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Sport: Die Versöhnung der lustigen Musikanten

Stevens und Thon legen ihren Zwist bei

Wenn ein verdienter Fußball-Nationalspieler wie Olaf Thon Abschied feiert, hat sogar Huub Stevens seinen Spaß. Der derzeit leidgeprüfte Trainer der Berliner Hertha gehörte bei Thons letztem Kick gegen Bayern München (0:1) zu den Ehrengästen – und zu den Laudatoren, in einer Reihe mit Franz Beckenbauer und Rudi Assauer. Als der scheidende Schalker von allen Seiten mit Lob überschüttet wurde, war auch Stevens zur Stelle. Thon sei „ein Gefühlsfußballer“ gewesen, sagte der frühere Trainer des FC Schalke 04, unter dessen Regie Thon Uefa-Pokalgewinner, Vizemeister und zweimal DFB-Pokalsieger wurde.

„Das Wichtigste war, daß Olaf immer nach seinem Gefühl gespielt hat“, sagte Stevens. Mit diesen Worten traf er nicht nur bei Thon den Ton. Die Schalker Fans jubelten dem Fußballlehrer zu, als wäre er noch einer der Ihren.

Ein bisschen Wohlwollen für den Kapitän der Schalker war noch nicht alles, was Stevens zu leisten hatte. Da der Abend mangels sportlicher Klasse unter dem Motto „Musik ist Trumpf“ stand, reihte sich auch Stevens in die Phalanx der lustigen Musikanten ein. Er legte seinen Arm um Thon, schon war der alte Zwist vergessen und vergeben. „Man hätte manches in Gesprächen viel besser lösen können", hatte Thon vor dem Abschied gesagt, „aber wir sind zusammengeblieben. Ich freue mich, dass Huub Stevens zugesagt hat, er war einer der besten Trainer, die ich hatte.“ Stevens merkte in seiner Laudatio an, Thon habe „ab und zu provozieren wollen“, aber das sei nicht weiter schlimm gewesen. Was zählte, war an diesem Abend das musikalische Ergebnis: Angeführt von Kapellmeister Stevens, dem Schalker Trainer von einst, brachten die Schalker, die 1997 den Uefa-Pokal gewannen, ihrem Spielführer das von Fans geschriebene Lied als Ständchen dar, das an jenen Mailänder Maiabend erinnert. „Wir schlugen Roda, wir schlugen Trabzon, wir schlugen Brügge sowieso. Valencia, Teneriffa, Inter Mailand, das war die Show."

Thon zeigte sich ergriffen. „Was ihr gerade gesungen habt, war der schönste Song in meinem Leben.“ Der Gewinn des Europapokals sei sein „größter Titel“ gewesen, wertvoller noch als der Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft 1990. Diese Mannschaft habe alles gegeben und manchmal mehr als das. Einige Spieler hätten „gekämpft bis zum letzten Knorpel“ und bleibende Schäden davongetragen. Manager Assauer nahm Thon als einen der glorreichsten und beliebtesten Fußballspieler des Klubs in die Hall of Fame des FC Schalke 04 auf. Zu diesem exklusiven Kreis gehörten bisher nur drei Spieler, die für unvergänglichen sportlichen Ruhm stehen. „Du wirst in einem Atemzug genannt mit Ernst Kuzorra, Fritz Szepan und Stan Libuda, darauf sind wir sehr stolz.“

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