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Sport: Die Unschuld verloren

Nach der Euphorie beim Meister Krefeld gibt es nun ein Ultimatum

Krefeld. Butch Goring feiert heute ein Dienstjubiläum. Ein kleines nur. Das einjährige. Am 21. November 2002 hat er bei den Krefelder Pinguinen als Sportdirektor angefangen. Seitdem ist viel passiert. Goring hat den Trainerjob von Chris Valentine übernommen, ist mit Krefeld Meister geworden, hat danach eine nicht so talentierte Truppe zusammengestellt, ist mit ihr in den Tabellenkeller abgerutscht und hat von seinem Klub nun ein Ultimatum bekommen. Das würde ihn den Job kosten, wenn er nicht heute beim EHC Eisbären (19.30 Uhr, Sportforum) oder am Sonntag gegen Augsburg gewinnt. Viel Stoff für zwölf Monate. Aber Eishockey ist nun mal der schnellste Teamsport.

Das beschauliche Krefeld hat seine Unschuld längst verloren. Seit die Pinguine am 8. Dezember 2002 gegen die Eisbären ihr erstes Spiel unter dem Trainer Goring bestritten und 5:4 gewonnen haben, hat ein furioser Stimmungsbogen alles verändert. Mit dem Meistertitel sind die sportlichen Erwartungen gestiegen, und mit dem Baubeginn einer teuren Eisarena auch die wirtschaftlichen. „Unsere Geduld ist begrenzt“, sagt der Vereinsboss Wilfrid Fabel angesichts des viertletzten Tabellenplatzes und einer dramatisch sinkenden Zuschauerzahl. „Wenn es an die Einnahmen geht, muss man was unternehmen“, poltert er und hat dem Trainer Goring in dieser Woche sechs Punkte aus drei Spielen verordnet. Die ersten drei Zähler haben die Krefelder beim 2:0 in Iserlohn geholt. Fabel sagt: „In Berlin rechne ich mir nicht viel aus.“ Demnach würde ein Heimsieg gegen Augsburg am Sonntag reichen, um Goring vorerst den Job zu sichern.

Dass die Vereinsführung nicht zimperlich ist, weiß man, seit sie vor einem Jahr den beliebten Trainer Valentine entmachtet und durch Goring ersetzt hat. Auch jetzt werden bereits Kandidaten für Gorings Nachfolge gehandelt. Zum Tschechen Peter Ihnacak und zum Coach vom Team USA, Peter Laviolette, werden den Krefeldern Kontakte nachgesagt. Goring hat bei Fabel vor allem dadurch Kredit verspielt, dass es ihn in mehrtägigen Trainingspausen eilig in die USA zog, wo seine Freundin wohnt. Von der emotionalen Ausgeglichenheit des Übungsleiters erwartet niemand Besserung im Krefelder Team.

Goring verbreitete nach den jüngsten Siegen gegen Freiburg und Iserlohn zwar schon Hoffnung und tönt, „jetzt können wir langsam wieder an die Play-offs denken“. Wie weit das Team aber von der Liga-Elite entfernt ist, könnte sich heute zeigen. Vor dem Spiel haben sich die Pinguine noch verstärkt, gestern unterschrieb der 32-jährigen russische Starspieler Alexander Seliwanow aus St. Petersburg einen Vertrag bis Saisonende.

Ulrich Hartmann

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