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Sport: Die Wunschspielerin

Song Ah Sim wollte mit 3B Berlin unbedingt den Europapokal gewinnen – jetzt hat sie es geschafft

Berlin - Vor drei Jahren ist in Song Ah Sim ein großer Wunsch geweckt worden. Die Chinesin aus Hongkong saß auf der Tribüne der Anton-Saefkow-Halle in Berlin-Lichtenberg und schaute zum ersten Mal ihrer neuen Mannschaft 3B Berlin zu. Es war ein besonderes Spiel, das Finale des ETTU-Pokals, vergleichbar dem Uefa-Cup im Fußball, die Ränge waren voll besetzt und die Mannschaft spielte begeisterndes Tischtennis. Damit hatten sie Song Ah Sim angesteckt. „Das will ich auch“, sagte sie. Drei Jahre später hat sie sich diesen Wunsch erfüllt. Am Freitagabend gewann 3B wieder den ETTU-Pokal, durch einen 3:0-Sieg beim spanischen Klub Fotoprix Vic.

Es war der fröhliche Abschluss einer Saison, von der 3B-Manager Rainer Lotsch sagt: „Es war die beste, die wir je hatten.“ Daran hat eine Spielerin besonderen Anteil, Song Ah Sim. In der Bundesliga reichte es für 3B zwar wieder nicht zur Meisterschaft, hinter dem TTC Langweid wurden die Berlinerinnen Zweite. Song Ah Sim jedoch sicherte sich den inoffiziellen Titel der besten Spielerin. 26:3 Siege lautet ihre Einzelbilanz, in der Rückrunde verlor die 25-Jährige in der Bundesliga kein einziges Spiel. Ihr Selbstbewusstsein ist inzwischen größer als in den vergangenen beiden Jahren, und durch intensives Training kann sie sich nun auch besser gegen Abwehrspielerinnen durchsetzen.

Manager Lotsch weiß, was er an der Chinesin hat: „So eine wie sie bekommst du nur ganz schwer, und wenn du sie hast, musst du sie ewig festhalten.“ Song Ah Sim bricht schließlich mit den Gepflogenheiten der Branche. Die meisten Weltklassespielerinnen verdienen zwar einen Großteil ihres Gehalts in ihrem Klub, lassen sich dort aber meistens nur zu den Spielen blicken. Song Ah Sim hat einen anderen Weg gewählt. Sie verbringt viel Zeit in Berlin, hat eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Friedrichshain, nicht weit entfernt von der Trainingshalle der Berlinerinnen. Nur noch selten hat sie ein Turnier der weltcupähnlichen Pro-Tour-Serie gespielt. Damit hat sie auch in Kauf genommen, in der Weltrangliste langsam zurückzufallen. Als sie nach Berlin kam, gehörte sie noch zu den besten zwanzig Spielerinnen der Welt. Inzwischen ist die auf Platz 39 abgerutscht. „Sie konzentriert sich ganz auf die Bundesliga, vielleicht ist ihr das viele Reisen bei der Pro Tour auch zu anstrengend“, sagt Lotsch. An der Einzel-Weltmeisterschaft in drei Wochen in Zagreb werde sie auch nicht teilnehmen.

Auch in der nächsten Saison wird Song Ah Sim der Kern der Berliner Bundesliga-Mannschaft sein. Erst einmal spielt sie zwei Monate in der chinesischen Superliga mit. Das ist eine der wenigen Verpflichtungen, die sie außerhalb von Berlin eingeht. Anschließend wird sie sich mit den Berlinerinnen wieder in die Bundesliga stürzen. Ein anderer Wunsch ist in dieser Saison schließlich für sie und ihren Verein offengeblieben: zum ersten Mal Deutscher Meister zu werden. Die Berlinerinnen hatten es selbst in der Hand, verloren jedoch das entscheidende Spiel gegen Meister Langweid.

„In der nächsten Saison werden wir noch ein bisschen besser sein als jetzt“, sagt Lotsch. Die Trainingsgruppe werde um männliche Partner verstärkt, die Mannschaft bleibe aber so zusammen wie bisher. „Wir bleiben bei unserer Art und Weise der kontinuierlichen Arbeit. Das zahlt sich irgendwann aus“, sagt Lotsch. Vielleicht kommt den Berlinerinnen bald auch eine Regeländerung entgegen. Derzeit wird diskutiert, die Zahl der Spielerinnen pro Mannschaft von vier auf drei zu verringern. Die Spitzenspielerin ist in diesem System noch wichtiger. Das kann 3B Berlin nur recht sein. Sie haben Song Ah Sim.

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