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Sport: Die Zukunft enteilt

Otto Rehhagel unterliegt mit Griechenland auch einer hektischen japanischen Mannschaft 0:1

Als alles vorbei war, legte Otto Rehhagel die Hand an die Stirn, um seine Augen vor der tief stehenden Sonne zu schützen. Ein wenig sah es aber auch so aus, als blicke Rehhagel in eine ferne Zukunft. Sie verheißt nichts Gutes für den Trainer der griechischen Fußball-Nationalmannschaft. Auch das zweite Spiel des Confed-Cups hat der amtierende Europameister verloren. 0:1 (0:0) hieß es gestern Abend gegen Japan. „Die Japaner waren eine Klasse besser als wir“, sagte Rehhagel. „Da muss man nicht lange rumdeuteln.“

Den entscheidenden Moment erlebte der deutsche Trainer der Griechen in bequemer Sitzposition auf seiner Bank. Nachdem der eingewechselte Masashi Oguro eine Viertelstunde vor Schluss den einzigen Treffer des Spiels erzielt hatte, wischte sich Rehhagel einmal über den Mund, dann klopfte er seinem Kotrainer Joannis Topalidis dreimal auf die Schulter. Siehst du, schien diese Geste zu bedeuten, habe ich es nicht gesagt. Dieses Szenario hatte sich angedeutet, nachdem Kaji in der 19. Minute das Außennetz des griechischen Tores getroffen hatte. Chance um Chance vergaben die Japaner, so dass Rehhagels Team nur noch hoffte, wenigstens das 0:0 zu halten. Selbst das erwies sich als illusorisch. Allein das Unvermögen ihres Gegners vor dem Tor bewahrte die Griechen vor einem früheren Rückstand und einer höheren Niederlage. „Die Japaner schießen nicht so viele Tore“, sagte Rehhagel. „Wenn sie auch noch eiskalte Torjäger wären, hätten wir heute drei Stück bekommen.“ Mindestens drei.

Bei der Entstehung des 1:0 hatten die Japaner dann sogar noch etwas Glück. Basinas und Kyrgiakos hatten den Pass in die Sturmspitze eigentlich schon abgefangen, doch sie behinderten sich gegenseitig, vertändelten den Ball und erlaubten Shunsuke Nakamura einen zweiten, erfolgreichen Versuch, den Ball in den Strafraum zu spielen. Karagounis kam zu spät, Oguro verwertete den Pass zur Führung der Japaner. „Meine Mannschaft ist total platt“, klagte Rehhagel, „sie ist in keinen Zweikampf gekommen.“ Die Folge: Griechenland ist ausgeschieden.

Die Japaner hingegen rehabilitierten sich für ihr läppisches Auftreten im ersten Spiel gegen Mexiko. Ihr brasilianischer Trainer Zico hatte einen zweiten Stürmer aufgeboten, um das Spiel weiter nach vorne zu verlagern. „Alle haben diese Formation gut verstanden“, sagte er. Am auffälligsten wurde der Wandel durch Hidetoshi Nakata repräsentiert. Im ersten Gruppenspiel hatte er sich noch wie eine Diva aufgeführt, gestern gegen Griechenland fungierte er als allgegenwärtiger Strippenzieher im Mittelfeld. Die japanischen Spieler, allen voran Nakata, zeigten ein beeindruckendes Gefühl für den freien Raum und den freien Mitspieler. „Sie haben den Ball wunderbar laufen lassen“, sagte Rehhagel.

Allerdings kommt ihnen dieses Gefühl abhanden, sobald des Gegners Tor in ihr Blickfeld gerät. Dann schießen sie, wenn sie abspielen müssten, oder dribbeln, wenn sie schießen müssten. „Immer wenn die Spieler eine gute Chance haben, werden sie zu hektisch“, sagte Zico. „Das ist ein psychologisches Problem.“ Es ist nicht zu erwarten, dass sich diese Hektik kurzfristig legen wird.

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