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Sport: Die Welt zu Gast

Äquatorialguinea will Ruhm beim Africa-Cup – und siegt zum Start mit einem eingebürgerten Team.

Der Zaun wackelte bereits, die Luft war von Tränengas geschwängert – lange hätten die Polizisten dem Druck der fanatischen Fußballfans kaum standgehalten. Um ein Haar hätte der Afrika-Cup schon vor dem Eröffnungsspiel ein Desaster erlebt. Nur eine Handvoll israelischer Sicherheitskräfte, die vor dem Auftakt zwischen Gastgeber Äquatorialguinea und Libyen entschieden, ein Haupttor des neu erbauten Stadions von Bata zu öffnen, das unter dem Druck hunderter Fans wankte, verhinderte eine Massenpanik.

Nachdem der Afrika-Cup vor zwei Jahren in Angola wegen des bewaffneten Überfalls auf das Nationalteam Togos traurige Berühmtheit erlangt hat, scheint auch die diesjährige Auflage in Äquatorialguinea und Gabun nichts für schwache Nerven zu werden. Angesichts der Euphorie der Fans dürften die Organisatoren froh gewesen sein, dass Äquatorialguinea gegen Libyen 1:0 gewann. Kaum auszudenken, welche Folgen eine Niederlage der Gastgeber für die aufgeheizte Stimmung in der überfüllten Arena gehabt hätte.

So war es Siegtorschütze Javier Balboa, genannt „Rocky“, der drei Minuten vor Schluss der Partie bei einem Konter die Nerven behielt und mit seinem Siegtreffer eine ganze Nation in einem Freudentaumel versetzte. Der gebürtige Madrilene, dessen Eltern sich Anfang der achtziger Jahre nach Spanien abgesetzt hatten, verschaffte seinem Team somit auch eine Sonderprämie von einer Million US-Dollar. Die hatte der Sohn des Staatspräsidenten Teodoro Obiang Nguema Mbasogo für den Siegfall ausgesetzt, um die Motivation der Spieler zu steigern. „Ach, das Geld hat nicht den Ausschlag gegeben. Wir wollten für das Volk und für unser Land gewinnen“, jubelte der Torschütze, der mal ein paar Spiele für Real Madrid bestritten hat.

Geld spielt – zumindest für die kleine Elite Äquatorialguineas – tatsächlich kaum eine Rolle. Das kleine Land mit seinen 1,2 Millionen Einwohnern verfügt über reiche Erdölvorräte vor der Küste. Die bescheren der diktatorisch geführten ehemaligen spanischen Kolonie immense Reichtümer. Präsident Obiang führt das westafrikanische Land nominell als parlamentarische Demokratie, handelt aber wie ein Diktator. Regelmäßige Menschenrechtsverletzungen und systematische Unterdrückung der Opposition führten Äquatorialguinea in die Rangliste der zehn weltweit korruptesten Staaten.

Nun soll der Fußball der kleinen Nation zu Ruhm und Ehre verhelfen. Dazu sind alle Mittel recht. Weil es aber weder eine funktionierende Liga noch organisierten Nachwuchsfußball gibt, wurden vor dem Afrika-Cup Spieler aus aller Welt für den 151. der Fifa-Weltrangliste eingebürgert. Gegen Libyen trat das Team des brasilianischen Coaches Gilson Paulo mit fünf gebürtigen Spaniern, zwei Spielern von der Elfenbeinküste und je einem aus Kamerun, Liberia, den Kapverden und Brasilien an, Zweifel an den Spielberechtigungen überhörte der Afrikanische Verband.

Das Team ist trotz allem krasser Außenseiter, dennoch wird von Trainer Paulo erwartet, dass er zumindest das Halbfinale erreicht. Dabei arbeitet Paulo erst seit drei Wochen mit der Mannschaft, nachdem Vorgänger Henri Michel wegen der ständigen Einmischungen der Präsidentenfamilie zurückgetreten war. Der Auftaktsieg erhöht zumindest die Chancen, die hochtrabenden Ziele zu erreichen.

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