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Sport: Die weite Welt der Wuhlheide Wie der 1. FC Union seine Zukunft plant

Berlin - Es ist eng im Freizeit- und Erholungszentrum in der Wuhlheide. Dort, wo sonst Kindertheater gezeigt wird, drängen sich am Donnerstagabend 885 Mitglieder des 1.

Berlin - Es ist eng im Freizeit- und Erholungszentrum in der Wuhlheide. Dort, wo sonst Kindertheater gezeigt wird, drängen sich am Donnerstagabend 885 Mitglieder des 1. FC Union. Die Menschen sitzen auf den Treppenstufen, die Luft ist warm und stickig. Und die Nachrichten sind schlecht.

Die Mannschaft ist aus der Zweiten Bundesliga abgestiegen, die Lizenz für die Dritte Liga bekommen die Berliner nur, wenn sie der Deutschen Fußball-Liga bis zum 9. Juni eine Liquiditätsreserve von 1,46 Millionen Euro vorlegen. Der Bericht der Wirtschaftsprüfer zeigt, warum das so ist: 3,2 Millionen Euro Verlust weist die Bilanz für die Saison 2002/2003 auf, für die aktuelle Spielzeit rechnen die Prüfer mit einem Minus von 800 000 Euro. Im kommenden Jahr muss Union sich mit einem Mannschaftsetat von nur 1,2 Millionen Euro begnügen. Ein sofortiger Wiederaufstieg in die Zweite Liga ist damit kaum möglich.

Die Stimmung bei der Versammlung ist gereizt, doch erstaunlicherweise bleibt fast alles ruhig. Das liegt vor allem am neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Antonio Hurtado. Der 44-jährige habilitierte Ingenieur, geboren in Spanien und aufgewachsen im Ruhrgebiet, bringt einen Hauch von weiter Welt nach Köpenick. Man solle die alten Geschichten ruhen lassen, sagt Hurtado. Er verkündet, dass der Hauptsponsor, die Berliner Stadtreinigung, den Vertrag zu gleichen Bezügen in der Dritten Liga fortsetze. „Wir müssen die Situation als Chance begreifen, einen Neubeginn zu starten“, sagt er. Und: „Wir müssen uns anspruchsvolle Ziele setzen.“

Am Ende wird der von Hurtado vorgeschlagene Aufsichtsrat mit großer Mehrheit gewählt. Ein paar Plätze bleiben vorerst frei. Für einen potenziellen neuen Investor und, nach Hurtados Wunsch, für Michael Kölmel, den Kinowelt-Chef, der die Rückzahlung seines Neun-Millionen-Darlehens bis 2005 gestundet hat. Dass Kölmel selbst erschienen ist, rechnen ihm die Anhänger hoch an. Er wird bejubelt. Vielleicht, so die Hoffnung vieler, wird der Medienunternehmer noch einmal einspringen und Union retten.

Es ist fast Mitternacht, als die Mitglieder den Saal verlassen. Sie haben die Worte Hurtados im Kopf, dass ein Aufstieg in die Erste Liga vor 2010 „mehr als nur eine Vision“ sei. Und so etwas hören Fans dann doch lieber als schlechte Nachrichten.

Steffen Hudemann

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