dass es gestern besser lief, lag vor allem an Christoph Schubert. Der nachnominierte Verteidiger von den Binghampton Senators aus der AHL bereitete das erste und auch das zweite Überzahltor mit harten Schlagschüssen vor: Jochen Hecht (Mannheim) fälschte den Puck noch im ersten Drittel zum 3:0 ab. Ab dem zweiten Abschnitt resignierten die Slowenen, die zum Auftakt der Abstiegsrunde Dänemark nach 0:3-Rückstand noch 4:3 besiegt hatten: Jan Benda, Sebastian Furchner, Hecht, Tino Boos und Goc trafen für die Deutschen, was wiederum Sloweniens Trainer Kari Savolainen gar nicht gefiel. „Das war das schlimmste Drittel in meiner Karriere“, sagte der Finne. „Die Deutschen haben Eishockey gespielt und wir irgendetwas anderes.“ Im letzten Drittel musste Savolainen weniger leiden, nun hielten sich die Deutschen angesichts ihres komfortablen Vorsprungs zurück.

Nachdem der Nürnberger Tomas Martinec das 9:0 erzielt hatte, kam Slowenien sogar noch zu einem Tor. Den deutschen Spielern war es egal, erleichtert gingen sie kurze Zeit später duschen. Auf dem Weg dahin sagte Marcel Goc noch: „Endlich haben wir unsere Nervosität abgelegt und die Tore geschossen.“ Und Kapitän Jan Benda meinte, dass er „viel Positives“ in seiner Mannschaft gesehen habe. „Alle Reihen waren an den Toren beteiligt, besser kann es nicht laufen“, sagte Benda. Es muss auch nicht besser laufen beim letzten Turnierspiel der Deutschen in der Olympiahalle von Innsbruck. Ein ähnlich guter Auftritt wie gestern sollte reichen, um im Spiel gegen Dänemark die Klasse zu sichern.

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