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Spielt der Körper mit? Immer wieder plagten Liebers Verletzungen. Foto: p-a/dpa

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Sport: Die Wissenschaft hilft mit

Der Berliner Eiskunstläufer Peter Liebers will bei der EM endlich in die internationale Spitze vordringen.

Zagreb - „Die Halle liegt mir“, sagt Peter Liebers über den Dom Sportova, einen verwitterten Zagreber Altbau mit spätsozialistischem Charme. Und trotzdem ist dieser hässliche Dom zum vierten Mal Austragungsort einer Eiskunstlauf-EM – bezeichnend für den kontinentalen Abstieg einer einst auf großer Bühne glänzenden Sportart. „Eis ist Eis“, sagt sich der viermalige Deutsche Meister. Der Berliner denkt gern an 2008 zurück, als er hier erstmals einen Vierfachtoeloop stand und sich nicht zuletzt deshalb bei seiner ersten EM-Teilnahme von Rang 19 auf Platz 13 verbessern konnte. Auf der damals verheißungsvoll anmutenden Startrampe zu einer international beachtlichen Karriere ist Liebers aber irgendwie stehen geblieben. Platz elf bei der EM 2011 war das bisher beste Ergebnis des Sportsoldaten und Studenten der Biotechnologie.

Jetzt aber soll alles besser werden. Mit dem heutigen Kurzprogramm soll Liebers der Sprung unter die Top Ten Europas gelingen. Dafür hat Liebers, in der Vergangenheit von teils schweren Verletzungen zurückgeworfen, so hart und gründlich wie nie zuvor gearbeitet. Diesmal hat sein Körper nicht gestreikt, und auch sein Kopf scheint frei genug, das Kurzprogramm an diesem Donnerstag und die Kür am Samstag freiweg ohne Hemmungen ins Auge zu fassen. „Man lernt zu schätzen, wie schön es ist, einen Schritt vor den anderen setzen zu können“, beschreibt Liebers seine bis dato erfreulich harmonisch verlaufene Saison mit fünf gut benoteten Wettkämpfen, in der er seine sportlichen und läuferischen Möglichkeiten weiter verfeinert hat.

Peter Liebers kann von einem großen Paket Gebrauch machen, das in diesem Winter für ihn geschnürt worden ist. Da wäre seine langjährige Trainerin Viola Striegler, eine überzeugte Teamarbeiterin. Seine kanadische Starchoreografin Lori Nicol, mit der er im Sommer eine neue Kurzkür einstudiert und die Kür des Vorjahrs ausgeschmückt hat. Sein sportpsychologischer Berater Veit Klenner, der ihm in Zagreb mit Rat und Tat zur Seite steht. Oder das Berliner Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, das seine Sprünge wissenschaftlich begutachtet.

„Ich möchte zeigen, dass ich zu den Topläufern gehöre“, hat er im Dezember bei der von ihm, wenn auch nicht fehlerfrei, dominierten Deutschen Meisterschaft in Hamburg gesagt. „Zwei schöne Programme, zwei Vierfache, und dann gucken wir mal, was rauskommt“, lautet sein Vorsatz für Zagreb. Ohne zwei Vierfachtoeloops und zwei bis drei Dreifachaxel wird sein Ziel, unter den ersten Zehn in Europa anzukommen und so auch für 2014 einen zweiten Startplatz für einen weiteren deutschen Läufer zu erobern, auch kaum in Erfüllung gehen.

Die Chancen stehen nicht schlecht in diesem Jahr, da der 24-Jährige weiter gereift ist und seine Potenziale endlich ausschöpft. „Ich bin deutlich fitter als im vorigen Jahr“, sagt Liebers. Teile seines Krafttrainings hat er sich bei dem befreundeten Rennrodler Toni Eggert abgeschaut und im Sommer hat er mit Inlineskates seine Grundkondition gestärkt. Vor der beschwerlichen Winterreise nach Zagreb hat sich der Berliner Eiskunstläufer auch noch mit Unterwassermassagen und täglichen Eisbädern abgehärtet, um die Durchblutung und Regeneration nach den Trainingseinheiten zu fördern. Nun muss er nur noch cool genug bleiben, das zu zeigen, was er kann. Eine Übung, die ihm in den vergangenen Jahren schwer genug fiel. Roland Zorn

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