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Hat es besser. Ross Mauermann (links) von den Fischtown Pinguins Bremerhaven hat natürlich als gebürtiger US-Amerikaner längst einen deutschen Pass.

© IMAGO/Eibner

Die Welt ist ganz schön Scheibe, Teil 9:: Ausbürgerungswelle im deutschen Eishockey!

Satireserie, Teil 9: Immer mehr deutsche Eishockey-Profis wollen einen nordamerikanischen Pass. Doch es gibt Widerstand aus der Liga.

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Unsere Satireserie ist zurück, püntklich zum Saisonstart in der DEL. Gab ja wenig zu lachen in den vergangenen zwei Jahren, aber nun geht es lustig weiter, mit Teil 8:

Der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) steht eine kleine Revolution bevor. Eine neugründete Spielervereinigung will für Chancengleichheit in Deutschland geborener Spieler kämpfen. In der nordamerikanisch geprägten Klubstruktur sehen sich deutsche Profis benachteiligt, weil eben oft die Gnade nordamerikanischer Geburt nötig ist, um ein umworbener deutscher Profi zu werden.

Die Pinguins Bremerhaven würden das seit Jahren vormachen, der Erfolg an der Küste sei auch ein Erfolg des Bürgeramtes, sagt Mo Mulla, Vorsitzender der Vereinigung PADSNNV (Profis auf der Suche nach nordamerikanischen Vorfahren).

Laut Mulla erhöhen sich die Chancen auf einen guten Vertrag für einen in Deutschland geborenen Eishockeyspieler deutlich, wenn er auch einen kanadischen oder US-Pass vorweisen kann. „Dann kann ich zum Beispiel als Deutschkanadier auflaufen. Uns deutsche Spieler nimmt doch sonst keiner ernst“, sagt Mulla, der früher Moritz Müller hieß.

Der Kapitän der Kölner Haie weiter: „Ich habe richtig Glück gehabt. Vergangenes Jahr habe ich einen Großonkel aufgetrieben, der schon mal in Calgary war.“ Seit drei Wochen hat Mulla nun seinen kanadischen Pass und wartet jetzt auf seine Einbürgerung. Seinen deutschen Pass hat er erst einmal abgeben. „In sechs Wochen ist es so weit“, sagt Mulla. Bis dahin sitzt er allerdings als überzähliger Ausländer bei den Haien auf der Tribüne.

Das Problem haben sie bei Red Bull München nicht. Manager Christian Winkler sagt: „Wir hatten zum Glück noch zwei Kontingentstellen frei.“ Somit können der Neu-US-Amerikaner Matt Lowerberger (früher Mathias Niederberger) und der Neu-Kanadier Dan from the Birches (Danny aus den Birken) sich weiterhin im Tor des Titelkandidaten abwechseln. Winkler: „Beide bekommen bald ihren deutschen Pass, das Bürgeramt in München ist fix.“

Das Vorhaben der neuen Spielergewerkschaft sehen nicht alle Klubs mit Freude

Aus der Liga kommt allerdings auch Kritik an der PADSNNV. Besonders die Fischtown Pinguins fühlen sich benachteiligt. Manager Alfred Prey spricht von „kultureller Aneignung“. Im Kader der Norddeutschen sind aktuell neun Spieler, die ihren deutschen Pass erst als Eishockeyprofi erhalten haben. Jahrelang hätten die Pinguins gemeinsam mit dem Bürgeramt gute Einbürgerungsarbeit betrieben und viel Kreativität gezeigt. „Was wäre denn, wenn wir die Idee mit dem Nachwuchszentrum von Red Bull in Salzburg kopiert hätten? Etwa in Wilhelmshaven? Der Aufschrei wäre doch groß gewesen!“, sagt Prey.

Die DEL will nun prüfen, wie weit der Vorstoß der PADSNNV rechtens ist. Geschäftsführer Gordon Trippsy (vormals Gernot Tripcke) sagt allerdings: „Im Zuge der Gleichberechtigung ist das für die Walmart German Hockey League doch nur gut. Wir werden den vielen Spielern, die sich nun über den Umweg Kanada, USA oder auch Osteuropa eindeutschen wollen, keine Steine in den Weg legen.“

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