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Sport: Die Wucht des Roy Makaay

Der Holländer trifft dreimal beim 4:0 des FC Bayern gegen Ajax Amsterdam in der Champions League

Er hätte es arrogant sagen können oder gehässig oder zumindest ein bisschen stolz. Aber das tat er nicht, als er von den halbherzigen Annäherungsversuchen sprach, die Ajax Amsterdam ihm gegenüber vor ein paar Jahren gemacht hatte. „Beim ersten Mal wollten sie mich nicht unbedingt haben, und beim zweiten Mal war ich ihnen zu teuer“, sagte der Holländer mit gleichgültiger Stimme. Roy Makaay, so scheint es, hat keine Gefühle, die ihn beim ersten Spiel gegen eine holländische Mannschaft seit seinem Wechsel ins Ausland hätten belasten können. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum er das Spiel für seinen FC Bayern München mit seinen drei Toren fast alleine entschieden hat. 4:0 gewannen die Münchner am zweiten Spieltag der Champions League gegen Ajax.

Makaay ist auch in der Champions League die unbeirrbare Konstante bei den Bayern. Sie können sich auf ihren Stürmer einfach verlassen. Das hat jedoch nicht keineswegs dazu geführt, dass sich Makaays Kollegen weniger bemühten. Hasan Salihamidzic etwa oder Owen Hargreaves spielten am Dienstagabend vor 50 000 Zuschauern im Olympiastadion so gut wie lange nicht. Hargreaves erinnerte mit seinem Auftritt gar ein wenig an 2001, dem Jahr des Münchner Champions-League-Sieges, als der Engländer Leistungen von großer internationaler Klasse zeigte. So war sein Zuspiel auf Makaay in der 29. Minute ein Muster an Präzision. Der Holländer nahm den Ball nach dessen Flug über 30 Meter spielend aus der Luft, legte ihn sich noch einmal mit dem Knie vor und erzielte dann aus zwanzig Metern das 1:0 für die Bayern.

Es war ein Schuss von Anmut und Schönheit, und die Verantwortlichen auf der Bank des FC Bayern, allen voran Trainer Felix Magath und Manager Uli Hoeneß, verfolgten seine Entstehungsgeschichte mit offenen Mündern. Übertreffen konnte Makaay dieses Tor kaum noch, aber dafür einen Treffer auf ganz andere Weise erzielen. Es war ein Kopfballtor, mit dem er den Vorsprung in der 45. Minute auf 2:0 erhöhte. Mit dem Rücken stand er nach einem Freistoß Lucios zum Tor, und beförderte den Ball dennoch unhaltbar ins Tor.

Damit hatte Makaay schon einen Klassenunterschied hergestellt zwischen München und Amsterdam. Offenbar hatte der Amsterdamer Trainer Ronald Koeman nicht kokettiert, als er vor dem Spiel behauptet hatte: „Wir erwarten uns gegen München nicht sehr viel, um ehrlich zu sein.“

Vielleicht hatte sich Koeman vorher auch noch einmal die persönliche Bilanz von Roy Makaay angesehen. Seit er zu den Bayern gewechselt ist, hat er bis zum Dienstagabend sieben der acht Münchner Tore in der Champions League erzielt. Gegen Ajax kamen die Treffer acht, neun und zehn hinzu, weil er in der 52. Minute auch noch vom Elfmeterpunkt traf, nachdem Torwart Bogdan Lobont den Münchner Stürmer Claudio Pizarro umgeschubst hatte. Fast wirkte Makaay bei der Ausführung übermütig: Er täuschte an und schoss den Ball nur behutsam in Richtung Tor. Erfolgreich war er trotzdem. Danach war auch noch Zé Roberto an der Reihe, er erhöhte in der 55. Minute auf 4:0. Die Vorlage dazu kam von – Roy Makaay.

Der Münchner Trainer Felix Magath sagte hinterher: „Endlich ist der Knoten geplatzt. Wir haben uns in Europa wieder zurückgemeldet. Ich habe gewusst, dass es irgendwann einmal richtig krachen wird.“ In ihrer Konsequenz war seine Mannschaft kaum wiederzuerkennen im Vergleich zum Spiel vom Samstag gegen den SC Freiburg in der Bundesliga. Die Münchner schoben Ajax Amsterdam ständig vor sich her, sie ließen kaum eine Torchance zu, die beste von wenigen viel versprechenden hatte noch Rafael van der Vaart, als er in der 14. Minute am Ball vorbeirutschte anstatt ihn im verlassenen Tor unterzubringen.

Diesmal mussten sich die Münchner nicht den Vorwurf gefallen lassen, eine mäßige Leistung geboten zu haben. Eine große Gemeinsamkeit haben jedoch im Moment fast alle Spiele des FC Bayern München: Tore von Roy Makaay.

Daniel Pontzen[München]

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