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Sport: Die Trendsetter

Für Hertha und Dortmund beginnt die entscheidende Phase

Berlin. Mit klaren Kommentaren hat Paul Keuter normalerweise kein Problem. Er lebt mit der Fernsehmoderatorin Barbara Schöneberger zusammen, und die ist für vieles bekannt, nur nicht für zaghafte Antworten. Also hat Keuter, der für die Internetseite von Hertha BSC arbeitet, bei Matthias Sammer angerufen und den Dortmunder Trainer gefragt: Glauben Sie, dass Hertha im Abstiegskampf bestehen wird? „Na klar“, hat Sammer geantwortet. „Hertha hat ja die Chance, die letzten beiden Spiele zu gewinnen.“ Keuter fand das nicht sehr witzig.

Man muss wissen, dass es für Hertha BSC nämlich nur noch drei Spiele sind, bis feststeht, in welcher Liga der Berliner Fußball-Bundesligist in der nächsten Saison spielen wird. Und geht es nach Sammer, dann hat Hertha heute im ersten dieser drei Spiele schon mal keine Chance: heute, gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr, Olympiastadion).

Psychologie ist eben alles, was zählt in diesen entscheidenden letzten Saisontagen. Für beide Klubs geht es darum, einen Trend zu setzen für die kommenden zwei Wochen. Borussia Dortmund will nach einer verunglückten Saison einen Uefa-Cup-Platz erreichen, Hertha will es irgendwie schaffen, am Ende einer völlig missratenen Saison auf einem Platz zu stehen, der den Verbleib in der Ersten Liga garantiert. „Wir müssen die beiden Heimspiele gewinnen, dann sind wir auf der sicheren Seite“, sagt Herthas Manager Dieter Hoeneß. Neben dem Sieg heute gegen Dortmund fordert Hoeneß demnach auch einen Erfolg gegen den 1. FC Köln am letzten Spieltag.

Die Mannschaft erweckt nicht den Eindruck, als lasse sie sich nervös machen von den Rechenspielchen des Managers. In den vergangenen Tagen wirkten die Spieler bei der täglichen Arbeit auf dem Trainingsgelände eher entspannt. „Ich bin mir sicher, dass wir eine andere Mannschaft sehen werden als vor einer Woche“, sagt Hoeneß. Bei der 0:3-Niederlage bei Schalke 04 am vergangenen Sonntag war Hertha von der ersten Minute an erst gar nicht ins Spiel gekommen und blieb am Ende nur deshalb auf einem Nichtabstiegsplatz, weil sich die Konkurrenz gegenseitig die Punkte abnahm.

Die Situation hat sich für die Berliner deshalb zwar nicht verschlechtert, jedoch auch nicht sonderlich verbessert. Gewinnen die Berliner heute gegen Borussia Dortmund nicht, dann steht in einer Woche das vielleicht wirklich entscheidende Spiel der Saison an: Dann spielt Hertha BSC bei 1860 München, dem unmittelbaren Tabellennachbarn, der mit nur einem Punkt Rückstand auf einem Abstiegsplatz liegt. Sehr viel leichter als die Berliner haben es die Münchner an diesem Wochenende nicht: Sie müssen am Sonntag in Rostock antreten.

Es geht also für Hertha darum, sich eine gute Basis zu schaffen für ein Spiel, das erst in der kommenden Woche stattfindet. „Wir müssen den Grundstein legen“, sagt Herthas Torwart Christian Fiedler. Und es besteht Hoffnung: Beim 0:3 gegen Schalke wurde Fiedler lange im Stich gelassen. Gegen Borussia Dortmund immerhin dürfen Herthas Abwehrchef Arne Friedrich und auch Stürmer Fredi Bobic wieder auflaufen. Die beiden Nationalspieler waren am vergangenen Wochenende wegen ihrer jeweils fünften Gelben Karte gesperrt. Und außerdem, sagt Hoeneß, „hoffen wir auf die Unterstützung durch unsere Fans“. Das Olympiastadion wird mit 60 000 ausverkauft sein.

André Görke

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