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Da will ich hin. René Adler kehrt nach zwei Jahren ins Nationalteam zurück. Foto: dapd

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Sport: Die Zukunft macht Pause

Bundestrainer Löw nominiert Torhüter René Adler und verzichtet auf ter Stegen und Zieler.

Berlin - Für weitere Auskünfte stand der Bundestrainer nicht zur Verfügung. Das war natürlich schade, weil man aus aktuellem Anlass schon gern gewusst hätte, was Joachim Löw am Donnerstagabend gemacht hat. Ob er um 19 Uhr vor dem Fernseher gesessen hatte, um sich die Europa- League-Spiele der deutschen Teams anzuschauen – und beobachtet hatte, wie Marc-André ter Stegen, der Torhüter von Borussia Mönchengladbach, eine Ecke des Engländers Joey Barton unterlief. Der Ball landete ohne weitere Berührung zum 1:1 für Olympique Marseille im Tor der Gladbacher und war auch ein neuer Beleg, dass der 20 Jahre alte ter Stegen gerade keine besonders glückliche Phase seiner noch jungen Karriere durchlebt.

Spätestens in diesem Moment dürfte Joachim Löw geahnt haben, dass die Nachricht, die er tags darauf verkünden würde, keinen Proteststurm auslösen würde. Ter Stegen fehlt im Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für das Testspiel gegen Holland am kommenden Mittwoch in Amsterdam. Stattdessen hat der Bundestrainer nach zwei Jahren Pause René Adler vom Hamburger SV erstmals wieder eingeladen; außerdem steht mit Schalkes Mittelfeldspieler Roman Neustädter, 24, beim letzten Länderspiel des Jahres ein Debütant im Löws Kader.

René Adler hat im November 2010 (0:0 in Schweden) sein zehntes und bisher letztes Länderspiel bestritten. „Wenn ich daran denke, wo ich vor einem halben Jahr stand, kommt es mir fast wie im Märchen vor“, sagte der 27-Jährige. „Die Nominierung ist eine schöne Belohnung für die harte Zeit.“ Vor einem halben Jahr spielte Adler noch mit der zweiten Mannschaft von Bayer Leverkusen in der Regionalliga. Bei Leverkusens Profis hatte er nach einer Patellasehnenoperation seinen Stammplatz an Bernd Leno verloren, in der Nationalmannschaft an Manuel Neuer. Eigentlich war Adler bei der WM 2010 als Deutschlands Nummer eins vorgesehen, fiel dann aber wegen eines Rippenbruchs für das Turnier in Südafrika aus.

Seine Zeit schien vorbei, bevor sie richtig begonnen hatte. Das Land schwärmte nicht nur von Neuer, sondern auch schon von der nächsten Torhütergeneration mit ter Stegen, Leno, Ron-Robert Zieler oder dem Freiburger Oliver Baumann. Doch die Zukunft legt nun erst einmal eine Pause ein. Die hochgelobten Talente erleben gerade die ersten Krise ihrer Karrieren, wobei Zieler in Amsterdam wegen seiner Roten Karte gegen Argentinien ohnehin gesperrt ist. Ein solcher Knick in der Entwicklung ist nicht untypisch. Auch Neuer und Adler haben diese Phasen erlebt, nachdem sie anfangs in höchsten Tönen gelobt worden waren. Ter Stegen und Zieler bleiben „selbstverständlich weiterhin im Fokus“, sagt Bundestrainer Löw.

Aber sie müssen nun nicht nur um ihre Form ringen, sondern sich auch eines weiteren Konkurrenten erwehren, der das alles schon hinter sich hat und nach den Rückschlägen stärker scheint denn je. Die Begeisterung über Adlers Comeback beim HSV und seine bisherigen Leistungen ist jedenfalls riesig. „Ich habe meine Mitte gefunden“, sagt er selbst. „Es gab noch nie einen besseren Adler als jetzt.“ Vielleicht sollten das nicht nur Marc-André ter Stegen und Ron-Robert Zieler als Drohung verstehen. Stefan Hermanns

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