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Sport: Die Vorzüge von Hühnerfleisch

Centerspieler Jovo Stanojevic entwickelt sich bei den Basketballern von Alba Berlin zum wichtigsten Spieler in der Offensive – allein sein Gewicht bereitet dem Trainer noch Sorgen

Überraschend schickte Trainer Emir Mutapcic im letzten Viertel Jovo Stanojevic auf das Spielfeld. Eigentlich war das Bundesligaspiel gegen Iceline Karlsruhe längst gewonnen, die Basketballer von Alba Berlin benötigten die Hilfe ihres besten Spielers nicht mehr. Trotzdem durfte der serbische Center noch einmal kurz eingreifen. Wahrscheinlich hat ihn Mutapcic jedoch nur eingewechselt, um ihn noch einmal auswechseln zu können. Als nämlich Jovo Stanojevic vier Minuten vor Spielschluss endgültig vom Parkett ging, erhielt er einen besonderen Lohn für seine Leistung: Viele der 5969 Zuschauer erhoben sich von den Sitzen und klatschten stehend Beifall.

„Wichtig ist, dass wir als Mannschaft gewonnen haben“, sagte Jovo Stanojevic nach dem 84:66 über Karlsruhe brav. Seinen eigenen Beitrag möchte er nicht besonders erwähnen. Irgendwann sagt er aber doch: „Es war eines meiner besten Spiele in der Bundesliga.“ 32 Punkte bedeuteten einen neuen Rekord für ihn in der Bundesliga, dazu holte er noch elf Rebounds. Trainer Mutapcic sagt: „Er geht nach vorne.“

Tatsächlich hat sich Jovo Stanojevic im Vergleich zur vergangenen Saison in der Offensive verbessert. 18,1 Punkte erzielte er in den ersten sieben Spielen durchschnittlich, im Vorjahr kam er in der Hauptrunde auf 15,5 Punkte. Stanojevic entwickelt sich allmählich zum wichtigsten Scorer bei Alba. In den letzten drei Spielen war er jeweils bester Werfer seines Teams. Da trifft es sich gut für Alba, dass Stanojevic als einer der wenigen Spieler im Team einen Zweijahresvertrag besitzt.

Der Trainer führt Stanojevics neue Stärke auf eine veränderte Offensive zurück. „Wir spielen nicht mehr so statisch.“ Die Mannschaft setzt ihren 2,07 Meter großen Center besser in Szene. In der vorigen Saison sind oft die hohen Anspiele auf ihn nicht angekommen, nun funktionieren sie besser. Vielleicht fordert ihn auch die gestiegene Konkurrenz durch Szymon Szewczyk heraus. Der Pole bot sich zuletzt mit verbesserten Leistungen an. Tatsächlich ist die durchschnittliche Spielzeit für Stanojevic von 30:19 Minuten in der Hauptrunde 2003/2004 auf 25:50 Minuten gesunken. Seine Punkteschnitt aber stieg.

Stanojevics Bestleistung ruft beim Trainer nicht nur Begeisterung hervor. „Es wäre mir lieber, wenn sich die Last in der Offensive künftig wieder mehr auf die ganze Mannschaft verteilen würde.“ Sonst ist Alba in Zukunft leichter auszurechnen. Auch Jovo Stanojevic fürchtet, dass seine gute Form auch dem morgigen Gegner im Uleb-Cup, Vadkakasok Debrecen (18 Uhr, live auf TV Berlin), aufgefallen sein dürfte. „Wahrscheinlich werde ich in den nächsten Spielen wieder von zwei Spielern gedeckt“, sagte Stanojevic. Das hatte ihm in der vergangenen Saison oft Probleme bereitet, weil er nur selten den freien Spieler fand. Mutapcic glaubt, dass sich auch das geändert hat: „Er passt den Ball jetzt besser weiter.“

Gegenwärtig bereitet Stanojevic dem Trainer nur in einem Punkt Sorgen. „Er hat Probleme mit dem Gewicht“, sagt der Trainer. Zurzeit isst Stanojevic vor allem Fisch, Hühnchen und Gemüse, um sein ideales Wettkampfgewicht von 117 Kilogramm zu halten. Etwas skeptisch sieht Mutapcic daher den Weihnachtsfeiertagen entgegen, wenn der Weihnachtsbraten ins Spiel kommt. Stanojevic kann ihn beruhigen. „Ich bin griechisch-orthodox“, sagt der Serbe, „wir feiern erst am 7. Januar Weihnachten.“ Zu diesem Zeitpunkt spielt Alba längst wieder und dürfte seinen Center erneut unter Kontrolle haben. Vor allem kulinarisch.

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