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Sport: Die verletzte Mannschaft Albas Basketballteam besteht derzeit vor allem aus Ersatz

Bonn. Mit hängenden Schultern und ausdruckslosem Blick schlurfte Vladimir Petrovic aus der Kabine von Alba Berlin.

Bonn. Mit hängenden Schultern und ausdruckslosem Blick schlurfte Vladimir Petrovic aus der Kabine von Alba Berlin. Der 26-Jährige sah aus wie der unglücklichste Basketballspieler der Welt. „Es ist einfach nur frustrierend und deprimierend“, sagte der jugoslawische Flügelspieler des Deutschen Meisters. „Vor dem Spiel dachten wir, wir könnten hier vielleicht gewinnen. Trotz der ganzen Verletzten. Aber es ging nicht.“ Mit 99:79 (53:35) hatten die Telekom Baskets Bonn den ersatzgeschwächten Champion in der Bundesliga bezwungen. Die 3500 Zuschauer in der ausverkauften Hardtberghalle hatten vor Freude geschrien, getobt und getrampelt. Für Tabellenführer Bonn war es der neunte Saisonsieg bei nur einer Niederlage. Alba Berlin hat dagegen erst sechs Spiele gewonnen.

Alba trat in Bonn mit einem Rumpfteam an: Coach Emir Mutapcic musste auf die verletzten Nationalspieler Marko Pesic, Stefano Garris, Mithat Demirel sowie auf Szymon Szewczyk, Guido Grünheid, Heiko Schaffartzik und Tommy Thorwarth verzichten. Petrovic trat trotz einer Kapselverletzung am Finger an. Aufbauspieler DeJuan Collins spielte fast 40 Minuten, denn die Berliner konnten keinen anderen Aufbauspieler aufbieten. Nur während der letzten vier Spielsekunden, nach seinem fünften Foul, stand er nicht auf dem Platz. Vier Akteure vom Zweitligisten TuS Lichterfelde waren im Berliner Kader. Nachwuchsmann Sascha Leuthoff (22) spielte fast 30 Minuten. Denn einer Spielverlegung, um die Berlin gebeten hatte, hatten die Bonner nicht zugestimmt.

Mutapcic sprach nach dem Spiel nur sehr leise und sah so frustriert aus wie Petrovic. Sein Resümee: „Wir haben zu viele Verletzte – da kann man in Bonn nicht gewinnen.“ Den Bonnern war das alles völlig egal. „Ich habe lauter gute Spieler gesehen – und zwar auf beiden Seiten“, sagte Bonns Coach Predrag Krunic. „Mein Team hat heute gezeigt, was ich von ihm erwarte.“ Und das sah so aus: Nur nach dem ersten Viertel stand es ausgeglichen 22:22, danach war das Spiel nicht mehr offen. Mit 31:13 gingen die zweiten zehn Minuten an die Bonner, die sich plötzlich in einen Rausch spielten. Aus einer starken Defensive heraus zelebrierten sie ein brillantes Fastbreakspiel. Der überragende Angreifer Altron Jackson holte in der ersten Halbzeit 17 seiner insgesamt 33 Punkte. Alba fand kein Mittel gegen das schnelle Spiel. Auch die starke Leistung von Berlins bestem Werfer Jovo Stanojevic (24 Punkte, 10 Rebounds) half dem kraftlosen Team nicht. Und so konnte Bonn in der zweiten Hälfte das Tempo drosseln und sich Leichtsinnigkeiten erlauben. Es reichte immer noch zum Sieg mit 20 Punkten Vorsprung.

Gefragt, ob Alba neue Spieler verpflichten wolle, gab sich Mutapcic ratlos: „Neue Spieler kosten Geld. Außerdem haben wir keine Zeit.“ Schon am Donnerstag tritt Alba in der Europaliga in Piräus an. Bei allem Frust gelang es Petrovic, der Niederlage etwas Positives abzugewinnen: „Von nun an kann es nur besser werden. Schlechter geht es nicht."

Christiane Mitatselis

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