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Sport: Die Zweiminuten-Strafe

Innerhalb der ersten 120 Sekunden geht Schalke gegen Stuttgart mit 2:0 in Führung – und siegt 3:2

Die Fußballspieler des FC Schalke 04 gewinnen ein Spiel nach dem anderen. Aber auch wenn ihre Siege allmählich zur Gewohnheit werden, verstehen sie es, die Spannung hoch zu halten. Beim 3:2 gegen den VfB Stuttgart gelang ihnen in der Bundesliga unter dem neuen Trainer Ralf Rangnick der fünfte Sieg nacheinander – nie ist ein FußballLehrer in Schalke besser gestartet.

Obwohl die Schalker nach 25 Minuten schon mit drei Toren Vorsprung führten, mussten sie bis zum Schluss um den Erfolg bangen. Trotz des langen Zitterns zeigte sich Rangnick mit dem Ergebnis wie mit dem Erlebnis zufrieden. „Es war ein fantastisches Fußballspiel, und wir stehen jetzt dort, wo wir uns auch am Ende gerne sehen würden – unter den ersten fünf“, sagte er. „Wenn wir so weiterspielen, führt unser Weg automatisch nach oben.“ Viel weiter nach oben wird es aber nicht gehen: Schalke hat Stuttgart vom zweiten Platz verdrängt.

Am Anfang konnte es den Schalkern nicht schnell genug gehen. Schiedsrichter Wack hatte kaum angepfiffen, da bekam Ailton den Ball von Lincoln in den Lauf gelegt – so, wie er es am liebsten mag. Der brasilianische Stürmer rannte allein auf das gegnerische Tor zu und überwand Schlussmann Timo Hildebrand, der dem Stürmer entgegeneilte, aber ein bisschen zu spät dran war. Als Ailton vollendete, waren in der Schalke-Arena gerade einmal achtunddreißig Sekunden vorüber.

Und schon ging es weiter. Die Stuttgarter bekamen nicht einmal die Zeit, sich zu überlegen, ob sie nun schockiert sein oder kühlen Kopf bewahren sollten. Eine Minute nach dem ersten Tor nutzte Mittelfeldspieler Lewan Kobiaschwili einen Torwartfehler zum 2:0. Hildebrand hatte ihm eine Rückgabe genau in die Füße gespielt. „Wenn die ersten zwei Minuten nicht gewesen wären...“, sagte VfB-Trainer Matthias Sammer. „Aber da sie zum Spiel gehören, haben wir verdient verloren.“ Gründe für den Fehlstart wusste Sammer nicht zu nennen. Er sei auf diese Frage vorbereitet, habe „aber noch keine Antwort gefunden“.

Nach den beiden Toren wirkten die Stuttgarter eine Weile konsterniert, entschlossen sich aber, die Partie nicht vorzeitig verloren zu geben. Christian Tiffert traf in der fünften Minute den Pfosten. Die Schalker ließen es ein wenig ruhiger angehen, offenbar in dem Glauben, von diesem Gegner drohe keine Gefahr mehr. Lincoln gelang nach einem präzisen Paß von Ebbe Sand das 3:0 (25.). Was sollte jetzt noch geschehen? Doch das Gefühl des sicheren Sieges verwandelte sich innerhalb weniger Minuten in Verunsicherung. Der VfB nutzte zwei Eckstöße, um den Abstand zu verringern. Erst erzielte Soldo das 1:3 (30.), wenig später gelang Imre Szabics der Anschlußtreffer (33.). Jetzt machten die Schalker solche Flüchtigkeitsfehler, wie sie vorher den Schwaben unterlaufen waren. Cacau vergab kurz vor der Pause die Chance zum Ausgleich.

Im zweiten Durchgang sank das Niveau. Schalke versuchte, den Vorsprung zu halten, und wirkte in der Offensive zaghaft. Schon nach einer Stunde handelten die Gastgeber sich nicht nur von Sammer, der auf seine Uhr deutete, den Vorwurf des Zeitspiels ein. Obwohl Sammer zur zweiten Halbzeit Nationalspieler Kevin Kuranyi für Szabics eingewechselt hatte, kam auch der VfB im Angriff nicht mehr voran – und an Schalkes defensiven Mittelfeldspielern Poulsen und Kobiaschwili kaum vorbei. So blieb die zweite Hälfte, als Gegenstück zur ersten Hälfte, nahezu frei von Torszenen.

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