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Glücksgefühle. Angelique Kerber bejubelt das 6:4, 6:3 über Monica Niculescu. Foto: dpa

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Sport: Die Vierte ist die Erste

Angelique Kerber stand lange im Schatten des deutschen Fed-Cup-Trios, bei den US Open gelingt ihr mit dem Einzug ins Viertelfinale der Durchbruch

Andrea Petkovic glaubt an Hokuspokus, und deshalb ist sie auch von ihren hellseherischen Fähigkeiten überzeugt. „Ich habe vor den US Open allen gesagt, dass sie sich in Acht nehmen sollen – die Angelique wird hier durchgehen“, sagte sie nun triumphierend, denn sie hatte Recht behalten. Dass Angelique Kerber allerdings bis ins Viertelfinale des letzten Grand Slams der Saison vorpreschen würde, hätte wohl selbst die kühne Petkovic nicht vorherzusagen gewagt. Mit ihrem 6:4 und 6:3-Sieg über die Rumänin Monica Niculescu gelang Kerber in Flushing Meadows der bisher größte Coup ihrer Karriere. Im Viertelfinale wartet nun die Italienerin Flavia Pennetta. Seit Anke Huber vor elf Jahren war in New York keine deutsche Spielerin mehr unter die letzten Acht gekommen.

„Ich bin einfach nur glücklich“, sagte die 23 Jahre alte Kerber, „ich habe in den letzten Wochen zwar hart trainiert, aber dass der Erfolg so schnell kommt, hätte ich nie gedacht.“ Aber deshalb war sich Petkovic ihrer Prognose auch so sicher gewesen, denn sie hatte im Sommer gemeinsam mit Kerber die dreiwöchige Vorbereitung auf die Hartplatzsaison in der Akademie von Rainer Schüttler absolviert. Sprinten, Bankdrücken, Konditionstraining, das volle Programm. „Ich muss zugeben, dass ich die Fitness öfter mal habe schleifen lassen“, sagte sie, „es ist unglaublich, welchen Unterschied das ausmacht.“ Die ersten Früchte trug die Arbeit in Dallas vor den US Open, wo sie sich ins Halbfinale vorkämpfte. „Bei der Hitze wäre ich früher gestorben“, gab sie zu, „jetzt fühle ich mich körperlich gut, und ich glaube vor allem endlich an mein Spiel.“

Kerber hatte vor einem Jahr erstmals auf sich aufmerksam gemacht. Die Kielerin erreichte ihr erstes WTA-Finale in Bogota, kletterte auf Rang 45, nachdem sie es in Wimbledon in Runde drei geschafft hatte. Sie schien ähnlich viel zu versprechen, wie ihre Fed-Cup-Kolleginnen Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki, die am Sonntag im Achtelfinale mit 2:6, 3:6 an Vera Swonarewa scheiterte. Doch während das deutsche Trio seit einem Jahr durchstartet, fiel Kerber bis auf Platz 92 der Rangliste zurück. „Ich war auch öfter verletzt und spielte nicht konstant.“

Das neue Trainerteam mit dem Coach Benjamin Ebrahimzadeh und Mentaltrainer Larry Willens hat nun einen Wandel bewirkt. „Für mich ist es ganz wichtig, diese Unterstützung von ihnen zu spüren“, sagte Kerber, „und es ist doch viel einfacher, als mit meinem Vater zu arbeiten.“ Zuvor hatte Slawek Kerber seine Tochter trainiert, Mutter Beata ist als ihre Managerin stets an Kerbers Seite.

Kerber könnte auch für Polen im Fed Cup spielen. Sie wählte Deutschland, fühlt sich dem Nachbarland aber sehr verbunden, nicht nur, weil sie ihre Großeltern dort oft besucht. Auch auf der Tour hat Kerber oft Gelegenheit, ihre zweite Muttersprache zu sprechen, seit Kindheit ist sie mit der Weltranglistenersten Caroline Wozniacki befreundet. Im Sommer war Kerber zum Geburtstag der Dänin eingeladen, danach urlaubten sie auf Mauritius – ohne Tennisschläger. Das Training mit Wozniacki hat Kerber auch eine wichtige Erkenntnis gebracht: „Ich kann mit ihr mithalten, mir fehlt da nicht viel.“

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