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Sport: Die Zukunft des Fußballs

Argentinien wird zum Favoriten für die WM 2006

Nicolas Leoz posierte gewissermaßen in höherem Auftrag mit den Siegern aus Argentinien. In diesem Moment war Leoz kein Paraguayer, dessen Landsleute das olympische Fußballfinale gerade 0:1 gegen Argentinien verloren hatten, sondern Vertreter des ganzen südamerikanischen Kontinents. Und irgendwie hatte es auch seine Richtigkeit, dass Leoz, der Präsident des kontinentalen Fußballverbandes Comnebol, sich zu den großen Nachbarn gesellte. Der neue Olympiasieger nämlich könnte dazu bestimmt sein, den Ruhm des südamerikanischen Kontinents zu mehren.

Olympische Fußballturniere galten immer schon als Vorgriff auf die Zukunft. Nach den beiden letzten Spielen zum Beispiel wurde die künftige Herrschaft der Afrikaner im Weltfußball ausgerufen. Doch weder die SuperEagles Nigeria (1996 Olympiasieger in Atlanta) noch die unzähmbaren Kameruner (Gold in Sydney 2000) konnten bei den folgenden Weltmeisterschaften die schönen Prognosen bestätigen. Nigeria scheiterte 1998 im Achtelfinale, Kamerun schied 2002 sogar schon in der Vorrunde aus.

Dagegen scheint es fast sicher, dass die jungen Gold-Helden aus Argentinien die Zukunft des Fußballs prägen werden – auch wenn Trainer Marcelo Bielsa jede Frage bereits im Ansatz abblockt, die mit morgen oder übermorgen und erst recht mit dem WM-Turnier in vier Jahren in Deutschland zu tun haben könnte. „Ich möchte mich bei jedem Spieler bedanken, ohne einen namentlich zu nennen. Für mich zählt nur die Mannschaftsleistung.“

Immerhin hat Bielsa gesagt, dass er ein gutes Gefühl habe, was die Entwicklung seines Teams betrifft. Allerdings sind fachliche Einschätzungen des Trainers gar nicht unbedingt notwendig. Selbst ein Laie erkennt, dass die argentinische Mannschaft mit äußerster Disziplin, allerhöchstem Tempo und ungewöhnlicher Finesse Fußball spielt. Hinzu kommen außergewöhnlich begabte Individualisten wie der kleine Carlos Tevez, der acht der siebzehn Turniertore für Argentinien erzielte, darunter auch den Treffer im Finale. Oder der Wolfsburger Andres D’Alessandro, der ebenfalls an einigen Toren beteiligt war.

„Nur das Verhältnis zwischen Torchancen und den erzielten Toren hat nicht gestimmt“, rügte Bielsa. Es war sein einziger Kritikpunkt. Ihm schwebt vor, dass bei drei Chancen wenigstens ein Treffer herausspringt. Im olympischen Finale gegen Paraguay hieß das Verhältnis 1:10.

In kaum einem Land der Erde wird über den Stil der Nationalmannschaft so erbittert gestritten wie in Argentinien. Cesar Luis Menotti, der Feingeist der Weltmeister von 1978, predigt immer Kreativität und die persönliche Freiheit der Stars. Carlos Bilardo, 1986 Weltmeister mit Argentinien in Mexiko, steht für die andere Richtung, für Arbeit, Härte, Kontrolle und Verteidigung. Ihrem Nachfolger Marcelo Bielsa könnte es nun gelingen, beide Ideologien in einer Mannschaft miteinander zu versöhnen.

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