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Sport: Die Unberechenbare

Zwölf notwendige Fragen zum Start der Zweiten Fußball-Bundesliga

Zwei Tage nach der FußballBundesliga beginnt am Sonntag die neue Saison der Zweiten Liga. Wir erklären, was die Fans erwartet.

Wie stark ist die Liga? Schwächer als im vorigen Jahr. Von den zehn besten Torschützen sind sieben in dieser Saison nicht mehr dabei, entweder weil sie aufgestiegen sind (Scherz, Bajramovic, Lottner), weil sie zu einem Aufsteiger gewechselt sind (Woronin, Frommer, Ebbers) oder weil sie ihre Karriere beendet haben (Bruno Labbadia).

Was ist das Besondere? Nie war es so schwierig, in einem Wettbüro souverän ein Kreuzchen zu machen. Wer steigt auf? Wer muss in die Regionalliga? Klare Favoriten wie im Vorjahr (Freiburg) gibt es nicht. Die Liga besteht aus vielen mittelklassigen Vereinen – das macht sie so spannend.

Wer sind die Absteiger? Bielefeld, Nürnberg und Cottbus haben genügend damit zu tun, die Favoritenrolle von sich zu weisen. Bielefeld hat Stützen wie Reinhardt und Wichniarek abgeben müssen. Bei Cottbus zog sich die Abwanderungswelle durch alle Mannschaftsteile, von Torwart Lenz bis zu Stürmer Topic. Nürnbergs schwerwiegendster Verlust ist der von Cacau. Die Trainer der Absteiger nehmen jetzt oft das Wort „Konsolidierung“ in den Mund. Sollte diese in einen Wiederaufstieg münden, hätte keiner was dagegen.

Wer sind die Aufsteiger? Beim VfL Osnabrück ruhen die Hoffnungen in erster Linie auf Trainer Pagelsdorf. Erzgebirge Aue setzt auf das Wir-Gefühl. Unterhaching betrachtet die Regionalligasaison nur als Betriebsunfall, sieht die Zweite Liga als dauerhafte Heimat. Und Jahn Regensburg, der vierte Aufsteiger? Der vertraut auf eine sichere Abwehr und die Heimstärke, zwei Elemente, die den Aufstieg möglich gemacht haben.

Wer steigt auf? In der Zweiten Liga gibt es 18 Vereine und 18 Aufstiegsfavoriten. Bei einigen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie es schaffen, allerdings größer als bei anderen. Die Absteiger zählen automatisch zu den Favoriten, hinzu kommen die Fast-Aufsteiger Mainz und Fürth sowie Alemannia Aachen und der MSV Duisburg, der über die Erfahrung von fast tausend Bundesligaspielen verfügt. Es könnte aber auch sein, dass einer der Favoriten absteigt – so wie St. Pauli in der vergangenen Saison.

Wer steigt ab? Aue. Weil der Kader nicht mehr als eine Regionalauswahl darstellt. Prominentester Neuer ist Zwetomir Tschipew, der mit der Erfahrung von 56 Zweitligaspielen protzt. Der Kader kann ein Bundesligaspiel aufweisen (Noveski für Rostock). Auch ein heißer Kandidat ist Regensburg. Die haben knallrote Trikots, aber eine farblose Mannschaft. Es könnte aber auch sein, dass einer der Abstiegskandidaten aufsteigt – so wie St. Pauli vor zwei Jahren.

Wer sind die Stars? Wenn Leverkusen abgestiegen wäre, hätte die Zweite Liga echte Stars bekommen. Lucio, Ramelow und Nowotny wollten Bayer auch im Abstiegsfall treu bleiben. Generell aber ist die Liga nur bedingt starkompatibel. Es gibt ein paar alternde Heroen, die ihre Karriere ausklingen lassen, darunter drei ehemalige deutsche Nationalspieler. Stephan Paßlack (Nürnberg), Karlheinz Pflipsen (Aachen) und René Schneider (Osnabrück) kommen auf sechs Länderspiele – zusammen.

Wer sind die Lieblinge der Fans? Wenn Ansgar Brinkmann (Ahlen) oft genug vom DSF interviewt wird, lässt sich diese Frage eindeutig beantworten. Brinkmann sagt nicht, was er denkt, sondern, was er fühlt. Das kommt immer gut an. So ähnlich ist es mit Willi Landgraf von Alemannia Aachen, der 444-mal in der Zweiten Liga gespielt hat und noch 35 Einsätze braucht, um den Rekordspieler Joe Montanes abzulösen.

Wer sind die Trainer? Arbeitslosigkeit kann nerven. Auch gestandene Trainer. „Ich würde auch einen Bezirksligisten trainieren, wenn alles passt“, hat Frank Pagelsdorf dem „Kicker“ verraten. 21 Monate lang war er ohne Job, dann fand er einen neuen Klub. Keinen Bezirksligisten, sondern den Aufsteiger Osnabrück. Pagelsdorf trifft auf prominente Kollegen, zum Beispiel Eduard Geyer (Cottbus), Stefan Kuntz (Ahlen), Jörg Berger (Aachen) und Benno Möhlmann (Bielefeld).

Wer sind die Fans? Die schönsten Gesänge sind in Aue zu hören. Der Verein wird als „Schalke des Ostens“ bezeichnet, wegen des Bergbaus in der Region. Deshalb auch der Schlachtruf der Fans: „Wir kommen aus der Tiefe, wir kommen aus dem Schacht – Wismut Aue, eine Fußballmacht!“

Was geben die Stadien her? In Cottbus haben sie sich eine moderne Tribüne hochgezogen, die Kapazität steigt auf 22 500 Plätze. Das beste Stadion steht in Mainz. Wenn es in den Neunzigerjahren regnete, standen die Fans knöcheltief im Matsch. Jetzt ist alles besser: Das Stadion am Bruchweg ist hochmodern. Überdacht, nah am Spielfeld. Die Südtribüne hat den schönsten Spitznamen: „Kümmerling-Tribüne“.

Wie wird der Mangel verwaltet? Die 18 Vereine haben nur etwas mehr als 600 000 Euro für Verstärkungen lockergemacht. Das Zuschaueraufkommen droht zu schrumpfen: Mit Köln, Freiburg, St. Pauli, Frankfurt und Braunschweig haben sich die fünf Klubs aus der Liga verabschiedet, die in der vorigen Saison die meisten Zuschauer hatten. Der Gesamtetat beträgt 121 Millionen Euro. Bielefeld setzt das meiste Geld ein (elf Millionen), Oberhausen am wenigsten (4,3 Millionen). Aber wie sagt der Cottbuser Trainer Geyer? „Der Etat steigt nicht auf.“ kad/AG/sth

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